Digitale Währungen als moderne Finanzprodukte
Neben Bitcoin haben auch andere Kryptowährungen, wie Bitcoin Cash, Ripple, Litecoin und Ethereum, mittlerweile eine hohe Marktkapitalisierung erreicht. Die Preise für Bitcoin, Ethereum und weitere Altcoins unter den TOP 10 sind beachtlich. Vor allem Bitcoin wird aufgrund seines hohen Wertes häufig auch als „digitales Gold“ bezeichnet. Experten schätzen, dass es auch in Zukunft starke Kursgewinne geben wird.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass starke Kryptowährungen wie Bitcoin wieder von der Bildfläche verschwinden. Somit eignet sich der physische Erwerb solcher Coins durchaus für eine langfristige Geldanlage. Aber auch vielversprechende Neuzugänge, die noch zu günstigen Preisen zu erwerben sind, kommen in Frage. Wer sich jedoch nicht langfristig binden möchte, kann auf weitere Möglichkeiten zurückgreifen. Mit Hilfe von Derivaten ist es etwa möglich, Kryptowährungen zu traden.
Kryptowährungen handeln: Verschiedene Möglichkeiten
Beim Kryptowährungshandel haben Anleger prinzipiell zwei Möglichkeiten: Sie können die Coins „physisch“ erwerben. In diesem Fall können die Coins nach einem Kursanstieg mit Gewinn verkauft werden. Allerdings besteht ein reales Verlustrisiko, wenn die Kurse fallen, sofern der Anleger nicht darauf warten kann, dass sich der Kurs wieder erholt.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, über Derivate wie CFDs, Futures und Zertifikate auf die Kursentwicklung zu spekulieren. Der Trader kauft dabei nicht die Coins, sondern erwirbt ein Finanzprodukt, mit dem er an der Kursentwicklung partizipiert – und dies sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen.
Grundsätzlich geht das physische Vorhalten von Kryptowährungen mit langfristigen Handelsstrategien einher. Dagegen eignen sich Finanzderivate für kurzfristige Trading-Strategien. Hier werden Positionen im Rahmen des Daytradings zumeist am selben Tag eröffnet und wieder geschlossen.
1. Kryptowährungen „physisch“ erwerben
Für den direkten Handel mit Kryptowährungen müssen gewisse technische Voraussetzungen erfüllt sein. Der Anleger benötigt im ersten Schritt eine Wallet. Dabei handelt es sich um eine elektronische Geldbörse, die den Besitz und das Versenden von digitalen Währungen erst möglich macht. Jedoch werden in der Wallet keine echten Coins aufbewahrt, wie etwa in einer echten Geldbörse. Vielmehr werden die „Schlüssel“, mit denen der Besitzer auf seine Coins zugreifen kann, darin gespeichert. Der „öffentliche Schlüssel“ (public key) ist praktisch die Kontonummer des Krypto-Kontos, während der „private Schlüssel“ (private key) dem Coin-Inhaber den Zugang zum Guthaben erlaubt und Transaktionen autorisiert.
Zusätzlich zu den beiden Schlüsseln wird für die Abwicklung einer Krypto-Zahlung die digitale Signatur benötigt, die Informationen über den Kontostand gibt. Weitere Informationen enthält die digitale Geldbörse nicht, auch keine Daten zum Inhaber der Wallet. Denn viele Blockchains sind auf anonyme Transaktionen ausgelegt. Umso wichtiger ist es, die Schlüssel und die Wallet gut zu sichern, da das digitale Guthaben ansonsten verloren geht. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Wallets, angefangen bei der Online-Wallet, über die Hardware-Wallet bis hin zur Paper-Wallet. Sobald eine Wallet vorhanden ist, kann der Anleger seinen ersten Kauf von Kryptowährungen tätigen. Dies ist über spezielle Marktplätze und Krypto-Börsen möglich.
Kryptowährungen an einer Krypto-Börse traden
An eigens dafür konzipierten Online-Börsen ist der komfortable Handel mit Kryptowährungen möglich. Interessierte Nutzer müssen sich dort im ersten Schritt registrieren. Die Registrierung erfolgt zumeist über einen mehrstufigen Anmeldeprozess, der zunächst die Angabe von persönlichen Daten erfordert und mit einer Verifizierung per Video-Ident endet. User, die den vollständigen Anmeldeprozess durchlaufen, können sämtliche Handelsoptionen der Börse nutzen, also auch mit ihrer Kreditkarte bezahlen und hohe Summen umsetzen.
Nach erfolgreich durchgeführter Registrierung verfügt der Nutzer über ein Handelskonto bei der Krypto-Börse, das er nun kapitalisieren muss. Bei einigen Börsen kann hierzu Fiatgeld (zum Beispiel Euro oder US-Dollar) eingezahlt werden. Andere akzeptieren ausschließlich bestimmte Kryptowährungen, wie beispielsweise den Bitcoin. In einem solchen Fall muss der Anleger zunächst BTC in entsprechender Menge über ein Online-Portal erwerben, auf dem der Handel von Bitcoin gegen Euro möglich ist. Anschließend können die Bitcoins auf das Handelskonto bei der Online-Börse transferiert werden. Nunmehr ist es möglich, die ausgewählte Digitalwährung zu kaufen.
Bei Krypto-Börsen können Nutzer festlegen, wie viele Coins (bzw. Untereinheiten davon) sie erwerben möchten, und den Höchstpreis, den sie dafür zahlen wollen. Alle weiteren Schritte übernimmt die Börse. Sobald die Bedingungen eintreten, wickelt die Börse den Kauf oder Verkauf automatisch ab. Für diesen Service werden allerdings Bearbeitungsgebühren fällig.
Kryptowährungen auf einem Krypto-Marktplatz kaufen
Der Krypto-Handel auf den Marktplätzen geht ähnlich vonstatten, erfolgt jedoch nicht vollautomatisiert. Angebot und Nachfrage werden ebenfalls abgeglichen. Wie bei den Krypto-Börsen ist auch bei einem Online-Marktplatz eine Registrierung erforderlich. Eine der bekanntesten Krypto-Börsen hierzulande ist Bitcoin.de.
Anschließend kann der Nutzer über eine Suchfunktion passende Angebote ermitteln. Die Suchanfragen können durch Filter präzisiert werden. Allerdings muss der Anleger die Ergebnisse anschließend selbst auswerten und auch den Kauf oder Verkauf persönlich in die Wege leiten. Um Details zu besprechen, ist ein Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer möglich. Das Krypto Trading auf Krypto-Marktplätzen setzt also mehr Eigeninitiative voraus. Im Gegenzug sind aber auch die Gebühren niedriger als bei einer Krypto-Börse.
In der Regel muss auch bei dem Marktplatz zunächst das Handelskonto kapitalisiert werden. Hierzu genügt zumeist die Angabe eines Referenzkontos. Für einen schnellen Geldtransfer sollte sich die Hausbank möglichst im selben Land befinden.
2. Kryptowährungen über Derivate handeln
Nicht jeder Investor interessiert sich für den physischen Handel mit Digitalwährungen. Zum einen sind bekannte Kryptowährungen wie Bitcoin mittlerweile sehr teuer, zum anderen bindet man langfristig viel Kapital und wenn es zu Kursverlusten kommt, hat auch der Anleger Geld verloren. Eine Alternative zum physischen Kauf stellt der Handel mit Finanzderivaten dar, ohne die zugrundeliegende Kryptowährung tatsächlich zu kaufen.
CFDs auf Kryptowährungen
Differenzkontrakte gehören zu den beliebtesten Finanzinstrumenten auf Krypto Kurse. Ursprünglich wurden die CFDs (Contracts for Difference) entwickelt, um die auf Aktientransaktionen anfallende britische Stempelsteuer zu umgehen. Mittlerweile gibt es CFDs auf unzählige Basiswerte, darunter auch Währungspaare von Fiat- und Kryptowährungen wie EUR/BTC. Der Trader erwirbt mit einem Differenzkontrakt keine Kryptowährung. Er spekuliert stattdessen auf die Kursentwicklung zwischen dem Kauf- und Verkaufszeitpunkt. Dies ist sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse möglich.
Beim Trading über CFDs sind darüber hinaus sogenannte Hebel nutzbar. Der Trader hinterlegt dabei nur einen Bruchteil des Kapitals. Da Kryptowährungen als sehr volatil gelten, belaufen sich die Hebel bei Krypto CFDs aber nur auf 1:2. Über einen Online-Broker, dessen Produktangebot auch Krypto CFDs umfasst, erhalten Trader den Zugang zum außerbörslichen CFD-Handel.
Futures auf Kryptowährungen
Futures zählen zu den ältesten Finanzinstrumenten der Welt und stammen ursprünglich aus dem Rohstoffhandel. Mit Futures-Kontrakten wird der Verkauf eines Assets zu einem vorab festgelegten Zeitpunkt und einem ebenfalls vorher festgelegten Preis vereinbart. Vormals stellte dies insbesondere in der Landwirtschaft eine Absicherung von Industrie und Herstellern dar. Heute erlauben Futures-Kontrakte Erträge auf sich schnell ändernden Märkten. Ferner helfen sie, Verknappungen entgegenzuwirken und beugen starken Preisschwankungen vor. Somit ist es kaum verwunderlich, dass Futures heute auch für den Handel mit Kryptowährungen genutzt werden.
Ebenso wie CFDs sind Futures Derivate. Ihr Preis orientiert sich an dem zugrunde liegenden Basiswert, wie zum Beispiel Kryptowährungen. Auch Futures lassen sich über einen Forex oder CFD Broker handeln, sofern dieser die Finanzprodukte anbietet.
Krypto Zertifikate
Bei Zertifikaten handelt es sich um ein vergleichsweise junges Finanzinstrument, mit dem ebenfalls das Krypto Trading möglich ist. Erst seit 1990 sind Zertifikate verfügbar. Sie werden in der Regel von Geldinstituten imitiert und stellen technisch betrachtet eine Schuldverschreibung des Emittenten dar. Allerdings sind die heute sehr gefragten Finanzprodukte von der Zahlungsfähigkeit der emittierenden Bank abhängig. Sie zählen nicht zum Sondervermögen, sodass Anleger im Falle einer eintretenden Insolvenz der Bank ihre Geldanlage verlieren.
Dennoch kann es lohnenswert sein, Zertifikate für den Handel mit Kryptowährungen in Erwägung zu ziehen. Denn mit den Produkten ist es möglich, mit Hebel auf steigende oder fallende Kurse zu spekulieren, und das ohne Laufzeit.
Krypto ETNs
Das Kürzel ETN steht für Exchange Traded Notes. Vergleichbar sind ETNs mit ETCs (Exchange Traded Commodities). Es handelt sich um eine Sonderform von Zertifikaten, also ebenfalls um börsengehandelte Wertpapiere und Schuldverschreibungen. Mit ETNs ist es möglich, in Rohstoffe zu investieren. Anders als ETCs sind sie nicht besichert. Das heißt, dass der Investor gegenüber dem Emittenten ein Kreditrisiko eingeht. Im Gegenzug sind die Kosten niedriger. Damit ist die Sicherheit nicht mit der von ETFs (Exchange Traded Funds) vergleichbar, welche als Sondervermögen gelten.
Mittlerweile sind an der Börse Stuttgart sechs ETNs handelbar. Diese beziehen sich auf die gängigen Kryptowährungen:
- AMUN CRYPTO BASKET INDEX ETP (A2TT3D)
- AMUN BITCOIN CASH (ABCH) ETP (A2126N)
- AMUN BITCOIN SUISSE BTC/ETH ETP (A22FMC)
- AMUN BITCOIN CRYPTO SINGLE TRACKER (A2T64E)
- AMUN RIPPLE XRP (AXRP) ETP (A2UBKC)
- AMUN ETHEREUM CRYPTO SINGLE TRACKER (A2T68Z)
ETFs auf Kryptowährungen gibt es hingegen noch nicht. Allerdings scheint es nur eine Frage der Zeit, bis der erste europäische Exchange Traded Fund in diesem Bereich erscheinen wird.
Immerhin gibt es bereits einen ETF, der der größten Kryptowährung, Bitcoin, zugrunde liegt und auf die Blockchain-Technologie setzt. Der Invesco Elwood Global Blockchain UCITS ETF (WKN: A2PA3S) bietet Anlegern Zugang zu internationalen Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, die am Blockchain-Ökosystem teilhaben oder in Zukunft teilhaben könnten. Der ETF ist somit darauf ausgelegt, Profit aus dem möglichen Wachstum der Blockchain-Technologie zu schlagen. In dem thesaurierenden Fonds sind 47 Aktiengesellschaften mit Schwerpunkt auf Asien und USA vertreten. Der ETF ist mit einem investierten Vermögen von 22 Millionen Euro noch recht klein.
Krypto Trading und Steuern
Vor dem Einstieg in das Krypto Trading sollten Anleger überlegen, welche Finanzprodukte für die Umsetzung der eigenen Strategie optimal ist und welcher Anlagehorizont in Frage kommt. Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Frage der Besteuerung. Denn wie die Erträge aus dem Krypto Trading veranschlagt werden und welche Steuersätze zugrunde liegen, hängt von der Handelsmethode ab. Der Fiskus unterscheidet dabei zwischen dem direkten Handel mit Kryptowährungen und der wahrscheinlich beliebtesten Variante des Krypto Tradings über Differenzkontrakte (CFDs).
Besteuerung bei direktem Handel mit Kryptowährungen
Gewinne, die aus dem direkten Handel mit digitalen Währungen erzielt werden, gelten nicht als Einkünfte aus Kapitalvermögen und Spekulation. Aus diesem Grund muss hier keine Abgeltungssteuer entrichtet werden. Darüber hinaus betrachtet der Gesetzgeber Kryptowährungen bisher noch nicht als Zahlungsmittel. Die Coins werden stattdessen als privates Geld steuerlich mit anderen Wirtschaftsgütern gleichgesetzt. Bei einem privaten Kauf und Verkauf von Coins gelten somit die gleichen steuerlichen Regelungen wie bei Käufern oder Verkäufen von Gemälden, Schmuckstücken oder Antiquitäten. Die Gewinner aus einer Transaktion müssen in der Anlage SO der Steuererklärung als „Sonstige Einkünfte“ aufgeführt werden. Dabei können
- der Erwerb einer Dienstleistung oder realer Güter gegen Kryptowährung,
- der Tausch einer Digitalwährung gegen eine andere Digitalwährung und
- der Verkauf eines Coins gegen Euro oder ein anderes anerkanntes Zahlungsmittel
steuerpflichtig sein.
Besteuerung bei Krypto Trading über CFDs
Beim Handel mit Krypto CFDs sieht es anders aus. Diese fallen steuerrechtlich unter die Termingeschäfte. Das bedeutet, dass Erträge aus dem CFD-Trading wie zahlreiche weitere Kapitalerträge unter die Abgeltungssteuer fallen. Die Steuer beträgt 25 Prozent vom Gewinn plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Online Broker, die ihren Sitz in der Bundesrepublik Deutschland haben, führen die Abgeltungssteuer direkt an das Finanzamt ab. Wer Krypto CFDs mit einem Broker handelt, der sich außerhalb von Deutschland befindet, muss sich selbst darum kümmern, seine Gewinne zu versteuern.
Fazit: Mehrere Möglichkeiten für das Krypto Trading
Für interessierte Anleger und Trader bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, mit Kryptowährungen zu handeln. Ganz gleich, ob es sich dabei um den direkten Handel mit Digitalwährungen oder das Trading über Derivate wie zum Beispiel CFDs über einen Broker handelt, Kryptowährungen sind in jedem Fall ein noch junges und volatiles Gut.
Selbst wer bereits Trading Erfahrungen mitbringt, sollte sich dessen bewusst sein, dass man den Handel mit Kryptowährungen lernen muss. Anleger sollten die Bereitschaft mitbringen, die Hintergründe der verschiedenen Kryptowährungen kennenzulernen, das Trading zunächst über ein kostenloses Demokonto zu testen und die Informationsangebote von Forex und CFD Brokern in Anspruch zu nehmen, damit sich ihre Strategien im Handel mit Kryptowährungen schließlich bezahlt machen.