1. Die Index-Zusammensetzung
Hat sich ein Anleger für eine Anlageklasse entschieden – zum Beispiel Aktien oder Rohstoffe – geht es zunächst darum, sich für einen Index zu entscheiden, in welchem das Anlageportfolio möglichst breit gestreut ist. Da sich die Indizes unterscheiden, müssen die Investoren die Eigenschaften des jeweiligen Referenzindex genau verstehen, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Klumpen- oder Konzentrationsrisiko
Ein ETF-Portfolio, das nicht breit streut, ist dem sogenannten Klumpenrisiko ausgesetzt. Anders ausgedrückt: Das Risiko einer „Fehlinvestition“ steigt für den Anleger, je mehr sich der Anteil der in seinem Portfolio befindlichen Wertpapiere auf einzelne Sektoren oder Aktien beziffert. Um es noch mehr zu verdeutlichen: Roche, Novartis und Nestlé sind die drei größten Indexunternehmen und repräsentieren etwa 60 Prozent des kompletten Indexgewichts. Solch hohe Anteile bergen, etwa im Falle einer eintretenden Insolvenz, ein hohes Klumpen- bzw. Konzentrationsrisiko.
Eben aus diesem Grund legen viele ETF-Anbieter für einzelne Branchen und Wertpapiere eine Maximalgewichtung fest, um das Konzentrationsrisiko in dem jeweiligen Index zu reduzieren. Für Anleger ist es umso wichtiger, sich mit den Gewichtungsmethoden des gewählten Index auseinanderzusetzen. Viele Indizes werden anhand ihrer Marktkapitalisierung gewichtet. Das ist nicht ganz einfach: In Marktkapitalisierungs-Indizes werden kostenintensive Aktien sehr stark gewichtet. Das Risiko steigt mit jedem Kursanstieg. Dies würde etwa beim Platzen einer Spekulationsblase nicht ohne Folgen bleiben.
Je breiter der Index, desto besser die Risikostreuung
Das wichtigste Kriterium bleibt damit zunächst die Indexbreite. Das heißt: Je breiter ein Index aufgebaut ist, also je mehr Werte enthalten sind und je gleichmäßiger die Gewichtung der vorhandenen Werte ist, desto besser ist die Risikostreuung. Der MSCI World Index bietet zum Beispiel mit etwa 2.000 einzelnen Werten eine breite Streuung. Auch der DAX Index ist ein gut aufgestellter Index.
2. Die Replikationsmethode
Wer sich mit der Indexkonstruktion näher beschäftigt, für den ist es wichtig, wie der ETF den Index abbildet, also mittels der synthetischen Replikation, bei der die Entwicklung des zugrundeliegenden Index durch ein Swap-Geschäft nachgebildet wird, oder aber durch die volle physische Replikation, bei der der Fonds in sämtliche im Index enthaltenen Werte investiert.
Was ist ein synthetisch replizierender ETF?
Fondsgesellschaften synthetisch replizierender ETFs bilden den Referenzwert mit Hilfe eines Tauschgeschäfts (Swap) mit einem oder mehreren Partnern ab. Der ETF-Anbieter ist dann verpflichtet, dem Partner die Rendite eines festgelegten Wertpapierkorbes mit dem der Rendite des zugrundeliegenden Wertes zu tauschen.
Die synthetische Replikation reduziert zumeist den Tracking Error und die Kosten, erhöht jedoch das Kontrahentenrisiko (die Gefahr, dass der ETF-Anbieter zahlungsunfähig wird und seinen Verbindlichkeiten gegenüber dem Fonds nicht mehr nachkommen kann). Allerdings haben Swap-Strukturen für schwer zugängliche Märkte ein besseres Tracking im Vergleich zu physisch replizierenden ETFs und sind daher häufig kostengünstiger.
Was ist ein physisch replizierender ETF?
Physisch replizierende ETFs können entweder durch das Sampling-Verfahren oder die vollständige Replikation einen Index abbilden. Das Sampling-Verfahren wird des Öfteren für Indizes mit weniger liquiden Werten oder für Indizes mit einer großen Anzahl an Wertpapieren genutzt. Der ETF-Anbieter erwirbt hierbei nur einen ausgewählten „Korb“ an Aktien, der im besten Fall das gleiche Rendite-Risiko-Profil wie der Referenzindex aufweist.
Unter normalen Marktbedingungen funktioniert dieses Verfahren recht gut. In einem volatilen und schwierigen Marktumfeld hält die Methode der Realität jedoch nicht immer stand. Der Sampling-Ansatz hat dann einen höheren Tracking Error zur Folge als zuvor angenommen. Das bedeutet: Der Kurs sinkt unter den Kurs des Index, was der Anleger ja vermeiden will.
Einige physisch replizierende ETFs machen sich zudem die Wertpapierleihe zu Nutze, um weitere Einnahmen zu erzielen. Allerdings wird der Anleger hierbei einem Kontrahentenrisiko ausgesetzt. Sodann hängt die Höhe des Risikos von dem Volumen der geliehenen Wertpapiere sowie deren Liquidität ab.
3. Die Kosten und Gebühren
Ein dritter wichtiger Punkt sind die Gesamtkosten für eine ETF-Anlage. Anleger sollten sich die Kosten eines ETFs genau ansehen, weil es neben den Managementgebühren einige weitere Kostenpositionen gibt, die auf den ersten Blick oft nicht erkennbar sind.
Gesamtkostenquote (TER)
Bei einem ETF-Investment stellt die Gesamtkostenquote den größten Kostenpunkt dar. Die TER (Total Expense Ratio) repräsentiert die Kosten, die der Anbieter für die Indexnachbildung jährlich vom ETF entnimmt. Dies kann verschiedene Kosten beinhalten, wie beispielsweise die Depotbankgebühren, das Marketingbudget oder die Index-Lizenzkosten.
Nicht in der Gesamtkostenquote enthalten und trotzdem sehr wichtig sind die Handelsgebühren, die für den Anleger entstehen. Dabei handelt es sich um den Spread, also die Geld-Brief-Spanne. Diese Handelsspanne ist ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor, da er bei sämtlichen Börsengeschäften berechnet wird.
Andere ETF Kosten
Die Art der Indexabbildung eines ETFs kann ein ausschlaggebender Grund für eine Abweichung vom Referenzindex sein und somit unerwünschte Kosten verursachen. Zusätzliche Kosten können bei physisch replizierenden Fonds ferner bei einer Umgewichtung des Index wegen Übernahmen, Insolvenzen oder Fusionen sein. Zu diesen Kosten kommt es, damit der ETF wieder mit dem Zielindex in Einklang gebracht werden kann. Letztendlich spiegeln sie sich in einer größeren Abweichung zur Rendite des zugrundeliegenden Index wider.
Vor allem bei Exchange Traded Funds sind die Kosten ein wichtiges Auswahlkriterium. Erzielt das Produkt schon keine Outperformance (liegt nicht über dem Vergleichsindex), so möchte der Anleger doch gerne an der möglichen Marktrendite beteiligt sein. Doch schon minimale Kostenunterschiede im Laufe der Zeit erheben große Unterschiede in Bezug auf die tatsächlich erzielte Rendite.
Emittenten geben letztendlich die Gesamtkostenquote auf ihren Verkaufsunterlagen an. Daneben fallen aber auch zusätzliche Gebühren an. Je nach Anbieter werden diese ebenfalls transparent ausgewiesen und Anleger sollten hierauf ganz besonders achten.
Weitere Kriterien bei der ETF-Auswahl
Weitere wichtige Auswahlkriterien, die je nach Anlagetyp bei der ETF-Auswahl eine Rolle spielen, sind:
1. Der ETF-Anbieter
Der Markt für Exchange Traded Funds ist über viele Jahre hinweg stark gewachsen. Immer mehr Anbieter buhlen um die Gunst der Kunden. In Deutschland zählen folgende ETF-Anbieter zu den größten und bekanntesten:
- Xtrackers (Deutsche Asset Management)
- iShares (BlackRock)
- UBS ETF
- Lyxor ETF
- Vanguard
- Amundi ETF
- ComStage
- Deka Investments
- Source
Positiv für Anleger: Während das Angebot an ETFs gewachsen ist, sind die ETF-Kosten gesunken.
2. Das Fondsvolumen
Das Volumen des Fonds ist bei der ETF-Auswahl ein nicht minder wichtiger Faktor. Experten-Meinungen zufolge kann ein ETF erst ab einem Volumen von mindestens 50 Millionen Euro wirtschaftlich betrieben werden. Die Wirtschaftlichkeit gilt bei einem Volumen von über 100 Millionen Euro als relativ sicher. Ein volumenstarker Fonds ist dabei zumeist auch liquider und preisgünstiger.
3. Das Fondsalter
Auch das Alter eines Fonds spielt für die ETF-Auswahl eine wichtige Rolle. Je älter ein Indexfonds ist, desto besser ist das Produkt am Markt eingeführt. Häufig führt dies zu einer höheren Liquidität, einem hohen Fondsvolumen und somit zu niedrigeren Spreads. Darüber hinaus haben Anleger bei einem Fonds, der mindestens ein Jahr alt ist, ausreichend Daten zur Hand, um ihren Fonds besser mit den Produkten der Konkurrenz zu vergleichen.
Heißt das, älter ist immer gleich besser? Tatsächlich ist das häufig der Fall. Allerdings sollten Anleger die transparente Struktur von Exchange Traded Funds für sich nutzen und sich eine eigene Meinung bilden.
4. Das Fondsdomizil
Die Auswahl an ETFs ist groß. Für europäische Investoren empfehlen sich vor allem die sogenannten UCITS ETFs, welche in Europa aufgelegt werden. Viele dieser ETFs kommen aus Irland oder Luxemburg, vor allem deshalb, weil in diesen Ländern die steuerlichen Vorteile und rechtlichen Bedingungen für Fonds günstig sind.
Es gibt aber auch europäische Indexfonds, die aus Deutschland oder etwa Frankreich kommen. ETFs aus anderen Ländern, wie zum Beispiel den USA oder Kanada, werden aus juristischen Gründen von vielen europäischen Online Brokern nicht gehandelt. Daneben bringen sie auch steuerliche und rechtliche Nachteile mit sich. Derartige ETFs können Investoren leicht erkennen, da Fonds, die nicht in Europa aufgelegt wurden, nicht über den Zusatz „UCITS“ verfügen. Stattdessen tragen sich ihre länderspezifische Identifikationsnummer (ISIN). Für Kanada steht beispielsweise „CA“ und für die USA lautet der Zusatz im Namen „US“.
5. Die Besteuerung
Seit dem 1. Januar 2018 regelt ein neues Investmentsteuergesetz die Besteuerung von Exchange Traded Funds. Fonds, die günstiger besteuert werden als andere ETFs, gibt es aufgrund dieses Gesetzes nicht mehr. In dem neuen Gesetz gibt es jedoch die sogenannte Teilfreistellung. Diese kann die Steuerlast senken. Das gilt insbesondere bei Aktienfonds mit einer Aktienquote von über 50 Prozent und Mischfonds mit einer Aktienquote von mindestens 25 Prozent. Im Vergleich zur früheren Gesetzeslage können sogenannte Quellensteuern nicht mehr angerechnet werden.
Für Anleger ist es also wichtig, ganz genau hinzusehen: Im Steuerrecht gilt nicht jeder Aktienfonds auch als Aktienfonds – die Aktienquote ist entscheidend. Berechnet wird diese zum Beispiel nach einer etwaigen Wertpapierleihe sowie einigen weiteren Faktoren.
Fazit: ETF-Auswahl hängt von mehreren Faktoren ab
Die Suche nach einem passenden ETF endet nicht mit der Wahl des jeweiligen Engagements. Anleger sollten sich im Zuge der ETF-Auswahl stets auch mit dem Referenzindex beschäftigen. Es ist wichtig zu verstehen, ob der entsprechende Index das Investmentziel bzw. den Zielmarkt auch wirklich nachbildet und welche Produktstruktur sich dafür am besten eignet.