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Verbio senkt Gewinnziele für 2023 um 20 %. Aktie stürzt ab.

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich trader
Updated 28 Apr 2023

Verbio verkündete am Donnerstagnachmittag (27. April 2023), dass die angepeilten 300 Mio. EUR Gewinn (EBITDA) dieses Jahr voraussichtlich nicht erreicht werden. Der Vorstand erwartet nunmehr einen Gewinn von nur noch 240 Mio. EUR.


Ihr Kapital ist in Gefahr


verbio aktie

Verbio verkündete am 27.04.2023, dass das EBITA diese Jahr wahrscheinlich nicht erreicht wird/ Bilderquelle: verbio.de

Auf den Punkt gebracht

  • Verbio erwartet für das Geschäftsjahr 2022/23 einen Gewinn (EBITDA) von 240 Mio. EUR
  • Vorher lag die Prognose bei 300 Mio. EUR
  • Rückläufige Absatzpreise und teure Pflanzenölbezüge wirken sich negativ aus
  • Nettofinanzvermögen soll von 30 Mio. EUR auf 80 Mio. EUR steigen

Ihr Kapital ist in Gefahr


Als Folge der nach unten angepassten Gewinnschätzungen brach die Verbio Aktie am Donnerstagnachmittag zunächst um 7 Prozent ein. Heute, im frühen Handel, gab die Aktie nochmals um über 11 Prozent nach.

Aktie verbio
Der aktuelle Absturz der Verbio Aktie (28.04.2023)/ Bilderquelle: traderfox.de

Als Grund nannte das Unternehmen die rückläufigen Absatzzahlen im Biodieselsegment. Hinzu kommen vergleichsweise teure Bezüge von Pflanzenölen. Diese wirken sich aufgrund des zeitlichen Versatzes zwischen Ein- und Verkauf negativ auf das Ergebnis von Verbio aus.

In den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahres kommt Verbio ersten Berechnungen zufolge auf ein operatives Ergebnis von 214 Mio. EUR.

Allerdings erwartet der Vorstand von Verbio auch, dass das Nettofinanzvermögen am Ende des Geschäftsjahres 80 Mio. EUR anstatt nur 30 Mio. EUR betragen wird.

In der Mitteilung geht das Unternehmen nicht näher auf die Gründe ein, warum das Nettofinanzvermögen steigen wird. Es wird nur folgende Aussage getroffen:

verbio aktie

„Aufgrund angepasster Erwartungen in Bezug auf Investitionen und Working Capital …“

Foto: CEO von Verbio, Claus Sauter/ Bilderquelle: verbio.de

Das könnte darauf hindeuten, dass Verbio weniger Kapital investieren möchte als zunächst geplant. Dieses Kapital steht dann natürlich für andere Zwecke zur Verfügung.

Die endgültigen Zahlen zum abgelaufenen dritten Quartal veröffentlicht Verbio am 11. Mai 2023.

Unsere Einschätzung

  • Verbio hat ein tragfähiges und spannendes Geschäftsmodell. Das Problem ist nur, dass Verbio in Deutschland seinen Sitz hat und hauptsächlich hier operiert.
  • Die Politik in Deutschland macht dem Geschäftsmodell von Verbio den Gar aus. Kraftstoffe aus nachwachsenden Ressourcen sind nicht erwünscht.
  • Es ist jedoch fraglich, ob die „Tank vs. Teller“ Debatte hier überhaupt angebracht ist, da Verbio lediglich agrarische Reststoffe verarbeitet.
  • In anderen Ländern dagegen könnte dem Unternehmen dagegen eine großartige Zukunft bevorstehen. Eine Expansion in die USA und Indien ist bereits im Gange.

Werfen wir einen Blick auf die Entwicklung des Gewinns und des Umsatzes der vergangenen Jahre:

Quelle: aktie.traderfox.com

Hier sehen wir, dass Verbio nicht nur die Umsätze, sondern auch den Gewinn in den vergangenen Jahren massiv steigern konnte.

Sollte der Gewinn für das Geschäftsjahr bei etwa 240 Mio. EUR liegen, wie vom Vorstand prognostiziert, dann ist das deutlich weniger als 2022, aber auch deutlich mehr als in den Vorjahren.


Ihr Kapital ist in Gefahr


Ist der Kursrückgang deswegen übertrieben und nicht gerechtfertigt?

Das kann man so auch nicht sagen. Schließlich waren die Erwartungen der Anleger wesentlich höher und darauf beruhte ihre Einschätzung.

aktie verbio absturz
Bilderquelle: verbio.de

Hinzu kommt auch die Ungewissheit über die weitere Entwicklung. Wenn heute bereits klar wäre, dass es sich nur um eine einmalige Delle handeln würde, wären Anleger vielleicht optimistischer.

Da aber die weitere – auch politische – Entwicklung ungewiss ist, sollten Anleger derzeit vorsichtig sein.

Auch aus Sicht der Charttechnik ist noch kein Boden in Sicht.

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich ist Finanzjournalist und zertifizierter Technischer Analyst mit mehr als 15 Jahren Erfahrung auf den Kapitalmärkten. Auf AskTraders ist er als leitender Redakteur für die deutschsprachige Redaktion verantwortlich.