Diversifikation als Grundlage erfolgreicher Aktienstrategien
Auch wenn die Anlage nicht in Einzeltitel erfolgt, sondern in ETFs – die Grundlage eines erfolgreichen Portfolios ist dieselbe. Der Schlüssel zu langfristig zuverlässigen Renditen ist die Diversifizierung der Investition. Denn ein Einzelwert, eine Branche oder die nationale Volkswirtschaft nur eines Landes können krisenanfällig sein.
Mit zunehmender Streuung über verschiedene Unternehmen, Industrien und Regionen verteilen Anleger ihr Kapital, so dass das Portfolio Kursschwankungen bei einzelnen Werten besser verkraftet. Dabei lässt sich anhand der persönlichen Risikoneigung und der erhofften Rendite ein Portfolio zusammenstellen, das innerhalb des beabsichtigten Anlagezeitraums bei möglichst geringem Risiko die beste denkbare Rendite erzielt.
Was entsprechend der modernen Portfoliotheorie nach Markowitz mit Aktien und anderen Anlageklassen funktioniert, lässt sich auch auf ETFs übertragen – dabei haben Anleger den zusätzlichen Vorteil, dass die Indexfonds bereits eine mehr oder minder große Diversifikation mitbringen.
Global investieren mit Aktien-ETFs
Für globale Strategien auf der Basis von Aktien haben Anleger mit ETFs zahlreiche Optionen. Denn unter den Indizes finden sich bekannte, weltweit aufgestellte wie der MSCI World, der schon mit einem einzigen ETF eine in sich geschlossene globale Strategie darstellt. Wer sich nicht mit einem einzigen Indexfonds begnügen will, kann sich auch einen Korb aus ETFs zusammenstellen, die in ihrer Auswahl und Gewichtung ähnliche strategische Absichten umsetzen wie entsprechende Einzeltitel.
Die Diversifizierung innerhalb der ETFs potenziert sowohl die Sicherheit als auch die Renditemöglichkeiten. Überdies sind Indexfonds, anders als viele Einzelaktien, bereits mit einem begrenzten Budget zu haben und können auch regelmäßig bespart werden. Damit machen sie eine globale Aktienstrategie sogar für Kleinanleger möglich. Für die Zusammenstellung des eigenen Portfolios können sich Anleger an Ansätzen orientieren, wie sie auch von Fondsmanagern genutzt werden.
Diese Portfolio-Strategien erlauben globale Investitionen
Bei einer möglichst globalen Anlage geht es immer darum, die lohnenden Werte der internationalen Aktienmärkte einzuschließen. Die Grundlage der Auswahl und die Gewichtung bei der Zusammenstellung lassen jedoch verschiedene Vorgehensweisen zu. Dazu gehören drei Methoden:
- Globaler Ansatz
- Regionaler Ansatz
- Ansatz nach Ländern
Global investieren mit ETFs
Bei einer globalen Strategie sollen die Aktienmärkte der Welt mit möglichst wenigen Indexfonds abgebildet werden. Das ist schon mit nur zwei ETFs bei gleichzeitig sehr guter Diversifizierung des Portfolios möglich. In der Regel werden hier Welt-Indizes ausgewählt, einer davon mit einer Auswahl von Aktien aus Industrieländern und ein weiterer mit Schwerpunkt auf Schwellenländern. Dabei geht es nicht darum, dass tatsächlich alle Länder weltweit im Aktienkorb der Basis-Indizes repräsentiert werden. Aufgenommen werden bevorzugt Werte aus fast 50 Ländern. Weitere Staaten scheiden aufgrund wirtschaftlicher oder regulatorischer Schwächen aus.
Ein Musterportfolio für eine derartige globale Strategie auf der Basis von Aktien kann so aussehen, dass ein Industrieländer-Index mit einer Anteiligkeit von 64% und ein Schwellenländer-Index mit 36% das Portfolio bilden – etwa mit der Vanguard Global Strategie, bei der ETFs des Emittenten Vanguard genutzt werden. Während die stabileren Aktien aus Industrieländern eine jährliche Rendite von 12% erzielen, kann es ein Index aus Schwellenländer-Aktien auf 22% p.a. bringen. Zusammen ergäbe das für den Anleger eine jährliche Rendite von 16%.
Regionaler Investitions-Ansatz
Wer regional investiert, wählt Indizes auf der Grundlage regionaler Aktienmärkte, beispielsweise Europa, Asien-Pazifik und Nordamerika. Eine weitere „Region“ stellen die Schwellenländer dar. Dass die Aufteilung nach Regionen differenzierter ist als die globale Aktienstrategie, leuchtet ein. Außerdem können Anleger, wenn dies gewünscht ist, eine Gewichtung vornehmen, etwa nach dem Bruttoinlandsprodukt der jeweiligen, in der Region zusammengefassten Länder. Das verleiht dem Portfolio weitaus größere Flexibilität und erlaubt es Anlegern, die Gewichtung auf ihre eigenen Renditeerwartungen zuzuschneiden.
Abhängig davon, ob die Investition eine Gewichtung nach dem BIP berücksichtigt, sind verschiedene Modell-Portfolios denkbar.
Bei einem ETF-Portfolio auf der Basis der vier führenden Regionen weltweit wären folgende Anteile und Renditen möglich:
- USA 60%, Rendite 0,05% p.a.
- Asien-Pazifik 4%, Rendite 0,20% p.a.
- Europa 26%, Rendite 0,07% p.a.
- Japan 10%, Rendite 0,09% p.a.
Die Zusammenstellung würde in dieser Form eine jährliche Gesamtrendite von 0,07 % erzielen. Ein deutlich besseres Resultat erzielt ein Portfolio, das die Top 5 Regionen nach BIP enthält:
- USA 28%, Rendite 0,05% p.a.
- Schwellenländer 39%, Rendite 0,18% p.a.
- Asien-Pazifik 3%, Rendite 0,20% p.a.
- Europa 24%, Rendite 0,07% p.a.
- Japan 6%, Rendite 0,09% p.a.
Mit einem derartigen Portfolio wäre eine jährliche Rendite von 0,11 % möglich.
Investition auf der Basis des Länder-Ansatzes
Wird nach dem Länder-Ansatz investiert, werden nur die fünf Länder mit der höchsten Marktkapitalisierung oder dem höchsten Bruttoinlandsprodukt im internationalen Vergleich berücksichtigt. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass eine derartige Auswahl bereits einen beträchtlichen Teil des weltweiten Aktienmarktes einschließt und überdies sehr viele bekannte und äußerst liquide Indizes mit ins Portfolio hinein können. Allerdings kann bei dieser Strategie eine wirtschaftliche Krise in nur einem der ausgewählten Länder das gesamte Portfolio erheblich beeinträchtigen.
Ein Musterportfolio nach Marktkapitalisierung könnte folgendermaßen aussehen:
- Deutschland 5%, Rendite 0,08% p.a.
- Japan 11%, Rendite 0,19% p.a.
- Vereinigte Staaten 71%, Rendite 0,05% p.a.
- Großbritannien 8%, Rendite 0,07% p.a.
- Frankreich 5%, Rendite 0,20% p.a.
Die Gesamtrendite würde jährlich nur 0,08% erreichen. Bei einem Musterportfolio auf der Grundlage des BIP wird Frankreich durch China ersetzt:
- Deutschland 9%, Rendite 0,08% p.a.
- Japan 11%, Rendite 0,19% p.a.
- Vereinigte Staaten 44%, Rendite 0,05% p.a.
- Großbritannien 6%, Rendite 0,07% p.a.
- China 30%, Rendite 0,50% p.a.
Mit einem solchen BIP-gewichteten Portfolio steigt die jährliche Rendite auf 0,20%.
Gewichtungsmethoden bei globalen Aktienstrategien mit ETFs
Wie die Beispiele zeigen, lassen sich durch die verschiedenen Gewichtungen im Portfolio sehr unterschiedliche Renditen erzielen. Sowohl die Gewichtung nach Marktkapitalisierung als auch die nach dem BIP haben Vorteile – und Nachteile.
Marktkapitalisierung als Kriterium bei der Gewichtung
Wer sein Portfolio auf der Basis der Marktkapitalisierung zusammenstellt, nutzt eine sehr funktionale Methode, bei der sich die Umschichtung des Portfolios erübrigt. Die Wertentwicklung folgt bei einem solchen Portfolio ohnehin den wichtigen globalen Märkten, denn jeder Wert wird entsprechend seinem Marktanteil repräsentiert.
Die Marktkapitalisierung errechnet sich aus dem Kurswert der Aktien, multipliziert mit deren Gesamtzahl. Konzerne, die eine hohe Marktkapitalisierung aufweisen, sind auch im Portfolio entsprechend prominent vertreten, für das gesamte Portfolio bedeutet dieser Ansatz eine Verteilung des Kapitals zu 85% auf Aktien bzw. Aktien-ETFs, die die Industrieländer repräsentieren, Schwellenländer wären nur zu 15% berücksichtigt.
Auswahl der ETFs nach dem Bruttoinlandsprodukt
Die Gewichtung nach dem BIP lässt sich bei einem nach Ländern oder Regionen zusammengestellten Portfolio umsetzen – hier erfolgt die Auswahl anhand des prozentualen Anteils von Ländern oder Regionen am gesamten globalen BIP, entspricht also deren Wirtschaftskraft.
Bei diesem Auswahlverfahren erhalten Schwellenländer eine höhere Gewichtung, denn am globalen Bruttoinlandsprodukt haben sie einen Anteil von 35%, bei der Auswahl nach Marktkapitalisierung nur 15%. Die Vereinigten Staaten hingegen sind hierbei mit 30% deutlich geringer gewichtet als bei der Anwendung der Marktkapitalisierung, bei der sie mit 55% abschneiden. Für die Regionen Asien-Pazifik und Europa fallen die Schwankungen hingegen deutlich geringer aus:
- Europa nach Marktkapitalisierung 18%, nach BIP 25%
- Asien/Pazifik nach Marktkapitalisierung 12%, nach BIP 10%
Was Anleger wissen sollten: Die Aktien aus Schwellenländern gelten als riskanter im Vergleich zu Werten aus Europa oder den USA, bringen jedoch ein höheres Renditepotenzial mit. Bedenken sollte man auch, dass die Gewichtung nach dem Bruttoinlandsprodukt vom Anleger nur in der Zusammenstellung des Portfolios berücksichtigt werden kann. Die jeweiligen ETFs können aufgrund ihrer eigenen Gewichtung diesen Strategien zuwiderlaufen.
Fazit: Globale Aktienstrategien lassen sich mit ETFs replizieren
Anleger, die mithilfe von Indexfonds eine globale Anlagestrategie auf der Basis von Aktien nachvollziehen möchten, werden feststellen, dass dies ohne Schwierigkeiten möglich ist. Dabei kann ein umfassend globaler Ansatz, der lediglich Industrie- und Schwellenländer unterscheidet, ebenso zur Anwendung kommen wie nach Regionen oder Ländern ausgewählte ETFs mit unterschiedlicher Gewichtung. Der Vorteil für Anleger: Mit Indexfonds können schon mit einem vergleichsweise geringen Budget Portfolios zusammengestellt werden, die mit Einzelwerten einen enormen Kapitaleinsatz verlangen würden. Außerdem kann die Gewichtung entsprechend eigenen Wünschen angepasst werden. Dank der Flexibilität und kostengünstigen Verwaltung von ETFs sind die börsengehandelten Indexfonds eine hervorragende Möglichkeit auch für Kleinanleger, an der Wertentwicklung globaler Aktienmärkte teilzuhaben.