Nicht nur für den DAX ging es in dieser Woche auf ein Zweijahrestief hinunter, auch die Aktie von Bayer stürzte deutlich ab. Der Grund hierfür war das Urteil im Glyphosat-Prozess in den USA gegen Monsanto, heute eine Tochtergesellschaft von Bayer. Die zuständige Richterin reduzierte zwar die Strafe für Monsanto bzw. Bayer auf nun 78 Millionen Dollar, bestätigte jedoch ein früheres Urteil im Grundsatz. Das Gerichtsurteil war eine Überraschung: Noch vor zwei Wochen sprach die zuständige Richterin Suzanne Bolanos davon, den Fall im Sinne von Monsanto von vorne aufzurollen. Nun wurde jedoch ein Gerichtsurteil aus dem August bestätigt.
Urteil im Glyphosat-Prozess
Monsanto ist nach Auffassung des Gerichts durch Mittel wie Roundup für die Krebserkrankung eines Mannes verantwortlich, der gegen Monsanto geklagt hatte. Das Unternehmen streitet diesen Vorwurf ab. Auch von Bayer kommt hier Unterstützung. Das Unternehmen erachtet das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat als sicher und kündigte an, dass man gegen das Urteil in Berufung gehen will.
Glyphosat ist eines der meistverwendeten, aber wohl auch umstrittensten Unkrautvernichtungsmittel in der Landwirtschaft. Zum ersten Mal ging es nun in einem Gerichtsverfahren um die Frage, ob der Wirkstoff Krebs auslösen kann. Nicht nur Analysten, sondern auch andere Beobachter werten nun die Entscheidung der amerikanischen Richterin als Rückschlag für Bayer. Die Anleger reagierten daher nervös. Die Aktie verlor zeitweise acht Prozent. In den USA liegen zudem derzeit etwa 8.700 weitere Klagen vor.
[info_box]Der Unkrautvernichter Glyphosat ist bereits seit Jahren umstritten. Einige Behörden wie die amerikanische Umweltbehörde EPA oder das Bundesinstitut für Risikobewertung stufen den Stoff nicht als krebserregend ein. Allerdings kam die Krebsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation 2015 zu dem Ergebnis, dass das Unkrautvernichtungsmittel „wahrscheinlich krebserregend“ sei. Die Organisation untersucht allerdings nur, ob ein Stoff theoretisch in der Lage ist, Krebs auszulösen. Die Höhe der Gefahr oder ein konkretes Risiko wird dabei nicht bewertet. Beispielsweise gelten bei der IARC auch heiße Getränke als „wahrscheinlich krebserregend“, Sonnenstrahlen als „sicher krebserregend“.[/info_box]
Vorwürfe gegen Monsanto
Monsanto wird unter anderem vorgeworfen, das Unternehmen habe versucht, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) zu beeinflussen. Forscher sollen zudem für positive Artikel über Glyphosat Geld erhalten haben, was von Monsanto abgestritten wird. Auch die Glyphosat-Gegner sind nicht unbescholten. So wird einem der Sachverständigen, der für die IARC-Bewertung zuständig war, ein Interessenskonflikt vorgeworfen. Christopher Portier soll mindestens 160.000 Dollar von amerikanischen Anwälten erhalten haben, die mutmaßliche Opfer von Glyphosat vertreten.
Glyphosat wurde in den 1970er-Jahren von Monsanto auf den Markt gebracht. Im Jahr 2000 ist das Patent abgelaufen. Auch mehrere Dutzend andere Unternehmen bieten Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat an. Monsanto, das 2016 für mehr als 60 Millionen Euro von Bayer übernommen wurde, ist mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent weiterhin Marktführer.
Wie reagiert Bayer auf das Urteil? Der Konzern nannte die Senkung der Schadenersatzansprüche einen „Schritt in die richtige Richtung“, will aber dennoch in Berufung gehen. Dabei beruft man sich auf jahrelange Erfahrungen, wissenschaftliche Erkenntnisse sowie die Einschätzung von Behörden aus aller Welt, die zu dem Ergebnis gelangen, dass Glyphosat unbedenklich sei.
Auch das Roundup-Nachfolgemittel Dicamba (früher unter dem Namen Roundup Ready Xtend bekannt) im Fokus. Auch gegen dieses Mittel liegen über 180 Klagen in acht amerikanischen Bundesstaaten vor, unter anderem von Obst- und Gemüsebauern. Sie fordern Schadenersatz, da das Mittel von Nachbargrundstücken herübergeweht sei und ihre Pflanzen zerstört haben soll. Auf Bayer könnten somit Klagen mit Schadenersatzansprüchen in Milliardenhöhe zu kommen. Ein weiteres Problem, dem sich Bayer stellen muss, sind Lieferengpässe bei rezeptfreien Medikamenten wie Aspirin.
Folgen für Bayer-Aktie
Wie geht es nach dem Gerichtsurteil nun für die Aktie von Bayer weiter? Als es vor zwei Wochen danach aussah, als würde der Prozess gegen Monsanto neu aufgerollt, reagierten die Anleger an der Börse erleichtert. Diese Entscheidung wurde als Etappensieg gewertet und ließ die Bayer-Aktie zeitweise um mehr als 6,5 Prozent steigen, obwohl auch in dieser Zeit der DAX mit Rückschlägen zu kämpfen hatte. Am Dienstag nach Bekanntwerden des Urteils lag die Aktie jedoch fast zehn Prozent im Minus. Auf einem solchen Tiefstwert lag die Aktie zuletzt Ende 2012. Die Aktie kam damit nahe an ihr Tief aus dem September von 69,40 Euro heran.
Das Urteil aus den USA bringt einige Risiken für Bayer mit sich. Beteuerungen, dass Glyphosat sicher sei, überzeugen an der Börse kaum. Ein großes Risiko ist beispielsweise, dass in den USA noch mehr als 8.000 Klagen anhängig sind. Wenn hier ein ähnliches Strafmaß verhängt wird, kann dies für Bayer sehr teuer werden. Bei vergleichbaren Prozessen in der Pharmaindustrie wurden in der Vergangenheit niedrige bis mittlere einstellige Milliardensummen als Entschädigung an die Kläger gezahlt. Auch ein Vergleich scheint möglich. Bereits für die Übernahme von Monsanto hatte man über 60 Milliarden Euro gezahlt. Noch ist ungewiss, wie die Glyphosat-Urteile für Bayer ausgehen. Daher könnte sich diese Unsicherheit noch monatelang auf die Aktie auswirken. Der Fall könnte in den USA bis vor das Oberste Gericht gehen, was sich über Jahre hinziehen kann.
Abwärtstrend erkennbar
Derzeit scheint eine Anlage in die Bayer-Aktie eher riskant. Noch im September hatte sich die Aktie auf einem Wert knapp unter 70 Euro stabilisiert und konnte sich danach leicht erholen. Im August war die Aktie sogar 93 Euro wert. Für 2019 rechnet man derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,5, was sich eher als moderat betrachten lässt. Die Dividendenrendite liegt bei knapp 3,9 Prozent. Dennoch ist aus charttechnischer Sicht zu erkennen, dass sich die Aktie von Bayer eher in einem mittel- bis langfristigen Abwärtstrend befindet.
Für viele Anleger ist die 200-Tage-Linie der wichtigste Langfrist-Indikator, der auch einen mittelfristigen Trend anzeigt. Diese ist derzeit um mehr als 17 Prozent unterschritten und verläuft nun bei 92,55 Euro. Seit Jahresbeginn ging es für die Bayer-Aktie nun schon um 26 Prozent nach unten. Auch der Börsenwert von Bayer sank seit dem ersten Urteil im August bereits um etwa 23 Prozent und liegt nun nur noch bei 64 Milliarden Euro. Das kurzfristige Trendverhalten zeigt die 21-Tagelinie. Diese galt Ende September und Anfang Oktober noch als Unterstützung, neigt sich aber nun nach unten.
Der Chartverlauf zeigt, dass der Abwärtstrend der Bayer-Aktie voll intakt sind. Der Kurs könnte also weiter fallen. Die Aktie zählt zurzeit zu den negativen Outperformern im DAX. Außerdem wird im Chart deutlich, dass die Marke unterhalb von 70 Euro, die im September noch eine Unterstützung war, nun ein Widerstand nach oben werden könnte.
Weit von Rekordkurs entfernt
Bereits im September zeigten Analysen, dass die Bayer-Aktie bei einem Fall unter die 68,64er-Linie auch bis in den Bereich um 59 oder 60 Euro fallen könnte. Schon damals wurde vor einem Kurseinbruch gewarnt. An der Marke von 68,64 Euro verläuft eine weitere essenzielle Linie für die Bayer-Aktie aus dem Jahr 2011. Auch wenn diese schon recht alt ist, ist sie immer noch von Bedeutung.
Noch 2015 war die Bayer-Aktie sogar 146,45 Euro wert. Von diesen Rekorden ist sie nun weit entfernt. Die 60-Euro-Linie rückt zunehmend ins Blickfeld. Auch diese Unterstützungslinie hat eine lange Geschichte: Sie stammt aus dem Jahr 2012. Einige Beobachter befürchten sogar, dass die Aktie bis auf 30 Euro fallen könnte.
Bayer wurde schon 1863 gegründet und ist heute ein internationaler Konzern mit fast 100.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen konzentriert sich vor allem auf die chemische und pharmazeutische Industrie und ist in drei Geschäftseinheiten gegliedert. Das Leverkusener Unternehmen ist bereits lange im DAX und im Euro Stoxx gelistet und gehört zu den wertvollsten deutschen DAX-Unternehmen.
2017 lag der Umsatz des gesamten Konzerns bei etwa 35 Milliarden Euro, der Gewinn bei 7,3 Milliarden Euro. In der Forbes Global 2000-Liste, in der die größten börsennotierten Unternehmen der Welt notiert sind, rangierte Bayer im letzten Jahr auf dem 100. Platz. Bayer bemüht sich bei Dividendenauszahlungen um Kontinuität. Im Idealfall liegt die jährliche Dividende auf der gleichen Höhe wie im Vorjahr. In den letzten zehn Jahren konnten sich Anteilseigner neunmal über eine Dividendenerhöhung freuen.
Bayer-Aktie in Abwärtstrend
Nach einem überraschenden Urteil im Glyphosat-Prozess in den USA stürzte die Aktie von Bayer teilweise um zehn Prozent ab. Die verantwortliche Richterin Suzanne Bolanos reduzierte zwar das Strafmaß, bestätigte aber grundsätzlich ein erstes Urteil aus dem August. In dem Verfahren ging es um den Vorwurf, das Pflanzenschutzmittel Roundup sei für die Krebserkrankung eines Mannes verantwortlich. Monsanto bestreitet dies. Bayer hat angekündigt, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Glyphosat ist bereits seit Jahren umstritten, nun ging es jedoch erstmals vor Gericht darum, ob das Mittel Krebs auslösen kann. In den USA liegen hierzu mehr als 8.000 weitere Klagen vor. Die Prozesse könnten sich nicht nur über Jahre hinziehen, sondern für Bayer letztendlich auch teuer werden. Dieses Risiko verunsichert Anleger zunehmend.
Vor zwei Wochen sah es noch danach aus, als würde das amerikanische Gericht den Prozess im Sinne von Monsanto von vorne aufrollen. Dies ließ die Aktie von Bayer um 6,5 Prozent steigen. Schon im September fiel sie jedoch bereits auf einen Tiefstwert. Derzeit ist ein klarer Abwärtstrend erkennbar. Von ihrem Höchststand von 146,45 Euro im Jahr 2015 ist die Bayer-Aktie weit entfernt. Aktuell muss die 60-Euro-Markte in den Blick genommen werden. Einige Beobachter befürchten bereits Verluste auf bis zu 30 Euro. Einige technische Indikatoren wie die 200-Tage-Linie sprechen gerade deutlich gegen die Bayer-Aktie, die in diesem Jahr insgesamt 26 Prozent verloren hat.