ETF mit Factsheets kaufen: Was sind börsengehandelte Fonds?
Die Abkürzung ETFs steht für „exchange traded fund“. Die börsengehandelten Indexfonds bilden in ihrer Zusammensetzung einen zugrunde liegenden Index exakt ab. Der Basisindex kann ein bekannter Leitindex sein, aber auch ein Spezialindex wie der TechDAX oder ein Index, der die Aktien nachhaltig arbeitender Unternehmen enthält. Regionale Indizes, Branchen-Indizes oder Rohstoff-Indizes sind ebenfalls häufig.
Anders als bei aktiv verwalteten Fonds wird ein ETF nicht durch einen Fondsmanager überwacht und bei Bedarf umgeschichtet. Die Zusammenstellung erfolgt statt dessen durch einen Algorithmus, der alle Veränderungen in der Wertentwicklung des Index und der Gewichtung der enthaltenen Unternehmen sofort umsetzt. Das macht ETFs wesentlich kostengünstiger als gemanagte Fonds und erklärt ihre Beliebtheit auch bei Kleinanlegern.
Welche ETF lohnen sich? Factsheets geben Auskunft
Wie ein ETF funktioniert, lässt sich recht leicht nachvollziehen. Wenn es dann jedoch darum geht, in welche Indexfonds man am besten investieren sollte, wird es schon schwieriger. Denn die großen Fondsgesellschaften und Banken bieten tausende von ETFs an. Vor allem für Einsteiger, die zum ersten Mal einen ETF kaufen oder einen ETF Sparplan anlegen wollen, ist die Auswahl überwältigend.
Bekannte Indizes als Basiswerte, wie der deutsche DAX30 oder der S&P 500, sind in ihrer Entwicklung nachvollziehbar. Es gibt jedoch viele ETFs auf weniger bekannte Indizes, die sehr hohe Renditen versprechen. Mit ETF Factsheets können sich Anleger über die Hintergründe solcher Angebote informieren.
Was ist ein ETF Factsheet?
Wenn Anleger sich für den Kauf eines ETF interessieren, ist eine Information über die in Frage kommenden Produkte schon insofern wichtig, als die Auswahl sehr groß ist. Der gesetzlich verbindliche Verkaufsprospekt zu einem ETF enthält alle Angaben zum Indexfonds – wirklich alle. Daher sind die Prospekte dann auch entsprechend umfangreich. Für private Anleger ist dies zuviel Information, die sich weder überblicken noch – wenn mehrere ETFs in die engere Wahl kommen – vergleichen lässt.
Auch das sogenannte Produktinformationsblatt, das KIID oder Key Investor Information Document, ist keine Alternative. Es ist ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben, bietet aber im Gegensatz zum Prospekt nur oberflächliche Informationen. Eine Brücke zwischen beiden Dokumenten schlagen die Anbieter von ETFs mit dem ETF Factsheet. Hier handelt es sich um ein freiwilliges Angebot, dessen Ausgestaltung dem Anbieter überlassen ist und die im Einzelfall auch werbliche Angaben enthalten können. Doch bei genauem Hinsehen lassen sich die wichtigsten Fakten isolieren.
Die wirklich hilfreichen Angaben in ETF Factsheets
In ETF Factsheets steht also nicht die vollkommen objektive Information im Vordergrund, sondern die Emittenten präsentieren ihre Produkt – wenn auch auf Faktenbasis – in einem möglichst guten Licht. Das ist auch notwendig, denn auf die bekanntesten Indizes gibt es verschiedene ETFs der großen Fondsgesellschaften wie Blackrock, Amundi, Vanguard, Lyxor oder HSBC. Dennoch enthalten die Factsheets die Angaben, die es auch privaten Anlegern ermöglichen, die Unterschiede der ETFs herauszustellen. Da die Datenblätter in der Regel auf eine oder zwei Seiten beschränkt sind, erleichtern sie den Vergleich von Fonds und Anbietern, sobald man einmal gelernt hat, wie ETF Factsheets zu lesen sind. Und nun zu den wichtigsten Bestandteilen.
Die Kopfzeile mit den wichtigsten Angaben
In der Kopfzeile des Datenblattes finden sich alle wichtigen Angaben zum Produkt in aller Kürze. Dazu gehört das Logo des Emittenten, der vollständige Name des Produktes und das Produktkürzel oder die WKN.
Beschreibung des Basisindex und der Anlagestrategie
Unterhalb der Kopfzeile ist in einem kurzen Textabsatz der Basisindex beschrieben und die Anlagestrategie des ETF erläutert. Hier wird in der Regel erklärt, dass der Indexfonds die Wertentwicklung des namentlich bezeichneten Index so exakt wie möglich abbilden soll, die Zusammensetzung des Index wird ebenfalls erwähnt.
Daten zum Fonds
Die für den Kauf wichtigen Daten zum Fonds sollten im ETF Factsheet ebenfalls prominent platziert sein. Dazu gehören die Wertpapierkennnummer in Form der WKN und/oder ISIN. Weitere Kennzahlen sind die Gesamtkostenquote des Fonds, der durch das ETF abgebildete Index und die Art der Abbildung. Diese kann physisch, also auf der Basis echter Aktien, oder synthetisch durch Garantien des Emittenten erfolgen. Für Anleger wichtig ist auch, ob Gewinne ausgeschüttet werden oder ob es sich um einen thesaurierenden Fonds handelt, bei dem die Gewinne automatisch wieder angelegt werden.
Die meisten ETF Factsheets nennen außerdem die im Index vertretenen Unternehmen in ihrer Gewichtung und die Genauigkeit der Abbildung, die als Tracking Error/Difference bezeichnet wird. Auch die Volatilität, also die Kursschwankungen des Index, wird meist angegeben.
Fondsvolumen
Das Kapital eines ETF wird im Factsheet in der Regel ebenfalls erwähnt und ist für Anleger besonders aufschlussreich. Denn wenn das Vermögen eines ETF nach längerer Zeit noch immer nicht die wünschenswerte Marke von 50 Mio. Euro übersteigt, ist der ETF weder für den Emittenten noch für die Anleger lohnend. Kümmert ein ETF vor sich hin, ist damit zu rechnen, dass er geschlossen wird. Ein Verlust des eingesetzten Kapitals ist in diesem Fall nicht zu befürchten, allerdings muss man sich als Anleger dann erneut auf die Suche begeben.
Die Gewichtung der Werte im Index
Die Zusammensetzung des Basisindex sollte im ETF Factsheet einschließlich der Gewichtung der Werte erläutert sein. So erhalten Anleger Informationen nicht nur dazu, welche Unternehmen anhand welcher Kriterien im Index zusammengestellt sind, sondern auch, wie hoch die Anteiligkeit etwa der Aktien jedes Unternehmens in Aktienindizes ist, oder welche Gewichtung, Laufzeit und Bonität die Anleihen in einem Anleihen-Index haben.
Wertentwicklung abgebildet durch Charts
Fast alle ETF Factsheets greifen zu grafischen Mitteln, um die bisherige Leistung eines Fonds darzustellen. Doch die Charts basieren auf Zahlen, die der Emittent zu seinem Vorteil auswählt und im Chart umsetzt. Und selbst bei exakter Wiedergabe gilt natürlich, dass sich aus vergangenen Wertentwicklungen eines ETF keine Garantien für zukünftige Renditen ableiten lassen. In den meisten ETF Factsheets wird dies auch ausdrücklich so oder ähnlich formuliert.
Beim Blick auf den Chart lässt sich empfehlen, bestimmte Punkte genauer anzusehen:
- den abgedeckten Zeitraum
- die Vollständigkeit der Wiedergabe
- fiktive „historische“ Rückrechnungen
- das Datum der Auflage des Fonds
Die Echtheit der „historischen Performance“
Für Anleger ist die bisherige Performance eines ETF bzw. des zugrunde liegenden Index natürlich von besonderer Wichtigkeit. Doch nicht alle ETFs können hier schon mit realen Daten glänzen. Bei neu aufgelegten Fonds greifen die Emittenten daher gern zu hypothetischen Rückrechnungen, die lediglich angeben, wie sich der ETF auf der Grundlage der gewählten Anlagestrategie hätte entwickeln können, wäre er eben einige Jahre früher aufgelegt worden.
Aufschlussreicher sind faktische Angaben zur Rendite über genau festgelegte, möglichst lückenlose Zeitspannen und die Performance pro Jahr. Falls einzelne Jahre ausgelassen sind, können Anleger davon ausgehen, dass die Performance in eben diesen Jahren weniger gut ausgefallen ist.
Fachwort-Erklärung dank integriertem Glossar
Um die im Factsheet enthaltenen Fachbegriffe verständlich zu machen, sind in den ETF Factsheets mancher Emittenten Glossare enthalten, einige Abieter gehen noch einen Schritt weiter und erläutern auch das algorithmische Verfahren der Abbildung des Basis-Index.
Risikohinweise und „wichtige Informationen“ zur Anlage in ETFs
Natürlich fehlt in ETF Factsheets nicht der Hinweis zu den Risiken, die mit dem Handel mit oder der Investition in börsengehandelte Indexfonds verbunden sind. Durch die deutliche Platzierung des Risikonhinweises sichern sich Emittenten rechtlich ab.
In den „wichtigen Hinweisen“ am Ende des ETF Factsheets sind für Anleger keine wirklich relevanten Informationen enthalten. Statt dessen wird lediglich nochmals darauf hingewiesen, dass das Factsheet keine Anlageberatung darstellt, lediglich zusammenfassende Informationen liefert und die ausführlichen Daten im Produktprospekt zu finden sind.
Informationen über das ETF Factsheet hinaus einholen
Mit ETF Factsheets können private Anleger die in Frage kommenden Indexfonds eingrenzen. Der Informationsgehalt der Datenblätter ist schon rein räumlich begrenzt. Wer sich weiterführend informieren möchte, ohne mehrere hundert Seiten Prospekte zu wälzen, kann zu einem gezielten ETF Vergleich online greifen.
- ETF Factsheets als Erstinformation
- Einengen der möglichen Anlagen
- Vergleich ähnlicher Produkte verschiedener Anbieter
Auf den entsprechenden Vergleichsseiten können die Fonds nach Ländern, Branchen, oder Themen gefiltert und dann nicht selten anhand von Profilseiten miteinander verglichen werden, bevor man sich für einen oder mehrere ETFs als Anlage entscheidet.
Fazit: ETF Factsheets als Entscheidungshilfe lesen und verstehen
Die Investition in ein ETF sollte nicht ohne vorherige Information erfolgen. Gerade bei bekannten Indizes sind ETFs von so gut wie allen bekannten Emittenten verfügbar, die sich in der Strategie und der Abbildung jedoch mehr oder weniger stark unterscheiden können. Die Datenblätter bieten auf wenigen Seiten einen Überblick über wichtige Details zu den jeweiligen Finanzprodukten. Auf der Grundlage dieser ersten Information lassen sich ETFs relativ rasch vergleichen, für einzelne Produkte können Anleger dann weitere und detailliertere Informationen einholen.