Die Commerzbank ist stark in das Jahr 2023 gestartet. Die Ergebnisse für das erste Quartal waren herausragend. Das Konzernergebnis konnte im Vergleich zum Vorjahresquartal fast verdoppelt werden. Dennoch verkaufen Anleger die Aktie.
Ihr Kapital ist in Gefahr
Der Commerzbank Aktienkurs steigt aktuell weiter kontinuierlich/ Bilderquelle: WonderPix/ shutterstock.com
Auf den Punkt gebracht
- Trotz Turbulenzen und Belastungen durch Schweizer Kredite der Tochtergesellschaft mBank startet Commerzbank stark ins Jahr 2023
- 2,7 Mrd. EUR Erträge (2,8 Mrd. EUR in Q1 2022)
- 580 Mio. EUR Konzernergebnis (Q1 2022: 298 Mio. EUR)
- Commerzbank profitiert von der Zinswende
- Dividende von 20 Cent vorgeschlagen; entspricht 30 % des letztjährigen Konzernergebnisses
- Erstes Aktienrückkaufprogramm der Geschichte genehmigt
- Zunehmende Fortschritte bei der Transformation
Table of contents
Die Commerzbank Aktie war trotz der hervorragenden Ergebnisse, die auch über den Erwartungen lagen, stark im Minus. Zeitweise notierte sie über 7 Prozent im Minus.
Kreditausfälle bleiben weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Die Einnahmen aus dem Zinsgeschäft steigen signifikant an. Seit mehreren Jahren soll zudem dieses Jahr wieder eine Dividende an Anleger ausgeschüttet werden.
Das Konzernergebnis beträgt 580 Mio. EUR. Das sind 100 Mio. EUR mehr, als von Analysten im Schnitt erwartet wurden.
Der Vorstand sieht die Commerzbank weiterhin auf einem guten Weg und bestätigt die Ziele für 2023.
Das Zinsumfeld sorge zudem weiterhin für Rückenwind. Der Zinsüberschuss soll in diesem Jahr auf etwa 7 Mrd. EUR steigen. Bisher ging das Kreditinstitut von 6,5 Mrd. EUR aus.
„Die Commerzbank ist in einer sehr guten Verfassung. Unsere Transformation kommt weiter voran und zahlt sich zunehmend aus. Wir sind mit viel Schwung in das Jahr 2023 gestartet und knüpfen damit nahtlos an das starke Vorjahr an. Das Zinsumfeld gibt uns weiter Rückenwind, zudem hat das Provisionsgeschäft ein gutes Ergebnis geliefert. Damit sind wir voll auf Kurs, unsere Ziele für 2023 inklusive einer Ausschüttungsquote von 50 % zu erreichen.“
Zitat:Vorstandsvorsitzender Manfred Knof / Bilderquelle: Anski21/ shutterstock.com
Dennoch muss die Commerzbank Aktie herbe Verluste einstecken. Über 7 Prozent im Minus ist das Wertpapier zeitweise.
Wollen Anleger nach den Kursgewinnen der letzten Monate nun Geld vom Tisch nehmen oder gibt es einen andere Grund?
Polnische Tochtergesellschaft mBank bereitet Kopfzerbrechen
Die Commerzbank machte deutlich, dass die weitere Entwicklung einerseits von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage abhänge. Und andererseits auch von der Zukunft der polnischen Tochterbank mBank.
Die polnische Tochter mBank vergab in der Vergangenheit Hypothekenkredite in Schweizer Franken. In den Kreditverträgen wurden jedoch Fehler entdeckt, die sich zulasten der Kreditnehmer auswirken würden.
Je nachdem, wie Gerichte urteilen werden (Urteile werden noch dieses Jahr erwartet), kommen auf die mBank noch deutliche Forderungen zu. Für den gesamten Bankensektor in Polen geht die polnische Bankenaufsicht KNF von etwa 21 Mrd. EUR aus.
Die Commerzbank weist in ihrer Präsentation für Q1 2023 ein Volumen der Schweizer-Franken-Kredite in Höhe von 2,3 Mrd. EUR aus.
Natürlich hat sowohl die mBank und die Commerzbank bereits begonnen, Rückstellungen zu bilden. So beliefen sich die Rückstellungen der Commerzbank auf etwa 1,4 Mrd. EUR, wobei 0,2 Mrd. EUR davon Rückstellungen für bereits zurückgezahlte Kredite sowie Rechtskosten darstellen.
Das Nettovolumen der Schweizer-Franken-Kredite beträgt demnach 1,1 Mrd. EUR.
Die Unsicherheit in dieser Position macht Anlegern vermutlich zu schaffen und führte zum Kursrutsch der Commerzbank Aktie.
Einschätzung der Analysten
- Deutsche Bank Research: belässt Einschätzung bei „Buy“; Kursziel 16 EUR
- UBS: weiterhin Einstufung bei „Buy“; Kursziel: 15,60 EUR
- Goldman Sachs: behält ihre Einschätzung zu „Neutral“; Kursziel: 14,10 EUR
- J.P. Morgan: hält Einstufung auf „Neutral“ bei; Kursziel: 12,60 EUR
- RBC: belässt Einstufung bei „Sector Perform“; Kursziel: 12 EUR
- Barclays: belässt Einstufung bei „Equal Weight“; Kursziel: 11 EUR
Commerzbank Aktie seit dem Corona-Tief im Aufwärtstrend
Seit dem Tief während der Coronakrise im Mai 2020 hat sich der Kurs der Commerzbank Aktie mehr als verdreifacht.
Aus Sicht der Charttechnik ist der Aufwärtstrend auch weiterhin intakt. Erst bei Kursen von um die 8,35 EUR sollten sich Trader Gedanken machen. Die Aufwärtstrendlinie verläuft indessen aktuell bei rund 7,60 EUR.
Unsere Einschätzung
- Im Allgemeinen sind Banken bzw. Kreditinstitute schwierig zu analysieren, da man die Bilanz sehr genau untersuchen muss. Das Einbeziehen von regulatorischen Anforderungen und der Möglichkeit verschiedener Bewertungsmaßstäbe macht es komplex.
- Hinzukommt, dass man auch die Qualität der Kreditnehmer beurteilen müsste, an die die Bank Kredite vergeben hat.
- Zudem können Risiken in Derivaten, Verbriefungen und anderen Zusagen stecken, die nicht in der Bilanz ausgewiesen sind.
- Aus diesen Gründen können wir zwar sagen, dass der Kurs der Commerzbank Aktie aus Sicht der Charttechnik derzeit im Aufwärtstrend ist. Aber über die weitere fundamentale Aussicht möchten wir keine Aussage treffen.
- Auffällig ist, dass die Aktie stark volatil ist und Investoren mit einer starren Buy-and-Hold-Strategie hier keine Gewinne erzielt hätten (abhängig natürlich immer vom konkreten Einstiegszeitpunkt).
- Was für uns eine Unsicherheit darstellt, ist die weitere grundsätzliche Entwicklung der Bank im Privat- und Geschäftskundensegment. Es werden Kosten durch Schließung von Filialen und Entlassung von Mitarbeitern stark reduziert. Das wirkt sich zunächst positiv aus.
- Aber schafft es die Commerzbank weiterhin Kunden zu gewinnen oder zumindest auf dem Niveau zu halten und die Geschäfte auszubauen? Wir wären hier vorsichtig.
Ihr Kapital ist in Gefahr