Robo Trading wird immer populärer. Bereits jetzt werden angeblich drei Viertel der Wertpapiere an US-amerikanischen Handelsplätzen automatisiert gehandelt. Die entsprechenden Systeme tragen verschiedene Bezeichnungen wie Expert Advisors, kurz EA, algorithmisches Trading, System-Handel oder automatische Handelssysteme. Algorithmen erlauben es Tradern, Regeln zu definieren, die zu einer automatischen Ausführung von Käufen und Verkäufen führen.
Ihr Kapital ist in Gefahr
Eine gute Idee, wie es scheint – denn sind die gewünschten Einstellungen erst einmal vorgenommen, erledigt die Software den Rest und sorgt für Gewinne ohne Arbeit. Ganz so einfach, wie es in der Theorie aussieht und bei kostenpflichtigen Robots versprochen wird, ist es aber doch nicht.
Highlights
- Robo Trading sorgt für höhere Geschwindigkeit beim Handel
- Der emotionale Risikofaktor wird minimiert
- Rückvergleiche vor dem Einsatz sind möglich
- Mehrere Handelskonten können parallel verwaltet werden
Table of contents
Robotrading wird immer beliebter
Einsteiger, die ihre ersten Schritte im Wertpapierhandel unternehmen, stoßen früher oder später auf die Möglichkeit des automatisierten oder Robotrading. Die sogenannten Expert Advisors scheinen eine gute Möglichkeit, den eigenen Handel rascher und weniger risikoanfällig ablaufen zu lassen. Vor allem im Daytrading werden sie gern eingesetzt. Trader können dabei auf verschiedene Möglichkeiten zurückgreifen.
- Trading Bots selbst programmieren
- Baukasten-Lösungen einer Handelssoftware nutzen
- Einen Programmierer beauftragen
- Fertige Expert Advisors kaufen
Egal für welche Option man sich entscheidet, einmal im Einsatz, ist ein solches algorithmisches Trading-System ein automatisiertes Handelsprogramm, das nach den Vorgaben des Nutzers innerhalb der Handelssoftware ausgeführt wird und selbsttätig Trades nach den entsprechenden Parametern tätigt. Das Versprechen, mit EAs schnelles und nahezu müheloses Geld zu machen, hat dazu geführt, dass der Verkauf von derartigen Algorithmen online ein gutes Geschäft ist.
Robotrading: was kann der Algorithmus leisten?
Es scheint zunächst vorteilhaft, die eigenen Strategien zu automatisieren und auf diese Weise sowohl emotionale Risiken wie Gier auszuschalten als auch schneller und parallel auf mehrere Handelskonten traden zu können. Die Automatisierung bringt zugegebenermaßen Vorteile mit sich. Ein unbegrenztes Heilsversprechen ist sie jedoch nicht. Denn auch Expert Advisors können Nachteile haben. Es ist also keineswegs so einfach, wie es mitunter suggeriert wird, mit Robo Trading (viel) Geld zu verdienen. Auch die Automatisierung von Strategien und der richtige Umgang mit den Handelsrobotern ist etwas, was man zunächst lernen muss. Und hier ist es zunächst erforderlich, sich die allgemeinen Grundlagen des Handels anzueignen, und darüber hinaus auch noch zu lernen, die gewünschten Strategien in einen Algorithmus zu übertragen. Natürlich könnte man einen EA auch fertig kaufen … doch auch dies ist keine schnelle Lösung ohne Risiken.
Was ist Robotrading eigentlich?
Bei den Trading-Robots handelt es sich um eine Software, die die Automatisierung des Handels ermöglicht. Angeboten werden entsprechende Robots unter verschiedenen Bezeichnungen – die geläufigste im deutschsprachigen Raum ist „Expert Advisors“. Beim Robo Trading kommt ein speziell entwickeltes Programm zum Einsatz, das innerhalb der Handelsplattform ausgeführt wird. Das Programm „übersetzt“ die Bestandteile einer Trading-Strategie in eine Reihe von Parametern. Basierend auf diesen Vorgaben durchsucht der Roboter die Märkte und führt lediglich Trades aus, die mit den Vorgaben des Programms übereinstimmen.
Dass für die Programmierung umfassende Kompetenzen zusammenkommen müssen, liegt auf der Hand. Erfahrungen im Handel sind ebenso erforderlich wie Programmierkenntnisse. Selbst wenn ein Trader diese Kenntnisse mitbringt, sind nicht alle EAs in der Praxis wirklich erfolgreich. Ebenso wie beim Trading kann man davon ausgehen, dass zwischen 5 % und 10 % der Anwender mit dem Robo Trading tatsächlich Gewinne erzielen. Das hat verschiedene Ursachen.
Wunder wirken Expert Advisors nicht
Fertig gekaufte Expert Advisors werden so gut wie nie die versprochene Performance erzielen – denn es handelt sich immerhin um Angebote „von der Stange“. Wendet man sich hingegen an einen Programmierer, erschließen sich die tieferen Funktionen des Robots nicht, außerdem bleibt man vom „Experten für den Experten“ abhängig. Das kostet zunächst einmal Geld.
Komplexe Strategien lassen sich nicht leicht umsetzen
Bedenken sollten Trader auch, dass es sich beim Robotrading immer um die „Übersetzung“ einer Strategie handelt. Damit die Programmierung erfolgreich ist, muss die Trading-Strategie in einzelne Schritte zerlegbar sein, die dann in Parameter umgesetzt werden. Das funktioniert jedoch eher bei einfachen Strategien. Eine komplexere Vorgehensweise kann sehr schwierig oder nahezu unmöglich vollständig automatisierbar sein.
Auch beim Robotrading sind regelmäßige Updates wichtig
Was zu Beginn ebenfalls selten bedacht wird, ist, dass so gut wie jede Software gepflegt werden will. In regelmäßigen Abständen sind Updates notwendig, denn die Handelsplattform wird immer wieder aktualisiert, und auch die Bedingungen in den Märkten sind Veränderungen unterworfen. Vor diesem Hintergrund leuchtet ein, dass auch ein Expert Advisor immer wieder angepasst werden muss, um profitabel zu bleiben.
Trader, die beim Robotrading tatsächlich langfristig erfolgreich sind, beschäftigen sich selbst mit der erforderlichen Programmiersprache, behalten die Performance des Algorithmus im Blick und nehmen rechtzeitig und wiederholt Anpassungen an veränderte Software- und Marktbedingungen vor. Genau wie beim „manuellen“ Trading geht es also auch hier darum, die notwendigen Kenntnisse zu erwerben und kontinuierlich Arbeit in die Optimierung von Strategien und Umsetzung zu investieren. Wer dazu bereit ist, kann aus dem Robo Trading einige Vorteile ziehen.
Robo Trading: Automatisierung mit vielen Vorzügen
Robo Trading ist zwar nicht der leichte Weg zum schnellen Geld, hat aber durchaus seine Vorteile. Die wichtigsten davon sollen hier zusammengefasst werden.
Der Trading-Robot kann schneller reagieren als der schnellste Day Trader. Wo es um Sekundenbruchteile geht, handelt der Expert Advisor sofort und entschieden, während ein Mensch immerhin minimal zögern kann. So können durch EAs Gewinne aus winzigen kurzfristigen Kursschwankungen mitgenommen werden.
Dank der Automatisierung können mehr Trades getätigt werden, auch auf verschiedenen Handelskonten und bei verschiedenen Brokern. Ein noch so professioneller Trader wäre damit überfordert, der Robot kann Hunderte von Werten berücksichtigen.
Expert Advisors handeln „unvoreingenommen“, weil das emotionale bzw. psychologische Element entfällt. So wird der Trading-Roboter Trades ausführen, die den voreingestellten Parametern optimal entsprechen, auch wenn es sich um Trades handelt, die der „Auftraggeber“ persönlich womöglich ablehnen würde. Zögern oder vorschnelles Handeln aufgrund von Entscheidungsdruck oder anderen Faktoren entfallen beim Einsatz von Expert Advisors ebenfalls.
Robo Trading erfordert ein Reflektieren der eigenen Strategien. Wie bereits geschildert, müssen die Abläufe in programmierbare Regeln umgesetzt werden. Dies bedeutet, dass der Trader sein Vorgehen unter anderen Gesichtspunkten betrachten muss und so wertvolle Erkenntnisse gewinnen kann – natürlich nur, wenn man beim Erstellen von EAs selbst involviert ist. Die Automatisierung erlaubt außerdem den Backtest von Strategien. So kann der Robot für verschiedene Marktbedingungen optimiert werden.
Ein gut programmiertes automatisches Handelssystem ist wenig wartungsintensiv, auch wenn gelegentlich eingegriffen werden muss. Das nimmt dem Trader viel aktive Arbeit ab und erweitert den Handlungsspielraum.
Robo Trading lernen – so kann es gelingen
Trader haben also durchaus Vorteile vom Einsatz der Expert Advisors. Doch wie auch sonst beim Trading gilt, dass nur gute Vorbereitung und Übung zum Erfolg führen. Denn wer einen fertigen EA kauft und laufen lässt, wird schnell feststellen, dass dies nicht die gewünschten oder versprochenen Ergebnisse erzielt.
Aber wie kann man Robo Trading lernen? In der Praxis genau so wie das Trading. Zwar bringen die wenigsten Trader betriebswirtschaftliche oder Programmier-Kenntnisse mit, glücklicherweise gibt es inzwischen aber eine Fülle von Bildungsressourcen, die die ersten Schritte erleichtern. Anstatt ein Live-Konto einzurichten und mit fertigen EAs loszulegen, sollten sich Trader an die Materie herantasten. Das muss nicht einmal Geld kosten – denn die erforderlichen Informationen gibt es oft kostenfrei!
Schulungsangebote von Brokern nutzen
Der Einstieg gelingt am besten mit Schulungsmaterialien, die bei einigen Brokern in sehr hoher Qualität und obendrein kostenlos angeboten werden. Die besten Online-Broker unterhalten regelrechte Akademien. Mithilfe von Blogs und eBooks, Schulungsvideos und Webinaren können Trader graduell ihre Kenntnisse vermehren. Die wirklich guten Bildungsangebote sind gestaffelt entsprechend den Vorkenntnissen und bieten sowohl Anfängern als auch erfahrenen Tradern noch Neues. Auch eine thematische Ordnung ist die Regel, so dass man mit einfach verständlichen Themen beginnen und sich zu den komplexeren Bereichen vorarbeiten kann. Sind die Grundlagen des Handels und der Umgang mit der Handelssoftware verstanden, kann sich ein Trader dem anspruchsvollen Feld der Strategien und der Risikominimierung zuwenden und anschließend die erworbenen Kenntnisse in einfache EAs umsetzen.
Robo Trading üben mit dem Demokonto
Die beste Möglichkeit, Robotrading praktisch zu üben, bieten Demokonten. Eine Demo kann bei den meisten Brokern kostenfrei und oft auch zeitlich unbefristet eingerichtet werden. Dazu ist meist nur die Angabe des Namens und einer E-Mail Adresse erforderlich. Schon mit dem Übungskonto hat der Nutzer meist Zugriff auf alle Bildungsangebote des Brokers und sämtliche Funktionen der verfügbaren Handelsplattformen.
Der Vorteil der Demo: sie bietet eine echte Handelsumgebung mit realen oder nur leicht zeitverzögerten Kursen, ist aber mit virtuellem Geld kapitalisiert. So können realistische Übungstrades getätigt werden, ohne dass eigenes Geld riskiert werden muss. Deshalb sollten besonders Einsteiger von den kostenfreien Übungskonten unbedingt Gebrauch machen. Ob man über ein Thema liest bzw. Videokurse nutzt oder sich ganz praktisch damit auseinandersetzen muss, macht beim Trading einen großen Unterschied.
Welche Handelssoftware für den Einstieg ins Robo Trading?
Mit einem Demokonto haben Trader oft Zugang zu Handelsplattformen, deren Funktionsumfang die Erstellung von Expert Advisors erlaubt. Die bekannteste Software dieser Art ist der MetaTrader. Insbesondere der MT 4 ist bei Tradern in aller Welt beliebt. Die Trading-Software ist stationär, browserbasiert und mobil nutzbar und bringt eine umfassende Funktionalität mit. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv bedienbar, so dass sich auch Einsteiger sehr schnell zurechtfinden. Und dank einer Fülle von Erweiterungen, von denen viele kostenfrei sind, kann der MT 4 an die eigenen Bedürfnisse angepasst und ausgezeichnet konfiguriert werden.
Auch für das Robotrading ist der MetaTrader 4 für Neulinge eine gute Wahl. Die Software wird von der Mehrheit der Broker angeboten und kann in Verbindung mit einem Demokonto genutzt werden, auf so gut wie jedem Endgerät. Während die (mutmaßlichen) Top Performer unter den EAs als Erweiterung für den MetaTrader sehr ins Geld gehen, kann man auch gratis Erweiterungen nutzen oder sich daran versuchen, eigene Trading-Robots zu erstellen.
Ganz ohne Programmierkenntnisse geht es nicht
Sich einige Programmierkenntnisse anzueignen, während man sich in das Thema einarbeitet, ist ohnehin von Vorteil, um die Abläufe des automatisierten Tradings besser nachvollziehen zu können und die bestmögliche Leistung auch aus einfachen EAs herauszuholen. Mit einem Demokonto können sich Trader die vereinten Trading- und Programmierkenntnisse aneignen, die den Weg zu ersten erfolgreich umgesetzten Strategien bahnen.
Ein weiterer Vorteil der Übung in der Demo ist die Tatsache, dass sowohl manuell ausgeführte Strategien als auch das Robo Trading hier einem Backtesting unterzogen werden können. Das erlaubt erste Rückschlüsse auf die spätere Performance, wenn mit echtem Geld gehandelt werden soll.
Fazit zum Einstieg ins Robotrading
Robotrading erlaubt eine Automatisierung des eigenen Tradings, kann die Geschwindigkeit der Ausführung deutlich steigern und erlaubt dem einzelnen Trader, weitaus mehr Märkte zu überwachen als er dies ohne den Einsatz von Expert Advisors könnte. Das kann durchaus zu gesteigerten Gewinnen führen. Aber auch beim Robo Trading gilt, dass kein Meister vom Himmel fällt. Der Einkauf von fertigen EAs wird in der Mehrzahl der Fälle enttäuschen und hinter den Erwartungen zurückbleiben, die mit den oft beträchtlichen Preisen verbunden sind.
Die notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen kann man eben nicht kaufen – wer langfristig erfolgreich traden und dabei seine Strategien zumindest teilweise automatisieren will, kommt nicht darum herum, sich fundiertes Tradingwissen ebenso wie Programmierkenntnisse anzueignen. Dafür muss zunächst Zeit und Arbeit aufgewendet werden. Anstatt sich mit Fertig-Lösungen unvorbereitet in den Echtgeld-Handel zu stürzen, ist es ratsam, von den verfügbaren Schulungsangeboten guter Broker Gebrauch zu machen und mit einem kostenfreien Demokonto die praktische Handhabung von Expert Advisors zu testen.
Wer gewillt ist, Arbeit in die Erstellung und Wartung automatisierter Handelssysteme zu stecken, wird vermutlich feststellen, dass sich der Aufwand nach einer Weile auszuzahlen beginnt. Zum einen steigert Robo Trading die Erträge der eigenen Handelsaktivitäten, zum anderen erfordert die Programmierung ein Überdenken und Optimieren der eigenen Strategien, das sich auch auf mehr oder weniger „manuelles“ Trading und möglicherweise das Risikomanagement auswirkt.
Expert Advisors sind also keineswegs Gänse, die goldene Eier legen, aber sicherlich ein interessanter Teilbereich vor allem des Day Trading, mit dem zu beschäftigen sich lohnt. Anstatt auf schnelle und kurzlebige Erfolge zu setzen, ist es langfristig empfehlenswert, graduell solide Kompetenzen zu erwerben und in die Praxis umzusetzen.