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Asset Allocation: Welche Anlagen gehören ins ETF Portfolio?

Christian Habeck trader
Updated 28 Jul 2020

Die Asset Allocation oder Vermögensallokation bezeichnet die Aufteilung des Portfolios anhand einer zuvor überdachten Anlagestrategie – mit dem Ziel, bei dem geringstmöglichen Risiko die höchstmögliche Rendite zu erzielen. Dabei werden Werte aus verschiedenen Anlageklassen in unterschiedlicher Anteiligkeit berücksichtigt. Wer die Asset Allocation auch bei der Zusammenstellung seines ETF Portfolios mit entsprechender Zusammenstellung der Basis-Indizes nutzt, bringt Risiken und Erträge auf die beste mögliche Weise in Einklang. So können Anleger entsprechend dem eigenen Budget und auf der Basis der eigenen Risikoneigung agieren.

  • Anlageklassen im eigenen Portfolio gewichten durch Asset Allocation
  • Ausbalancieren von Risiken und Renditeaussichten
  • Wert- und Konjunkturentwicklungen aufwiegen
  • Wechselwirkung von Anlageklassen ausnutzen

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Anlageklassen und ihre Eigenschaften zum eigenen Vorteil nutzen

In der Finanzwelt teilt man die Werte, in die Anleger investieren können, nach Anlageklassen ein. Dazu gehören neben den klassischen Bankprodukten wie Festgeld oder Tagesgeld auch Wertpapiere wie Aktien und Anleihen, aber auch Sondervermögen wie Fonds, Produkte, die auf die Wertentwicklung von Rohstoffen spekulieren, und Immobilien oder physische Edelmetalle. Dass die Risiken beim Vermögensaufbau gesenkt werden können, wenn man seine Einlagen auf verschiedene Anlageklassen verteilt, leuchtet auf Anhieb ein – denn die Anlageklassen oder „Assets“ verhalten sich entsprechend der Konjunktur anders und bisweilen direkt gegenläufig.

Auch die Erträge der Assets fallen unterschiedlich hoch aus. Daher entspricht die Gewichtung, die bestimmten Anlageklassen im Portfolio zuteil wird, der persönlichen Risikoneigung des Anlegers und ein wenig auch dem Lebensalter. Aktien gelten als ertragreich, aber vergleichsweise riskant, während Immobilien als „stabile“ Investition betrachtet werden. Für die Entwicklung einer ganz persönlichen Asset Allocation Strategie gilt die erste Frage immer den Zielen: soll langfristig Vermögen aufgebaut oder bestehendes Kapital abgesichert werden?

Asset Allocation

Wie gehen Experten vor? Basiswerte und Ergänzungen im Portfolio bei der Asset Allocation

Wenn man sein Kapital über verschiedene Anlageklassen streuen will, sei es nun durch direkte Investition oder repräsentiert durch ETFs, geht es nicht nur um die Berücksichtigung der Assets für sich allein betrachtet. Dies ist natürlich wichtig, und die charakteristischen Eigenschaften, darunter mögliche Währungsumrechnungskosten, Rollverluste, Verzinsungen oder Dividenden, spielen eine Rolle bei der Gewichtung.

Doch auch die Wechselwirkung der Anlageklassen muss bei der Asset Allocation bedacht werden. Besonders deutlich sind diese bei den Beziehungen zwischen Aktien und Anleihen – entwickeln sich die Aktienkurse sehr positiv, fallen die Kurse von Anleihen, und umgekehrt. Das lässt sich für Hedging-, also Absicherungsstrategien im Portfolio ausnutzen.

Zu den für private Anleger wichtigen Assets gehören

  • Aktien und Anleihen
  • Immobilien bzw. Immobilienaktien und Immobilienfonds
  • Rohstoffe, ETCs oder Futures
  • Tagesgeld und Festgeld

Denkbar sind darüber hinaus auch private Kreditvergaben über entsprechende Plattformen, Kryptowährungen und Derivate auf deren Entwicklung oder Hedgefonds.

Mit Asset Allocation Risiken mindern und Renditen steigern

Die Anlageallokation geht davon aus, dass sich nicht alle Anlageklassen in vergleichbaren Marktsituationen gleich entwickeln. Wie bereits erwähnt, gehören Aktien und Anleihen zu den gegenläufigen Finanzprodukten. Unternehmensanteile entwickeln sich besonders gut in Zeiten des Aufschwungs und der Hochkonjunktur, wenn es zu einem Abschwung kommt, können Anleihen die Verluste beim Aktienanteil eines Portfolios begrenzen helfen. Gute Investitionen sind in Zeiten wirtschaftlicher Flaute außerdem Rohstoffe und der Klassiker, nämlich Gold.

Worum es bei der Asset Allocation geht, wird auf diese Weise schnell deutlich – es wird nicht ausschließlich auf eine, egal wie lukrative, Anlageklasse gesetzt. Statt dessen sorgt eine Verteilung der Investition für mehr Sicherheit. Dafür nimmt der Anleger in Kauf, in Zeiten guter Konjunktur ein Paket wenig ertragreicher Staatsanleihen mitzuschleppen – kommt es zur Krise, erweisen sie sich als Sicherheitsnetz.

Mehr Chancen auf Renditen mitnehmen mit Asset Allocation

Die Vermögensallokation dient jedoch nicht nur der Sicherheit. Dank einer breiten Streuung der Investition haben Anleger auf diese Weise mehr Aussichten, von positiven Entwicklungen in einzelnen Sektoren zu profitieren. Beschränkt man sich dabei nicht nur auf eine Region oder Branche, steigen die Aussichten auf gute Renditen nochmals. Denn nicht alle Länder weltweit weisen vergleichbare wirtschaftliche Entwicklungen auf.

Für die Anlage in ETFs bedeutet dies, dass man neben Assets aus der westlichen Welt auch Schwellenländer berücksichtigen kann, neben etablierten Branchen und Leitindizes auch disruptive Innovatoren, die in Tech-Indizes oder „grünen“ ETFs gebündelt sind. Ein breit aufgestelltes Portfolio wird außerdem nicht nur Blue Chips oder ETFs auf entsprechende Indizes berücksichtigen, sondern auch den Mittelstand und kleinere, aber vielversprechende Unternehmen aus dem Small Caps Segment mit einbeziehen.

Größere Streuung dank ETFs

Wer darauf verzichtet, sich in Eigenarbeit einen Korb von Aktien und Anleihen zusammenzustellen, kann bei der Entscheidung für ETFs von der ohnehin gegebenen Streuung auf die einzelnen Bestandteile des Indexfonds profitieren. Einer der besonderen Vorzüge von ETFs besteht vor allem darin, dass Anleger schon mit geringem Budget, sogar mit Sparverträgen, von dieser Diversifizierung profitieren, die sich angesichts der Kosten nationaler Blue Chips nur mit hohem Kapitaleinsatz umsetzen ließe, wenn man direkt in Aktien investiert.

Hinzu kommt die passive Verwaltung bei ETFs – da die Indexfonds durch Algorithmen an die Wertentwicklung des Basisindex angepasst werden, entstehen keine hohen Verwaltungskosten zugunsten von menschlichen Fondsmanagern. Der Algorithmus ist dabei durchaus effektiv und lässt sich nicht von menschlichen Emotionen beeinflussen, operiert daher in vielen Fällen neutraler und erfolgreicher als menschliche Finanzexperten.

Der persönlichen Risikoneigung lässt sich dabei durchaus Rechnung tragen, denn es gibt ETFs für alle denkbaren Risikoklassen. Wer mit umfangreichen Indizes wie dem MSCI World auf Nummer Sicher gehen will, ist damit gut beraten, Schwellenländer-Indizes, die mit höheren Risiken verbunden sind, versprechen bei der Investition in ETFs dafür höhere Renditen.

Diese Strategien kommen bei der Asset Allocation zum Einsatz

In den meisten Fällen gehen Anleger oder Asset Manager bei der Anlageallokation nach der Theorie des US-amerikanischen Ökonomen Harry M. Markowitz vor. Auf ihn geht die Optimierung des Portfolios in drei Schritte zurück:

  1. Zunächst wird anhand der eigenen Anlageziele die Gesamtrendite definiert, die am Ende des vorgesehenen Zeitraums erzielt werden soll.
  2. Anschließend werden die gewünschten Assets hinsichtlich ihrer bisherigen Performance betrachtet.
  3. Die Verteilung und Gewichtung der Anlageklassen im Portfolio erfolgt auf der Basis der Performanceanalyse und in Hinblick auf das gewünschte Ergebnis.

Das „Markowitz-Paradigma“ geht also so vor, dass gerade so viel Risiko eingegangen wird, wie notwendig ist, um die beabsichtigten Anlageziele zu realisieren. Dieses optimale Gleichgewicht von Rendite und Risiko wird als strategische Asset Allocation bezeichnet. Sie entfalten ihr Potenzial vor allem für langfristige Anlagen und sind in hohem Maß unabhängig von Schwankungen der Konjunktur. Es gibt jedoch noch weitere Methoden.

Asset Allocation Risiken mindern

Dynamische Methode der Asset Allocation

Ganz ähnlich geht man auch bei der dynamischen Anlagezuweisung vor. Auch hier geht es um ein bestmögliches Verhältnis von Risiko und Rendite, allerdings werden die Gewichtungen gelegentlich an die Veränderungen des Marktumfeldes angepasst.

Taktische Gewichtung von Assets

Wesentlich aktiver erfolgt die sogenannte taktische Asset Allocation – hier geht es eher darum, vor allem Werte mit höheren Renditeaussichten vorausschauend mit einer entsprechenden Gewichtung zu versehen. Dieses Verfahren geht noch einen Schritt weiter als die dynamische Asset Allocation.

Wo die Vorteile von drei Strategien zusammenkommen: Die Core-Satellite-Strategie

Wenn ein strategischer Kern des Portfolios dessen ruhende Mitte bildet und taktisch oder dynamisch ausgewählte kleinere Bestandteile diesen Kern umkreisen, spricht man gern von der Core-Satellite-Strategie. Die Idee ist, eine hinlänglich sichere Grundrendite mit vielversprechenden, aber riskanteren Einzelinvestitionen zu umgeben.

Strategische und taktische Erwägungen führen zum Erfolg

Wie wirtschaftswissenschaftliche Studien belegen konnten, sind vor allem die strategische und taktische Zuweisung von Assets für den Erfolg einer Investition verantwortlich – zu 80 Prozent, um genau zu sein. Die Schwerpunkte bei der Auswahl der einzelnen Werte sind dabei weniger von Belang als die grundsätzlichen Überlegungen.

Studien ergaben außerdem, dass die konventionelle Zusammenstellung aus Aktien und Anleihen, ergänzt möglicherweise um Tages- oder Festgeld, als Kern des Portfolios durch „Satelliten“ aus den Sektoren Rohstoffe, Immobilienprodukte und hoch verzinsten Anleihen bei verhältnismäßig geringem Risiko erheblichen Auftrieb erhält.

Gelegentliches Umschichten bei langfristigen Investitionen

Ist eine für die eigenen Anlageziele überzeugende Asset Allocation gefunden, kommt es bei einem langfristigen Anlagehorizont auch darauf an, diese Gewichtungen entweder aufrecht zu erhalten oder sie entsprechend den Marktbedingungen umzuschichten. Das sogenannte Rebalancing ist eine Veränderung der Gewichtung einzelner Assets, ausgerichtet auf Schwankungen der Kurse bzw. des wirtschaftlichen Umfelds.

Asset Manager nehmen ein derartiges Rebalancing einmal im Quartal vor – für private Anleger empfiehlt sich mindestens einmal im Jahr ein prüfender Blick auf die Zusammensetzung des Portfolios und mögliche wünschenswerte Anpassungen.

ETF Portfolio mit der richtigen Strategie an die eigenen Anlageziele anpassen

Fazit: Das ETF Portfolio mit der richtigen Strategie an die eigenen Anlageziele anpassen

Die Asset Allocation ist keine höhere Mathematik – im Grunde geht es um die Formulierung der eigenen Anlageziele und die darauf ausgerichtete Auswahl der Werte. Bei einem Risiko, das so gering wie möglich gehalten ist, soll das gewünschte Renditeziel erreicht werden. Wie hoch die Risikobereitschaft ist, bleibt dabei dem Anleger überlassen. Einmal überlegt, kann unter Einsatz einer der geschilderten Strategien eine Gewichtung der Werte im Portfolio erfolgen.

Wer in ETF investiert, genießt dabei den Vorteil, dass die Indexfonds ihrerseits bereits eine algorithmisch vorgenommene Gewichtung und Diversifizierung mitbringen, so dass dem Anleger viel Eigenarbeit erspart bleibt. Darüber hinaus kann bei der Auswahl der Basisindizes eine ähnliche Vorgehensweise angewendet werden, als würde man direkt in die Anlageklassen der jeweiligen Indizes investieren – allerdings bereits mit geringerem Budget und weniger Risiko. Auch eine gelegentliche Umschichtung ist durch eine leicht veränderte Zusammenstellung der ETFs möglich.

Christian (Habeck) hat mehr als 20 Jahre Erfahrung auf den Finanzmärkten und handelt nach wie vor aktiv an der Börse. Seine Leidenschaft hat er vor neun Jahren zum Nebenberuf gemacht.