Wie können Investment und Trading unterschieden werden?
Die Unterscheidung zwischen Investment und Trading ist nicht immer sehr trennscharf möglich. Der wichtigste Unterschied ist jedoch der angepeilte Zeitrahmen, in dem Positionen gehalten werden. Trading verfolgt in der Regel das Ziel, nur kurzfristig investiert zu sein. Je nach Art des Tradings ist die Haltedauer einer Position auf wenige Minuten oder Wochen begrenzt.
Ein Investment kalkuliert in der Regel mit einem deutlich längeren Investitionszeitraum. Investoren planen häufig über Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte. Es ist jederzeit möglich, dass ein Trader die Position gezwungenermaßen deutlich länger hält, als eigentlich einkalkuliert, oder der Investor eine Position schnell wieder abstößt. Dementsprechend ist bei der Unterscheidung nicht die tatsächlich Haltedauer wichtig, sondern vor allem die geplante. Eine Veränderung der Haltedauer ist in der Regel eine notwendige Abweichung von der eigentlichen Strategie und dementsprechend ein Sonderfall.
Der unterschiedliche Investitionszeitraum führt zudem auch dazu, dass Trader und Investoren verschiedene Techniken nutzen. Ein Trader interessiert sich oftmals vor allem dafür, was der Markt denkt oder denken könnten. Er versucht also zu prognostizieren, wie sich der Kurs entwickeln könnte.
Ein Investor sieht hingegen das Potenzial des Unternehmens und ob es im Marktumfeld eine positive Entwicklung nehmen könnte. Oftmals interessieren sich Investoren nur eingeschränkt für die tatsächlichen Kurse, sondern eher für die Wirtschaftsdaten des Unternehmens. Trotzdem ist der Kurs einer der wichtigsten Faktoren, um unterbewertete Wertpapiere zu entdecken.
Weichere Faktoren, mit denen Investment und Trading unterschieden werden kann
Darüber hinaus gibt es einige Merkmale, die zwar auch jeweils bei der anderen Möglichkeit, Geld zu investieren, vorkommen kann, die jedoch für eine der beiden typisch ist. Ein Beispiel hierfür ist der Handel mit einem Hebel. Wer investiert, investiert in der Regel nur sein eigenes Kapital und kein Fremdkapital. Wer handelt, nutzt dafür hingegen oftmals die Hebelwirkung, die eine Fremdfinanzierung des Trades ist.
Ein weiterer Faktor ist die Art und Weise der Analyse:
- Chartanalyse wird vor allem für das Trading genutzt.
- Fundamentalanalyse ist für Investments wesentlich.
Gerade im mittel- bis langfristigen Trading-Bereich kommen allerdings oft auch Fundamentaldaten zum Einsatz. Umgekehrt nutzen manche Investoren die Chartanalyse, um gute Einstiegssignale für ein Investitionsobjekt abzusichern.
Beim Investment nimmt das Risikomanagement eine größere Rolle ein. Wer langfristig in einen Wert investieren möchte, muss die Risiken kennen, die den Erfolg verringern könnte. Moneymanagement ist hingegen nicht so relevant wie beim Trading. Hier wird das Risikomanagement oftmals vernachlässigt, zumal langfristig relevante Risiken nicht entscheidend sind. Viele nutzen allerdings das Moneymanagement, um ihr Risiko je Position zu optimieren.
Ein weiterer Unterschied können zudem die Werte sein, in die Investoren oder Trader investieren. Investoren nutzen oft vor allem Aktien und Investment-Fonds als Grundlage. Trader nutzen für den kurzfristigen Handel hingegen besonders häufig Währungspaare, Indizes und Rohstoffe. Hier sind Überschneidungen allerdings häufig. So gibt es auch Trader, die vor allem in Aktien investieren oder Investoren, die per Indizes auf Zukunftsthemen oder per Währungskonto auf Volkswirtschaften setzen.
Welche Vorteile hat Investment?
Der langfristige Anlagehorizont des Investments kann durchaus Vorteile haben. So ist es beispielsweise gerade für Berufstätige oftmals deutlich leichter, den Zeitaufwand für das Investment aufzubringen. Sie müssen nicht wöchentlich oder sogar täglich mehrere Stunden aktiv mit der Geldanlage beschäftigt sein. Stattdessen reicht eine umfangreiche Recherche zu Beginn und das Verfolgen der Unternehmensnachrichten oft aus, um zu entscheiden, ob die Investition weiterhin gehalten werden soll.
Dadurch wird es vergleichsweise leicht möglich, dass Investoren ihre Anlage im Alltag vergessen. Sie sind deswegen einem deutlich geringeren psychischem Druck ausgesetzt und haben mehr Kapazitäten für andere Dinge.
Investments können zwar auch sehr riskant sein. Bei einer sorgfältigen Auswahl lässt sich das Risiko jedoch begrenzen. Zudem ist der Verlust niemals höher als der Einsatz, was beim Trading durchaus anders sein kann. Das Risiko lässt sich zudem durch Streuung minimieren.
Je nach Art des Investments ist es zudem sogar möglich, nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Unternehmen, in das investiert wird, einen Vorteil zu erreichen. Dies ist jedoch im Rahmen des Aktienhandels nur bei IPOs tatsächlich der Fall. Andere Möglichkeiten wie Angel Investment oder Venture Capital sind für Privatanleger wegen des hohen Ausfallrisikos oft ungeeignet.
Nachteile beim Investieren
Gerade für kleine Privatanleger ist der Zugang zu Wirtschaftsdaten und deren Analyse vergleichsweise begrenzt. Ein beliebtes Beispiel ist das Vorgehen von Berkshire Hathaway, der Investmentfirma von Warren Buffet. So gut wie jedes Unternehmen möchte, dass Warren Buffet Investor wird. Dementsprechend groß ist die Bereitschaft zur Mitarbeit, wenn die angestellten Analysten das Unternehmen unter die Lupe nehmen. Ein Privatanleger hat diese Möglichkeiten nicht. Stattdessen kann er nur mit den Daten arbeiten, die der Markt auch hat.
Das führt dazu, dass er letztlich keinen Vorteil gegenüber jedem anderen Anleger hat und es schwer ist, tatsächlich Unternehmen zu finden, deren Potenzial noch nicht im Kurs eingepreist ist.
Ein weiterer Nachteil ist zudem, dass die Rendite in vielen Fällen nicht so hoch ist, wie dies beim Trading möglich ist. Natürlich gibt es auch Investoren, denen es dauerhaft gelingt, den Markt zu schlagen, dies ist jedoch die absolute Seltenheit. Oftmals bewegen sich die Rendite höchstens im einstelligen Prozentbereich jährlich.
Außerdem ist der Kapitalbedarf oftmals noch höher als beim Trading. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Investoren die Positionen sehr lange halten. Dann sind Ausschüttungen oft der einzige Gewinn, der über einen längeren Zeitraum tatsächlich realisiert wird. Wer eine sinnvolle Risikostreuung erreichen möchte, muss zudem in weit mehr als einen Wert investieren.
Gerade Einsteiger holen sich beim Versuch der Risikostreuung schnell Klumpenrisiken ins Portfolio. Das liegt nicht zuletzt daran, dass auch Investoren oft den Aufwand scheuen, sich ständig in neue Märkte einzuarbeiten.
Vorteile beim Trading
Einer der größten Vorteile beim Trading ist die Flexibilität. Trader können die verschiedenen Assetklassen und Tausende von Einzelwerten nutzen. Da die Positionen oft nur kurz gehalten werden, ist – zumindest bei einem sinnvollen Risikomanagement – jederzeit Kapital frei, um sich die bietenden Chancen zu nutzen. Trader können dementsprechend verschiedene Märkte beobachten und nutzen oder sich auf bestimmte Werte spezialisieren.
Im Gegensatz zum Investment versuchen Trader zudem nicht, einen Wert mit besonders viel langfristigem Potenzial zu finden. Entsprechend kürzer und weniger aufwändig ist die Analyse, wenn der Trader erst einmal seine Strategie entwickelt hat.
Ein Vorteil ist zudem, dass viele Trader hier erstmals deutlicher im systematischen und analytischen Denken gefordert werden. Diese Soft Skills helfen oft auch im Alltag und Hauptberuf weiter. Für viele ist das Trading zudem eher eine Art Hobby, dem sie mit Vergnügen nachgehen. Sie knüpfen Kontakte und oft entstehen durch das Trading sogar Freundschaften.
Gerade Anfänger profitieren sehr stark von den vielen Demokonten, die von den meisten Brokern angeboten werden. Auf diese Weise ist es sehr unkompliziert möglich, vergleichsweise aussagekräftig zu testen, ob und wie Trading erfolgreich sein kann. Dementsprechend können Trader einige Testläufe absolvieren, bevor sie tatsächlich Geld investieren. Beim Investment würde es Jahre dauern, bis der Interessent ein ähnlich aussagekräftiges Ergebnis hat.
Nachteile beim Trading
Es gibt jedoch auch einige Nachteile beim Trading. Zuerst wäre hier das hohe Risiko zu nennen, das durch den gehebelten Handel oder bei Short-Positionen entsteht:
- Prinzipiell ist ein Verlust über die Einlage hinaus möglich (in der EU verboten).
- Ein Fehltrade kann das ganze Konto gefährden (in der EU bis zu 50 % der Einlage).
- Zwischen 65 und 90 % (je nach Broker) der Privatkundenkonten verlieren Geld.
Natürlich gibt es auch Investoren, die zu den Verlierern gehören, oftmals ist das Risiko jedoch geringer. Allerdings ist es natürlich auch die Aufgabe von Einsteigern, sich umfassend mit den möglichen Risiken und einem sinnvollen Moneymanagement zu beschäftigen, bevor sie beim Trading Echtgeld investieren.
Ein weiterer recht großer Nachteil beim Trading ist der vergleichsweise hohe Zeitaufwand. Viele Trader verbringen fast ihre gesamte Freizeit mit dem Trading. Ein paar Stunden in der Woche sind zwar prinzipiell auch zur Weiterentwicklung von Strategien ausreichend, dennoch kann Trading sehr aufwändig sein.
Das hohe Risiko begünstigt zudem auch einen enormen psychischen Druck. Viele Neulinge bemerken erst dann, dass sie und Trading nicht zusammenpassen, wenn eine große Summe auf dem Spiel steht oder sie sogar verloren ist. Trading stellt an die Psyche völlig unterschiedliche Anforderungen als Investieren.
Fazit: Investment oder Trading: Beides mit Vor- und Nachteilen
Ob Investment oder Trading besser ist, hängt vom Typ, dem gewünschten Zeitaufwand und der Risikofreude ab. Investment kann sehr riskant sein, Trading ist es hingegen immer. Entsprechend groß könne Verluste, aber auch der psychische Druck werden. Das führt dazu, dass Trading bei weitem nicht für jeden Anleger eine geeignete Alternative ist. Gerade auch der Zeitaufwand führt dazu, dass Trading nicht für alle sinnvoll ist.
Wer investiert, benötigt hingegen einen langen Atem: Oftmals dauert es Jahre, bis sich ein Investment als lohnend herausstellt und Gewinne auch tatsächlich realisiert werden sollten. Dabei ist eine umfangreiche Analyse zu Beginn zwar zeitaufwändiger, danach ist es jedoch sehr unkompliziert und unaufwändig, die Positionen zu beobachten und zu verwalten.
Dementsprechend hängt es vor allem vom Interessenten selbst ab, welche Form er bevorzugt. Grundsätzlich ist natürlich auch beides möglich, allerdings wird der Kapitalaufwand dann jedoch noch größer, sodass sich die meisten Privatkunden für eine Art entscheiden müssen.