Im gestrigen Handel ist die Aktie von Lanxess deutlich eingebrochen. Ein Minus von über 15 Prozent stand am Endes des Tages zu Buche. Grund dafür war eine Ad-hoc News, dass der Konzern deutlich weniger verdienen wird, als ursprünglich angenommen.
Ihr Kapital ist in Gefahr
Die Lanxess Aktie ist gestern deutlich eingebrochen/ Bilderquelle: lanxess.com
💡 Auf den Punkt gebracht:
- Lanxess revidiert seine Prognosen für dieses Jahr deutlich nach unten
- Das EBITDA vor Sondereinflüssen für Q2 2023 liegt voraussichtlich bei nur noch 100 Mio. EUR (bisherige Schätzung: knapp 200 Mio. EUR)
- Auf Jahresbasis liegt das EBITDA vor Sondereinflüssen voraussichtlich zwischen 600 und 650 Mio. EUR (bisherige Schätzung: 850 bis 950 Mio. EUR)
- Der Aktienkurs liegt indessen in etwa auf dem Niveau des Coronatiefs.
Die Lanxess Aktie ist gestern massiv eingebrochen. Ähnlich wie auch bei der HELMA Aktie, hing der Kurseinbruch damit zusammen, dass das Unternehmen eine Gewinnwarnung vermeldete.
Auch am Tag danach kann sich die Lanxess Aktie noch nicht erholen, sondern tendiert erneut im Minus.
Die Aktien des deutschen Spezialchemieunternehmens Lanxess haben einen harten Schlag erlitten. Grund dafür war eine Senkung der Prognose für das zweite Quartal und das gesamte Jahr 2023.
Lanxess erwartet nun ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von etwa 100 Millionen Euro im zweiten Quartal. Das liegt deutlich unter den bisherigen Analystenschätzungen von 198,9 Millionen Euro.
Für das Gesamtjahr rechnet Lanxess nun mit einem EBITDA zwischen 600 und 650 Millionen Euro, verglichen mit einer vorherigen Prognose von 850 bis 950 Millionen Euro.
Schwieriger Standort Deutschland
Lanxess CEO Matthias Zachert wies auf den anhaltenden Druck auf das Unternehmen hin, der durch hohe Energiekosten und bürokratische Hürden in Deutschland sowie eine insgesamt schwache Nachfrage, insbesondere in der Bau- und Elektronikindustrie, verstärkt wurde.
Er betonte zudem, dass die erwartete Nachfrageerholung im zweiten Halbjahr noch nicht erkennbar sei:
„Die Nachfragebelebung, die wir für das zweite Halbjahr erwartet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar – weder in China noch in anderen für uns wichtigen Märkten. Das trifft uns in Deutschland ganz besonders: Hier leiden wir massiv unter den nachteiligen Rahmenbedingungen wie den hohen Energiepreisen und der überbordenden Bürokratie. In Zeiten einer weltweiten Nachfrageschwäche ist der Standort Deutschland schlicht nicht wettbewerbsfähig“
Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG
Diese Ankündigung hatte auch Auswirkungen auf die Aktien andere Unternehmen aus der Branche. Die Aktien von Wacker Chemie, Evonik und BASF verzeichneten ebenfalls deutliche Rückgänge.
Das zeigt unter anderem, dass das Problem nicht nur bei Lanxess allein liegt, sondern die gesamte Branche betrifft.
Einschätzung der Analysten
- Berenberg: belässt Einstufung auf „Buy“; Kursziel gesenkt auf 49 EUR von 56 EUR
- J.P. Morgan: belässt „Neutral“; Kursziel revidiert auf 32 EUR von 40 EUR
- Jefferies: senkt Einstufung auf „Neutral“; Kursziel gesenkt auf 28 EUR von 40 EUR
- DZ Bank: senkt Einschätzung auf „Halten“; Kursziel gesenkt auf 28 EUR von 43 EUR
- Warburg: setzte Einschätzung aus und muss zunächst neu bewerten
Ihr Kapital ist in Gefahr
Unsere Einschätzung
Wenn wir uns die Unternehmensentwicklung der vergangenen 15 Jahre anschauen, dann sehen wir, dass weder Umsatz noch Gewinn nachhaltig gesteigert werden konnten.
Der Umsatz wird in diesem Jahr in etwa auf dem Niveau von 2010 liegen. Der Gewinn sogar noch niedriger. Die Lanxess Aktie ist unserer Meinung nach keine „Aktie für die Ewigkeit“, sondern eher zum traden – auf kurz- bis mittelfristige Sicht.
Bildquelle: traderfox.com
👉 Lanxess ist in der Chemiebranche tätig und diese ist äußerst zyklisch. Anleger dürfen hier auf keinen Fall erwarten, dass sie mit dieser Aktie einen wie an der Schnur gerade gezogenen Kursverlauf haben. Das wird auch am „Auf und Ab“ des Kursverlaufs innerhalb der letzten 10 Jahre deutlich. Letzten Endes haben Anleger sogar einen Verlust gemacht (bei einer Buy and Hold Strategie).
👉 Lanxess hat eine Fremdkapitalquote von etwa 66 Prozent. Eine größere Refinanzierung ist allerdings erst in zwei Jahren fällig. Bis dahin hat das Unternehmen Zeit, das operative Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen. Die Frage bleibt aber im Raum, ob sie das schaffen. Hinzu kommt die Frage, wie das Zinsniveau in zwei Jahren aussehen wird.
👉 Im Augenblick sollten Anleger besser etwas abwarten, bevor sie hier investieren. Es scheint nicht so, als ob es zu einem schnellen Turnaround kommen wird. Wer von der langfristigen Story und dem Unternehmen überzeugt ist, könnte jedoch jetzt interessante Einstiegszeitpunkte vorfinden.
👉 Für Anleger respektive Trader, die mittelfristig orientiert sind, also eine Aktie kaufen und ggf. nach ein bis zwei Jahren auch wieder verkaufen, könnte sich ein Engagement in der Lanxess Aktie bezahlt machen. Mutige kaufen jetzt unmittelbar. Denkbar wäre auch, noch etwas Zeit abzuwarten und dann neu zu entscheiden.