Chinesischer Renminbi als Beispiel
Eines der wohl besten Beispiele für die Beeinflussung der Kurse durch die Tagespolitik ist der fortwährende Handelsstreit der USA mit China. Am 5. Mai 2019 kündigte der US-Präsident höhere Zölle für Produkte aus China an. Die Nachricht kam selbst für Marktbeobachter vergleichsweise überraschend. Noch in der Woche zuvor hatte Trump die Lage nämlich noch ganz anders bewertet und der Presse mitgeteilt, die Gespräche würden „ziemlich gut“ laufen. Sein Stabschef teilte zudem mit, dass der Handelskonflikt in den nächsten zwei Wochen beigelegt werden würde. Umso überraschter zeigten sich dann auch die Märkte, die mit unüblich deutlichen Korrekturen reagiert.
So zeigte beispielswiese der Renminbi im Tagesverlauf eine Volatilität, die für ihn ungewöhnlich ist und offensichtlich nur mit großen Mühen durch die chinesische Zentralbank wieder eingefangen werden konnte. Der Onshore-Renminbi verlor 0.7 Prozent, der Offshore-Renminbi rund ein Prozent. Maximal darf der Onshore-Renminbi nach Vorgaben der Zentralbank zwar zwei Prozent pro Tag verlieren, dennoch war dies eine der deutlichsten Veränderungen in den letzten Monaten. Zugleich erlebte die chinesische Börsen mit fast 6 Prozent Rückgang den schlechtesten Tag seit drei Jahren.
Natürlich beeinflussten Trumps Aussagen nicht nur den chinesischen Markt. Der Yen als Hafen der Sicherheit in Asien stärkte den Yen um 0.3 Prozent im Vergleich zum US-Dollar und der Ölpreis verlor rund 2.2 Prozent.
An diesem Beispiel zeigt sich auch deutlich, dass es keine Beschränkung auf eine bestimmte Assetklasse gibt. Betroffen waren Forex, Aktien und Indizes und Rohstoffe, sodass es nicht viele Daytrader gab, die nicht darauf reagieren mussten.
Wie stark sind die Auswirkungen der Tagespolitik?
Die Tagespolitik wirkt sich in vielen Fällen nur sehr gering auf Kurse und somit aufs Daytrading aus. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
- Kleine Volkswirtschaften
- Keine überraschenden Nachrichten
- Stabilisierung durch regionalen Markt
Um eine größere Wirkung durch Tagespolitik zu erzielen, muss in der Regel schon ein bedeutender Einschnitt vorliegen. Bei Trump und China kamen viele Faktoren zusammen, die einen deutlichen Kursverlust begünstigt haben. So handelt es sich um die beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Allein dies begründet auch die Bedeutung für die Weltkonjunktur und führt dann beispielsweise auch dazu, dass der Ölpreis absackt. Ein fortgesetzter Handelsstreit wird grundsätzlich als schädlich für das Konjunkturklima gesehen und somit verschlechtert sich auch der Konjunkturindikator Öl deutlich.
Zudem haben die meisten Märkte lange Zeit, sich auf schlechte Nachrichten vorzubereiten. Üblicherweise sind die Entwicklungen langsam und es gibt in der Regel viele Informationen zu zukünftigen Entscheidungen, noch bevor diese getroffen werden. All diese Informationen werden im Vorfeld langsam eingepreist. Gibt es dann tatsächlich schlecht Nachrichten, werden diese in der Regel zu einem Termin bekanntgegeben, der ebenfalls im Vorfeld bekannt ist und somit niemanden mehr überrascht. Der Markt reguliert sich deswegen schon vorher zum größten Teil, der Rest ist dann eher die Gewissheit über die Entscheidung.
Grundsätzlicher Gedanke der technischen Analyse: Infos der Tagespolitik enthalten
Selbst für einen guten Trader kamen die Nachrichten möglicherweise überraschend. Natürlich ist es Ziel einer jeden Daytrading-Strategie genau solche Entwicklungen möglichst gut vorherzusehen oder in den Charts handeln zu können. Wenn der Auslöser jedoch zuvor nicht in irgendeiner Weise prognostiziert werden kann, ist dies natürlich problematisch.
Dementsprechend stellt der US-Präsident alle Trader vor besondere Herausforderungen. Anstatt die Entscheidungen erst bei Pressekonferenzen (die dann natürlich vorangekündigt werden, sodass der Markt sich vorbereiten kann) zu verkünden, kann ein einziger Tweet die Märkte in starke Bewegungen bringen. Ein aufmerksamer Trader merkt dann natürlich, dass sich eine gute Einstiegsmöglichkeit ergeben könnte und sich ein Trend entwickelt. Ist er allerdings gerade investiert, hilft in der Regel nur noch, den Verlust durch Stop Loss abzufedern oder möglichst viel Gewinn mitzunehmen.
Derartige Ereignisse spiegeln sich natürlich auch gut in vielen Indikatoren wider. So steigt in der Regel das Handelsvolumen, was sich durch verschiedene Volumen-Indikatoren wiedergeben lässt:
- On-Balance-Volumen
- Volume-Price-trend
- Accumulation Distribution-Line
- Upside-Downside-Volumen
Zugleich kann auch die Liquidität in eine Richtung völlig verschwinden. Viele Daytrader versuchen auch mit Trendfolge-Indikatoren ungewöhnlichen Situationen her zu werden und so ungewöhnliche Marktsituationen möglichst gut auszunutzen.
In der Regel sind untypische Entwicklungen jedoch für einen Daytrader, der nicht speziell auf Newstrading setzt, nicht unbedingt willkommen. In vielen Fällen stören diese Ereignisse eher das eigentliche Trading.
Wichtigkeit des Stop Loss auch durch Tagespolitik erhöht
Ein Stop Loss ist natürlich eine Art Lebensversicherung für Trader. Es wird jedoch besonders wichtig, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreffen oder sich Entscheidungen sehr deutlich auf Kurse auswirken. Dann kann der Trader durch ein Stop Loss ein Schließen der Position auslösen und so seine Verluste begrenzen. Dies ist gerade im Rahmen der Tagespolitik oder des Newstrading sehr wichtig, um zu hohe Verluste zu vermeiden.
Zudem eignet es sich auch, um die Verluste auch im Alltag sinnvoll zu begrenzen. Knapp unter dem üblichen Widerstand eignet es sich sehr gut, um nicht durch die übliche Volatilität beeinflusst zu werden und den Trade abzusichern, wenn sich ein Trend andeuten sollte. Auf diese Weise müssen Trader sich nicht mehr vor sehr großen Verlusten fürchten, wenn der Markt sich anders entwickelt und sie unaufmerksam sind.
Ein Stop Loss ist Teil eines jeden sinnvollen Risikomanagements und ist somit meist elementarer Bestandteil so gut wie jeder Trading Strategie. Notwendig wird dies nicht zuletzt aufgrund politischer Entscheidungen. Hier fallen die Korrekturen oftmals nicht so deutlich aus und die Liquidität im Markt bleibt vorhanden.
Es gibt allerdings durchaus auch Situationen, in denen ein Stop Loss nichts mehr ausrichten kann. Wenn eine Nachricht zu unerwartet kommt und bedeutend ist, ist in vielen Fällen keine ausreichende Liquidität gegeben, um Orders auszuführen, da sich keine Gegenpartei findet. In der Regel wird dies nicht durch plötzliche politische Entscheidungen erreicht, es gibt jedoch sicherlich auch Ausnahmen wie beispielsweise den Franken-Crash nach der Entkoppelung vom Euro.
Tagespolitik für Daytrader zweischneidiges Schwert
In vielen Fällen beeinflusst die Tagespolitik das Daytrading nicht unbedingt in einem nennenswerten Umfang. Auch wichtige Entscheidungen sind oftmals schon so stark im Markt eingepreist, dass sich ihre Verkündung kaum oder nur sehr langsam auf die Kurse auswirkt. Natürlich sind es oftmals dennoch Ursachen für die kleinen Schwankungen, von denen Daytrader profitieren. Insgesamt lässt sich die Wirkung jedoch nicht immer eindeutig auf einzelne Entscheidungen zurückführen.
Dies kann in bestimmten Situationen jedoch durchaus auch anders sein. Wenn Nachrichten überraschend veröffentlicht werden und große Auswirkungen haben, verhalten sich die Märkte oft spontan und reagieren mit vergleichsweise starken Korrekturen. Dies kann dann sogar mehrere Assetklassen betreffen und somit einen kleinen Erdrutsch auslösen. Daytrader können von diesen Nachrichten natürlich oftmals sehr gut profitieren – wenn sie nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Um zu verhindern, dass unnötige Verluste realisiert werden müssen, sollten Trader deswegen auch Indikatoren nutzen, mit denen sie ungewöhnliche Marktbewegungen entdecken können und zudem ihre Trades natürlich über ein Stop Loss absichern. Auf diese Weise können sie oft das Schlimmste verhindern und anschließend durch den Trend profitieren.