CFD Hebel und Margin verstehen
Zu den für Trader besonders attraktiven Eigenschaften von Differenzkontrakten gehört der Hebelfaktor. Der CFD Hebel ermöglicht das Umsetzen von bedeutend mehr Kapital, als tatsächlich in Form der Margin, der Sicherheitsleistung, hinterlegt werden muss. Unter Umständen bedeutet dies natürlich auch, dass nicht das gesamte auf dem Handelskonto hinterlegte Kapital für eine einzige Position aufgewendet werden muss. Statt dessen kann es auf verschiedene Trades verteilt werden.
Wie hoch der Hebel ist, und wie viel Margin im Gegenzug für eine Position hinterlegt werden muss, hängt von der Anlageklasse des Basiswerts eines CFD ab.
- Indizes können mit einem Hebel von 1:20 gehandelt werden, die Margin beträgt 5% der Positionsgröße. Bei einer Position über 1.000 Euro entspräche dies 50 Euro.
- Rohstoff-CFDs können mit einem Faktor von 1:10 gehebelt werden, die Margin fällt also mit 10% schon höher aus und würde bei einer Position über 1.000 Euro dann 100 Euro ausmachen.
- Aktien-CFDs können nur um das Fünffache gehebelt werden – hier muss ein Trader 20% des Handelsvolumens hinterlegen, also 200 Euro bei einer Positionsgröße von 1.000 Euro.
Um den Hebel eines Differenzkontrakts zu berechnen, genügt es, 100 durch den Marginwert zu teilen. Die Margin wiederum lässt sich ermitteln, indem man 100 durch den Hebel teilt.
Schon mit limitierten Mitteln lässt sich viel Kapital bewegen
Umgekehrt betrachtet, kann man auch vom Kapital auf dem Handelskonto ausgehen. Stehen einem Trader 10.000 Euro zur Verfügung, kann er mit Index-CFDs und einer darauf anfallenden Margin von 5% insgesamt 200.000 Euro bewegen – greift er zu CFDs auf Forex-Hauptwerte, die maximal mit einem Faktor von 1:30 gehebelt werden können, lassen sich sogar 300.000 Euro Handelsvolumen umsetzen.
Dies sind die Möglichkeiten, die privaten Tradern mit einem Broker aus der Europäischen Union offenstehen, bei dem die Hebel bereits seit 2018 begrenzt sind. Mit einem Handelskonto bei einem Broker außerhalb der Europäischen Union sind Broker und Trader nicht an diese Einschränkungen gebunden – in diesem Fall können erfahrene Trader hohe Hebel zwischen 1:200 und 1:500 nutzen. Das hat sicherlich seinen Reiz, doch man sollte bedenken, dass der Hebel auch im Verlustfall zur Anwendung kommt.
Die Hebelwirkung illustriert
Die Unterschiede zwischen der Direktinvestition in einen möglichen Basiswert und dem Handel desselben Basiswerts über CFDs lassen sich am besten am Beispiel von Aktien darstellen. Wer Aktien im Wert von 10.000 Euro kauft, hat mit einer Kurszunahme um nur 1% bereits 100 Euro gewinn gemacht.
Mit einem Differenzkontrakt auf dieselben Werte und einer Positionsgröße von 10.000 Euro erzielt ein Trader bei einer Kurssteigerung von 1% des Basiswerts dank des Hebelfaktors von 1:5 einen Gewinn von 500 Euro. Dabei musste er nicht einmal die gesamten 10.000 Euro hinterlegen, sondern nur 2.000 Euro Margin zahlen. Das verbleibende Kapital kann für die Eröffnung anderer Positionen genutzt werden. Umgekehrt fallen allerdings auch entsprechende Verluste an – bei einer Aktieninvestition wären dies bei 1% Kurseinbuße nur 100 Euro, bei einem Aktien-CFD das Fünffache.
Direkte und effektive CFD Hebel erklärt
Um den möglichen Hebelfaktor zu berechnen, kann man den direkten Hebel ermitteln, indem 100 durch die Margin dividiert wird. Allerdings geben die meisten Broker bei der Übersicht der handelbaren Werte sowohl die maximalen Hebel als auch die Höhe der Margin an.
Darüber hinaus gibt es auch den sogenannten „effektiven Hebel“, der sich aus dem Guthaben auf dem Handelskonto und dem Handelsvolumen ergibt. Hier wird die Positionsgröße durch den Kontostand geteilt. Ein Trader mit Guthaben in Höhe von 10.000 Euro könnte nach dieser Berechnung beispielsweise 10 Index-CFDs mit einem Volumen von je 10.000 Euro handeln und durch den Hebel von 1:10 insgesamt 100.000 Euro bewegen.
Die Auswirkungen sind bei einem Hebelfaktor um das Zehnfache wesentlich stärker als im Fall von Aktien-CFDs, die mit 1:5 gehebelt werden. Im Fall der angenommenen Index-CFDs auf das Gesamtkapital von 10.000 Euro sähe die Rechnung folgendermaßen aus: Bei der Spekulation auf einen steigenden Kurs des Basis-Index, also mit einem Long-CFD, würde der Trader an einem Kursgewinn von nur 2% schon 2.000 Euro verdienen. Bei einer Position auf ein Long-CFD bedeutet ein Kursverlust, ebenfalls um 2%, dann jedoch auch eine Einbuße von 2.000 Euro.
Woher kommt das gehebelte Kapital?
So viel zum Hebel und zur vom Trader gezahlten Margin. Um die Risiken des CFD-Handels nachvollziehen zu können, muss man auch wissen, wie das über die Margin hinausgehende Volumen der Positionsgröße zustande kommt. Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen „Kredit“ des Brokers, der in Vorleistung tritt. Diese Bereitstellung von Kapital lässt er sich in der einen oder anderen Form vergüten. Entweder fällt eine Kommission an, die prozentual oder fix erhoben wird, oder der Broker macht seinen Gewinn aus den sogenannten Spreads.
Sowohl Kommissionen als auch Spreads sollten Tradern bei einem Broker transparent kommuniziert werden, damit die mit dem Handel verbundenen Kosten eindeutig sind. Diese Kosten sind im Verlustfall jedoch nicht das Problem. Denn wenn ein Trade erfolglos ist, tritt eine von zwei Situationen ein: Der Broker fordert den sogenannten Nachschuss, nämlich das tatsächlich verlorene Kapital – oder er sorgt dafür, dass Positionen automatisch geschlossen werden, sobald das Handelskonto ins Minus zu rutschen droht.
Die Nachschusspflicht – außerhalb der EU immer noch möglich
Nachschussforderungen können, wie sich bei den Erläuterungen zum Hebel bereits gezeigt hat, das auf dem Handelskonto verfügbare Kapital und insgesamt die Mittel eines Traders erheblich übersteigen. Insbesondere beim Handel mit sehr hohen CFD Hebeln von 1:200 oder mehr kann schon aus einem einzigen fehlgeschlagenen Trade eine Nachschusspflicht über mehrere Hunderttausend Euro erwachsen.
Innerhalb der Europäischen Union sind deshalb seit 2018 zum Schutz privater Anleger Hebel und Nachschuss eindeutig geregelt. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat nicht nur die Hebel entsprechend den Anlageklassen der Basiswerte limitiert und damit der möglichen Verschuldung von Tradern Grenzen gesetzt, sondern auch die CFD Nachschusspflicht abgeschafft. Broker mit Unternehmenssitz in einem Mitgliedsstaat der EU schließen also nun Positionen, wenn ein negativer Kontostand droht.
Nachschussforderungen entstehen dem Kunden dadurch nicht mehr. Wer bei einem Anbieter außerhalb der EU ein Handelskonto eröffnet, beispielsweise, um von höheren Hebeln zu profitieren, genießt in vielen Fällen diesen Schutz nicht.
Das Schließen von Positionen: Nicht unbedingt immer ein Segen
Was als „Schutz vor negativen Kontoständen“ bezeichnet wird, also das Schließen offener Positionen angesichts drohender Verluste, ist einerseits natürlich ein lobenswerter Ansatz, um Verluste zu begrenzen, vor allem aus der Sicht von Trading-Einsteigern. Verluste sind immer noch möglich, können jedoch nicht über das Kapital hinausgehen, das auf dem Handelskonto verfügbar ist.
Versierte Trader sehen jedoch nicht nur Vorteile in dieser Vorgehensweise. Die automatische Glattstellung greift auch bei kurzzeitigen Kursschwankungen, die schon bald wieder ausgeglichen werden, und vereiteln unter Umständen Trades, die ohne die schützende Automatik erfolgreich wären. Das eingesetzte Kapital ist dann ebenfalls verloren. Es gibt also durchaus berechtigte Argumente für und wieder diesen schützenden Mechanismus und die Begrenzung der Hebel.
Übernachtgebühren und Slippage
CFDs werden in der Regel im Rahmen des Daytrading gehandelt. Dies bedeutet, dass Positionen nur kurzzeitig gehalten werden, über einige Stunden, mitunter aber auch nur für Minuten. Selten bleibt eine Position über Nacht offen. Wenn dies der Fall ist, kommen auf den Trader kalkulierbare und nicht kalkulierbare Kosten zu.
- Übernachtgebühren: Der Broker erhebt sogenannte Positionshaltekosten, deren Höhe sich an der Positionsgröße orientiert. Diese Gebühren sollten vorher bekannt sein und einkalkuliert werden, um die Rendite nicht erheblich zu schmälern.
- Kurslücken: Die Lücken, die als „Slippage“ bezeichnet werden, entstehen während der Handel ausgesetzt ist durch Marktvolatilität. Das kann während der Nacht und am Wochenende der Fall sein. Eine sogenannte Kurslücke liegt vor, wenn ein Anfangskurs nach der Wiederaufnahme des Tradings am Morgen deutlich höher oder wesentlich niedriger liegt als der Schlusskurs des Vortages.
Market Maker oder direkte Weitergabe? So wichtig ist das Marktmodell
Neben dem Umgang mit Hebeln, Margin und zusätzlichen Kosten für Übernacht-Haltung und Slippage gibt es einen weiteren Faktor, der Einfluss auf den Ablauf des Tradings und die Handelskosten hat. Dies ist das Marktmodell des Brokers. Gemeint ist hier die Arbeitsweise des Finanzdienstleisters. Man unterscheidet sogenannte Market Maker, die selbst die Kurse stellen. Der Trader handelt hier also gegen den Broker. Das Risiko dieses Marktmodells liegt im Interessenkonflikt, dem sich der Broker ausgesetzt sieht – bietet er zu günstige Kurse an, schadet er sich selbst. Market Maker erheben in der Regel keine Provisionen, sondern verdienen nur an den Spreads, also den Differenzen zwischen Geld- und Briefkurs der handelbaren Werte. Diese können dafür ein wenig höher ausfallen. Für Einsteiger ist der Start mit einem seriösen Market Maker bei noch geringem Handelsvolumen keine schlechte Idee.
Anders sieht es aus bei Brokern, die die Orders der Trader weiterreichen an einen Pool von Handelspartnern, wie es STP- oder „straight through processing“ Anbieter und ECN-Broker tun. Hier erhalten Trader marktaktuelle Echtzeitkurse und oft extrem günstige Spreads, die bei 0 beginnen können, dafür erhebt der Broker eine Kommission. Bei entsprechend hohem Handelsvolumen lohnt sich die Kommission durchaus. Die unterschiedlichen Marktmodelle finden sich nicht selten bei ein und demselben Broker, mit Market Maker Basis-Konten und STP- oder ECN-Konten für erfahrene Nutzer.
Die praktische Umsetzung mit dem Demokonto erlernen
Die grundsätzlich einfache Konstruktion von CFDs wird, wie man sieht, beeinflusst durch den Einsatz von Hebeln und die Auswirkungen weiterer Faktoren wie Slippage. Auch das Marktmodell des Brokers spielt eine Rolle für den Ablauf des Tradings. Dies lässt sich anhand von Schulungsmaterialien in der Theorie nachvollziehen. Wenn es an die Praxis geht, kommen Einsteiger dennoch oft ins Nachdenken, überschätzen sich oder sind mit der Handhabung der Handelssoftware noch nicht hinlänglich vertraut. So kann es zu fehlerhaften Eingaben bei der Platzierung von Trades kommen.
Daher ist die vorbereitende Nutzung eines Demokontos unbedingt empfehlenswert. Eine solche kostenfreie, oft zeitlich nicht limitierte Demo bieten viele Broker an, mitunter für jede der verfügbaren Softwarelösungen und/oder jeden Kontotyp. Bei Übungstrades mit virtuellem Guthaben gewinnen Einsteiger zunehmend Sicherheit, ohne eigenes Kapital aufs Spiel setzen zu müssen. Vor allem die Auswirkungen der Hebel können so in der Praxis erlebt werden. Das CFD Demokonto ist überdies ein hervorragender Spiegel für die eigenen Risikoneigungen und ermöglicht Einsichten in die Psychologie des Tradings. Broker schließen diese Themen in vielen Fällen in ihre Schulungsangebote ein.
Differenzkontrakte: Einfach konstruiert, nicht ohne Risiken in der Handhabung
Die Funktion eines Differenzkontrakts können auch absolute Finanz-Neulinge auf Anhieb nachvollziehen. Auch die Vorteile der Spekulation auf steigende oder fallende Kurse, also die Flexibilität dieser Derivate, liegt auf der Hand, ebenso wie die möglichen Renditen dank des Hebelfaktors.
Wie groß der Einfluss des Hebels auf Gewinne – und auf Verluste – tatsächlich ist, verdeutlicht dann eine Vergleichsrechnung zur Direktinvestition einerseits und zum CFD Trading andererseits. Die Unterschiede sind bereits bei Basiswerten mit geringem Hebel wie Aktien beträchtlich. Um nicht der Versuchung zu erliegen, sofort zu viel Kapital in Basiswerte mit hohem Hebel zu investieren, sollte man die Auswirkungen betrachten, die schon geringe Kursschwankungen bei einem Hebel von 1:10 haben. Die Schutzmaßnahmen für private Anleger innerhalb der EU machen aus diesem Blickwinkel durchaus Sinn.
Praktisch erschließt sich die Wirkung des Hebels am besten durch die Nutzung eines Demokontos und Übungstrades mit Differenzkontrakten. Die meisten Broker bieten ein solches Demokonto kostenlos und unverbindlich an, so dass Einsteiger zum Echtgeldhandel überwechseln können, wenn sie sich hinreichend sicher fühlen. Wer sich mit dem Demokonto eine gewisse Routine erarbeiten konnte und erste Maßnahmen zur Risiko-Minimierung getroffen hat, wird in diesem Fall ein geringeres Verlustrisiko tragen.