Warum ist die falsche Einstellung so gefährlich?
Viele Trader reagieren emotional auf Erfolge, aber auch auf Misserfolge beim Trading. Dies erweist sich für viele als die größte Falle beim Trading. Wer sich emotional stark beeinflussen lässt, kann häufig nicht mehr so handeln, wie er es eigentlich im Rahmen seiner Strategie festgelegt hat. Stattdessen zeigt sich, dass viele Trader dann abweichen und Fehler machen, die eigentlich leicht zu verhindern wären.
Ein Klassiker ist beispielsweise das auch als „Revenge Trading“ bezeichnete Verhalten: Wenn ein Trader einen Verlust hinnehmen musste, neigt er dazu, beim nächsten Trade deutlich mehr zu riskieren, als er zuvor rational festgelegt hat. Dies ist im Rahmen eines systematischen Risikomanagements bereits sehr kritisch zu sehen. Das große Risiko ist jedoch: Der Trader verliert erneut viel Geld und tradet wieder mit einem hohen Einsatz. Nicht wenige Trader verlieren auf diese Weise in kürzester Zeit fast ihre gesamte Einlage.
Auf der anderen Seite können Verluste auch Angst machen. Manche Trader reagieren auf eine Verlustreihe mit übertriebener Vorsicht und können dann auch Chancen nicht mehr richtig nutzen. Manche ziehen sich sogar vollständig vom Trading zurück. Dies kann allerdings auch eine sehr sinnvolle Entscheidung sein, wenn Trader feststellen, dass sie die Verluste nicht gut verarbeiten können und Trading für sie letztlich zu riskant ist. Für alle anderen ist übertriebene Vorsicht jedoch ein Risikofaktor und Angst bekanntermaßen ohnehin niemals ein guter Ratgeber.
Was passiert im Gehirn bei Trading-Verlusten?
Das große Problem beim Trading ist die Tatsache, dass im Gehirn Prozesse ablaufen, die dem Trader oft nicht bewusst werden. Ein erfolgreicher Trade löst die Ausschüttung von Glückshormonen im Belohnungszentrum aus. Das ist einer der Gründe dafür, dass viele Einsteiger zu Beginn direkt sehr stark in das Trading involviert sind und eine hohe Motivation haben, weiter zu traden und zu lernen: Erfolge fühlen sich gut an und bestätigen den Selbstwert.
Doch auch Verluste haben Auswirkungen auf das Gehirn: Die erhoffte Belohnung bleibt aus und damit auch die Glücksgefühle. Stattdessen fühlt der Trader sich schuldig, sein Selbstwert leidet und er strebt nach einem erneuten Gewinn, um dies wieder auszugleichen. Dieses Verlangen wird oft umso stärker, je mehr er im Verhältnis zu seinem Kapital oder seinen vorherigen Gewinnen verloren hat.
Gerade bei Tradern mit geringer Kapitalausstattung kann zudem Angst dazu kommen: Wer fürchten muss, nach einer Verlustserie viel Geld verloren zu haben, hat schneller Angst davor.
All diese Emotionen bewirken, dass der Trader irrational handeln wird. Er denkt nicht mehr daran, wie er seine Strategie möglichst systematisch umsetzen kann und sein Kapital schützt. Stattdessen wird wichtig, wie er den Verlust ausgleichen kann und sein Gehirn dazu bringen kann, wieder Glückshormone als Belohnung auszuschütten. Als Reaktion gehen Trader Positionen ein, obwohl die Einstiegssignale nicht völlig stimmen und riskieren mehr als üblich, um den vorherigen Verlust wieder auszugleichen.
Wie kann die Fehlerkette unterbrochen werden?
Um die Fehlerkette zu unterbrechen, gibt es je nach Zeitrahmen unterschiedliche Maßnahmen. Die wichtigste Akutmaßnahme ist: Weg vom PC! Wer größere Verluste hinnehmen möchte und merkt, dass ihn dies sauer, ängstlich oder unruhig macht, sollte das Trading für den heutigen Tag beenden.
Erst dann, wenn er sich etwas beruhigt und Abstand gewonnen hat, ist Trading wieder empfehlenswert. Dabei ist es immer sinnvoll, einen sinnvollen Ausgleich zu haben und gerade in diesen Situationen zu pflegen. Verlusttrades sind auch in einer Reihe normal. Problematisch wird es immer dann, wenn der Trader dadurch seinen Selbstwert zu stark leiden lässt. Deswegen ist es wichtig, dass Trader in einer anderen Beschäftigung Bestätigung erhalten und nicht emotional vom Trading abhängig werden. Hilfreich sind vor allem Betätigungen, die mit kleinen Erfolgen und Belohnungen verknüpft sind.
Es ist außerdem sehr wichtig, dass Trader sich immer vor Augen halten, dass Misserfolge im Trading kein Grund sind, an sich zu zweifeln. Verlusttrades gehören dazu. Möglicherweise hat der Trader nur noch nicht die richtige Strategie gefunden, um erfolgreicher zu sein. Trading ist zudem schwer. Viele Privatkunden verlieren Geld, zumal sie gegen große Marktteilnehmer mit völlig anderen Möglichkeiten antreten. Es ist also keine Schande, einige Trades mit einem Verlust abzuschließen.
Zentral ist natürlich, dass Trader nur Geld investieren, bei dem sie einen Verlust im Alltag finanziell verkraften können. Sie dürfen zudem auch emotional nicht so stark an dem Investment hängen. Wer sich lange ärgert, falls er es verliert, sollte es gar nicht erst investieren.
So hilft Moneymanagement bei der Kontrolle von Emotionen
Wichtig ist es, während des Tradings zu vermeiden, dass zu große Emotionen ausgelöst werden. Trader, die schnell aufgewühlt sind, profitieren vom Risikomanagement gleich doppelt:
- Die Positionen sind klein und Fehltrades gefährden das Konto nicht.
- Die Handelssumme wird durch das Risikomanagement begrenzt.
Das bedeutet, dass die emotionalen Auswirkungen auf das Trading von vornherein kleiner sind. Kein Trader, der erst ein sinnvolles Risikomanagement etabliert und sich im Anschluss daranhält, kann mit einzelnen Trades sein gesamtes Konto gefährden.
Auch wird der Verlust so auf einen Anteil begrenzt, der psychisch noch keine große Belastung darstellt. Wenn mehrere Trades im niedrigen Prozentbereich Verluste erzeugen, ist dies für viele eher ein Grund, das Trading für den Tag zu beenden, als mit mehr Risiko die Verluste wieder hereinzuholen. Wer sich mit Risikomanagement befasst hat, kennt schließlich das Risiko und überlegt zwei Mal, ob er es tatsächlich eingehen soll.
Außerdem wird durch die systematische Herangehensweise auch der persönliche Einfluss auf den Erfolg und Misserfolg verringert. Dadurch ist das Trading nicht mehr so stark mit dem Selbstwert verknüpft, weil der Trader weiß, dass er im Zweifel vor allem die Strategie verbessern muss und nicht sich selbst. Auf diese Weise trägt das Risikomanagement erheblich dazu bei, dass Trader erfolgreich handeln können und eine gesunde Einstellung zu Trading-Verlusten entwickeln.
Ein sinnvolles Moneymanagement schützt zwar nicht vor den meisten gängigen Fehlern, die aus Unachtsamkeit geschehen können, allerdings verringert es auch hier den Schaden oft deutlich.
Warum kann das Risikomanagement dazu beitragen, die richtige Einstellung zu Verlusten zu bekommen?
Schon die Grundvoraussetzung des Risikomanagements ist eine wichtige Überlegung, damit Trader Misserfolge nicht zu stark auf sich und ihre Fähigkeiten beziehen:
- Jeder erlebt (eine Reihe von) Fehltrades.
- Deswegen muss das Risiko je Trade kleingehalten werden.
- Nur wenn Fehltrades abgefangen werden können, kann Trading erfolgreich sein.
Das bedeutet auf der anderen Seite natürlich gleichermaßen, dass keine Strategie immer erfolgreich ist. Stattdessen müssen Trader den Misserfolg einkalkulieren und mit ihm umzugehen wissen. Es ist also nicht wichtig, dass Trader jederzeit erfolgreich handeln. Stattdessen ist es wichtig, dass sie lernen, das Risiko zu minimieren. Schließlich gäbe es das Risikomanagement nicht, wenn nicht auch in erfolgreichen Strategien Fehltrades alltäglich wären und das Risiko deswegen begrenzt werden müsste.
Stattdessen könnten Trader sich darauf konzentrieren, einen Gewinntrade nach dem anderen zu realisieren. Wer schon ein paar Trades getätigt hat, weiß natürlich, dass Trading so nicht funktioniert.
Wenn es allerdings niemandem gelingt, immer erfolgreich zu handeln, so ist es kein Grund, Rückschläge auf sich persönlich zu beziehen. Wer weiß, dass nicht die Fehltrades an sich das Problem ist, sondern der Umgang damit die wahre Herausforderung, lenkt schnell den Blick wieder aufs große Ganze und kann so verhindern, dass er sich zu stark von seinen Emotionen leiten lässt. Dazu gehört nicht zuletzt, dass Trader mit dem Handeln aufhören, wenn sie merken, dass die Strategie am heutigen Tag nicht greift und sich Fehltrades mehren.
Fazit: Risikomanagement hilft beim Umgang mit Verlusten
Eine Reihe von Verlusttrades oder große Verluste mit nur einem Trade führen oft dazu, dass sich gerade Einsteiger stark von ihren Emotionen leiten lassen. Als Konsequenz investieren sie oft zu viel in den nächsten Trade und gehen so ein deutlich höheres Risiko, als eigentlich sinnvoll wäre. Oft führt dies zu bedeutenden Verlusten, von denen der Trader sich nicht mehr erholen kann.
Ein Grund dafür ist nicht zuletzt die Tatsache, dass viele Trader ihren Selbstwert zu stark mit ihren Erfolgen beim Trading verknüpfen. Das führt gerade bei Tradern, die ohne sinnvolles Moneymanagement handeln dazu, dass sie ihr Investment unnötig riskieren. Dadurch, dass das Belohnungssystem im Gehirn bei den meisten Menschen sehr schnell auf Erfolge beim Trading und somit auch auf Misserfolge reagiert, sind Emotionen eine sehr große Herausforderung beim Trading.
Allerdings kann ein sinnvolles Risikomanagement dazu beitragen, dass Trader sich besser beherrschen. Zum einen wird so der Verlust je Trade begrenzt, sodass zu große Emotionalität kaum noch auftritt. Zum anderen hilft Riskmanagement auch beim richtigen Mindeset: Trader können Fehltrades nicht vermeiden. Sie können jedoch lernen, mit ihnen richtig umzugehen. Denn das Moneymanagement existiert nicht zuletzt deswegen, weil ständige Gewinne nicht möglich sind und kann Tradern dabei helfen, mit Verlusten besser umzugehen.