Indikatoren, die die Volatilität von Märkten erfassen, geben Tradern bei der Chartanalyse wertvolle Hinweise auf die Entwicklung von Trends. Die volatilitätsbasierten Werte erfassen die Entwicklung der Kurse über festgelegte Zeiträume. Heftige, schnelle Kursbewegungen bedeuten hohe Volatilität, langsame Änderungen der Kurse hingegen geringe Volatilität.
Ihr Kapital ist in Gefahr
Volatilitäts-Indikatoren werden anhand historischer Kursbewegungen ermittelt und liefern Informationen zum Trend, aber auch dazu ob ein Markt ungerechtfertigte Höchst- oder Tiefstpreise erreicht, also als überkauft oder überverkauft gelten kann.
- Volatilitäts-Indikatoren erfassen die Schwankungen der Kursbewegungen
- Trendentwicklungen und Trendumkehr können so indiziert werden
- Die beliebtesten Volatilitäts-Indikatoren sind die Bollinger Bänder und der ATR
- Ihre Anwendung erleichtert das Generieren von Handelssignalen insbesondere vor einer Trendumkehr
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Was ist die Volatilität und warum ist sie wichtig?
Mit dem Begriff „Volatilität“ wird in der Mathematik bzw. in der Statistik die Schwankung von Daten innerhalb festgelegter Intervalle definiert. Bezogen auf den Börsenhandel oder den außerbörslichen Handel bezeichnet Volatilität die Kursschwankungen eines Wertes. Dabei wird zwischen der belegbaren historischen Volatilität und der erwarteten oder impliziten Volatilität unterschieden.
Während erstere leicht anhand der Kurse der jüngsten oder auch weiter zurückliegenden Vergangenheit berechnet werden kann, wird die implizite Volatilität indirekt ermittelt, basierend auf anderen Daten, besonders anhand der Preise von Optionen auf den Basiswert.
Eine hohe historische Volatilität weisen Werte mit einer hohen Schwankungsbreite des Kurses auf, während eine geringe Volatilität bei Märkten auftritt, die kaum oder nur geringe Kursschwankungen durchmachen. Berechnet man die historische Volatilität, dienen dazu die Kurse aus den zurückliegenden 30 bis 130 Tagen. Basierend darauf lässt sich die Volatilität auf ein Jahr hochrechnen.
Die Volatilität ist deshalb ein so wichtiger Faktor, weil sie das Risiko wiedergibt, das ein Anleger oder Trader eingeht – je höher der Ausschlag der Kurse nach oben oder unten und je häufiger diese Schwankungen auftreten, umso größer ist das Risiko. Sehr volatile Märkte lassen sich nicht zuverlässig erfassen und prognostizieren.
Allerdings bergen gerade hoch volatile Werte nicht nur Risiken, sondern entsprechend höhere Gewinnaussichten insbesondere für kurzfristige Positionen. Volatilitäts-Indikatoren erleichtern Tradern eine Einschätzung, wie sich der Markt entwickeln könnte, und tragen im besten Fall dazu bei, die Handelsrisiken in volatilen Märkten zu reduzieren.
Welche Volatilitätsindikatoren gibt es, und wie berechnet man sie?
Auch für die Berechnung der Volatilität können Trader im Chartprogramm bei den meisten Handelsplattformen auf eine gute Auswahl verschiedener Indikatoren zurückgreifen. Zu den bekanntesten gehören Volatilitätskanäle wie die Bollinger Bänder oder der Average True Range.
Bollinger Bänder
Die bekannten und bei vielen Tradern geschätzten Bollinger Bänder gehören zu den sogenannten Volatilitätskanälen. Hier handelt es sich um Indikatoren, die die Volatilität durch Linien oberhalb und unterhalb des Kursverlaufs grafisch wiedergeben, daher die Bezeichnung als Bänder oder Kanäle. Bei hoher Volatilität weiten sich die Bänder, bei sinkender Volatilität verengen sie sich wieder. Der unmittelbare Nutzen von Volatilitätskanälen ist die anschauliche Darstellung normaler Verläufe bzw. mehr oder weniger extremer Abweichungen, denn die Bänder bezeichnen die oberen und unteren Grenzen für eine normale Marktvolatilität.
Die Mittellinie zwischen den oberen und unteren Grenzen bildet in der Regel ein normaler gleitender Durchschnitt, meist auf einen Zeitraum von 20 Tagen eingestellt, auch wenn dies individuell angepasst werden kann. Bei den Bollinger Bändern wird die sogenannte Standardabweichung dazu genutzt, die Entfernung der Bänder von einem zentralen Messwert zu berechnen und so deren Varianz zu bestimmen – je höher die Varianz, umso größer die Standardabweichung und damit auch die Volatilität. Entwickelt wurde der Indikator in den achtziger Jahren von John Bollinger.
ATR: Average True Range
Ebenfalls zu den Standardtools unter den Volatilitäts-Indikatoren gehört die Average True Range oder ATR. Sie lässt sich sehr flexibel und vielseitig nutzen. Entwickelt wurde die ATR in 1978 durch J. Welles Wilder. Der Indikator bezieht sich zwar auf die Volatilität, beschränkt sich dabei aber nicht darauf, die Schwankungsbreite zwischen den Höchst- und Tiefstwerden im Verlauf eines Zeitraums zu messen, sondern zieht weitere Werte in Betracht. Der Entwickler der ATR bemühte sich um einen Indikator, der auch Kurslücken o.ä. berücksichtigt und so Volatilität differenzierter erfasst, als dies zuvor möglich war. Diese „wahre“ Volatilität ist bei der Bezeichnung „true“ range gemeint.
Bei der Berechnung der ATR wird die Differenz zwischen einem aktuellen Hoch und dem letzten vorausgegangenen Tief ebenso einbezogen wie die Differenz zwischen dem letzten Schlusskurs und dem jetzigen Tiefpunkt und die Differenz zwischen dem vorherigen Schlusskurs und den zu diesem Zeitpunkt relevanten Höchstständen. Die resultierende Formel in drei Berechnungsschritten lautet:
- True Range (TR 1) = Hoch 1 – Tief 1
- TR 1 für n Tage: (TR) n = max [(Hn-Tn); (Hn – Sn-1); (Tn – Sn -1)]
- ATR = Σ True Range nach n Perioden / n Perioden
Da nunmehr aufgrund der Einbeziehung der Schlusskurse auch Kurslücken bei der Berechnung eine Rolle spielen, ist die Berechnung der „wahren“ Volatilität mithilfe des ATR deutlich differenzierter möglich.
Der Parabolische SAR
Auch der parabolische SAR ist ein Indikator, der von Wilder entwickelt wurde. Die korrekte Bezeichnung des Indikators lautet „parabolischer Stopp und Reverse“. Das Tool soll insbesondere die Identifizierung geeigneter Einstiegs- und Ausstiegspunkte erleichtern. Daher wird der parabolische SAR nur für Märkte mit deutlich sichtbaren Trends verwendet, also am besten in Kombination mit einem Trendindikator. In einem Seitwärtsmarkt würde er nicht funktionieren.
Seinen Namen entlehnt der Indikator aus der Mechanik. Hier bezeichnet der Begriff „Parabel“ eine geschwungene Flugbahn, wobei die Kurve der Parabel durch den Einfluss der Schwerkraft auf das fliegende Objekt entsteht, das durch die Gravitation überdies an Geschwindigkeit einbüßt. Ein ähnliches Phänomen lässt sich bei Trends beobachten. Auch sie können eine ausgeprägte Kraft entwickeln und sich über längere Zeiträume halten, verlieren jedoch graduell an Kraft.
Diese allmähliche Abschwächung des Trends will der parabolische SAR ermitteln, indem er den Kursverlauf in eine Kurve im Chart einbettet. So lange der Kurs innerhalb dieser Kurve verbleibt, hält sich der Trend – kreuzt er die Parabel, ist dies ein Hinweis auf das Ende des Trends. Um die gewünschte Information liefern zu können, muss der parabolische SAR einen Tag im voraus berechnet werden, und zwar mit der Formel:
SAR morgen = SAR heute + AF x (EP – SAR heute)
Dabei ist AF oder „Acceleration Factor“ ein Beschleunigungsfaktor, der im Chartprogramm normalerweise bei einem anfänglichen Wert von 0,02 festgesetzt ist, aber durchaus geändert werden kann. Der „Extremwert“ EP bezeichnet den Höchstwert bei Aufwärtstrends bzw. den Tiefstwert bei Abwärtstrends.
Welche Indikatoren nutzen und kombinieren?
Die vorgestellten Indikatoren sind nur einige der Möglichkeiten, die Trader nutzen können, um die Volatilität zu berechnen. Auch das Momentum kann hinzugezogen werden, da es eine ähnliche Aussagekraft hat. Aber welcher Indikator ist der beste? Das lässt sich nicht verbindlich sagen – wie schon erklärt, funktionieren manche Indikatoren wie der parabolische SAR nur innerhalb eines Trends und sollten deshalb zusammen mit Trend-Indikatoren eingesetzt werden. Wann und wie mehrere Indikatoren kombiniert werden, bedarf der Überlegung.
Bestenfalls liefern verschiedene Indikatoren Resultate, die sich ergänzen. Nutzt man hingegen mehrere Trendindikatoren, wird dies lediglich auf Doppelsignale hinauslaufen, die eher verwirren als präzisieren. Dementsprechend kommen erfahrene Trader bei der technischen Analyse mit wenigen Indikatoren aus, die an den Markt und dessen Besonderheiten angepasst sind. Für das Einüben des praktischen Umgangs mit Volatilitäts-Indikatoren empfiehlt sich ein Demokonto, wie es bei vielen Brokern kostenlos genutzt werden kann.
Risikolos mit der Demo Volatilitäts-Indikatoren kennenlernen
Volatilität als Gesamtwert des Handelsrisikos ist für Trader ein Wert von entscheidender Bedeutung. Denn während Langzeitanleger gern zu weniger volatilen Anlagen greifen, finden Daytrader dort, wo der Kurs eine hohe Volatilität aufweist, besonders gute Renditechancen vor. Die Berechnung der Volatilität kann mithilfe unterschiedlicher Indikatoren erfolgen, die die Trendstärke oder eine mögliche Trendumkehr antizipieren helfen.
Beliebte Indikatoren zur Volatilitätsbemessung, wie die Bollinger Bänder, finden sich daher in allen Chartprogrammen und sind ein wesentlicher Bestandteil der Technischen Analyse. Die Formeln, die eine Berechnung der Volatilität erlauben, sind nachvollziehbar, bei der praktischen Anwendung in der Technischen Analyse gibt es dennoch einige Fehlerquellen – einfach durch mangelnde Erfahrung in der Auswertung der Resultate und bei der Kombination verschiedener Indikatoren.
Steigt man unmittelbar mit einem Echtgeld-Konto in das Trading ein, können die Anfängerfehler teures Geld kosten. Glücklicherweise bieten viele Online-Broker ihren Kunden zu Übungszwecken ein Demokonto an, kostenfrei und oft auch zeitlich ohne Begrenzungen. Mit der Demo können Einsteiger in einer realistischen Handelsumgebung traden und dabei auch das Chartprogramm der Handelsplattform nutzen, einschließlich der Tools und Indikatoren. Gehandelt wird jedoch mit virtuellem Kapital, so dass die Übungstrades kein Loch in den Geldbeutel reißen.
Die grundlegenden Kenntnisse, die für erste Schritte im Trading und bei der Technischen Analyse notwendig sind, vermitteln Bildungsressourcen vieler Broker. Hier werden die Grundlagen des Handels, Informationen zu den Finanzinstrumenten und den Methoden der Analyse vermittelt, und zwar über eine Fülle verschiedener Medien. Neben Blogs und E-Books werden Marktnachrichten, Online-Kurse und Video on Demand angeboten, auch Webinare oder sogar persönliche Einführungen offerieren manche Broker.
Die Qualität der Schulungsmaterialien ist nicht selten ausgezeichnet und bietet echten Mehrwert. Alles, was Anfänger sich auf diese Weise theoretisch aneignen, können sie praktisch im Demokonto anwenden und damit vertiefen. So ist gewährleistet, dass die wichtigsten Indikatoren verstanden werden und ihre Nutzung Routine wird, bevor mit eigenem Kapital und auf eigenes Risiko gehandelt werden kann.