ETCs: Börsenhandel und Investition in einzelne Rohstoffe
Die in den letzten Jahren immer beliebteren ETFs bilden einen Aktien- oder Anleihenindex ab, der Basiswert kann jedoch auch ein Rohstoffindex sein. Die wichtigste Voraussetzung für ein ETF ist die Diversifizierung, nämlich die Streuung der Anlage auf einen Korb von Basiswerten. Damit machen ETFs Wertpapiere, aber auch Rohstofffe an der Börse handelbar und folgen der Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index genau.
Ein ETF kann aufgrund der vorgeschriebenen Streuung, wie sie für Fonds verbindlich ist, keinen Einzelwert abbilden oder physische Rohstoffe enthalten. ETFs nur auf Rohöl oder Gold wären daher nicht denkbar. Hier kommen ETCs auf den Plan – die Wertpapiere erlauben den börslichen Handel mit Rohstoffen über das Wertpapierdepot bei der Bank oder bei einem Broker.
Diese Vorteile haben ETCs
Wer Rohstoffe mithilfe von ETCs handelt oder in ETCs investiert, genießt dabei ähnliche Vorteile wie bei der Anlage in ETFs. Auch ETCs sind aufgrund der passiven Abbildung der Basiswerte kostengünstig und in der Regel transparente Konstrukte mit hoher Liquidität, außerdem ist ihre Laufzeit, anders als bei Futures, nicht begrenzt. Zu den Vorteilen der Exchange Traded Commodities gehören:
- Exakte Abbildung der Wertentwicklung: ETCs bilden ebenso wie ETFs die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Rohstoffs genau ab.
- Transparente Berechnung: Die Wertentwicklung wird durch einen Algorithmus abgebildet und täglich aktualisiert.
- Hohe Liquidität: Auch bei ETCs ist dank des großen Angebots durch zahlreiche sogenannte Market Maker eine hohe Liquidität gegeben, die auch größere Orders erlaubt.
- Komfortabler Handel: ETCs können an den meisten Handelsplätzen und über ein reguläres Wertpapierdepotkonto gekauft und verkauft werden.
- Umkomplizierte Abläufe: Anders als bei Termingeschäften mit Futures-Kontrakten ist die Handhabung von ETCs relativ unkompliziert, das rechtzeitige Rollen, mögliche Verpflichtungen der tatsächlichen Abnahme von Rohstoffen oder Nachschuss entfallen bei diesen Finanzinstrumenten.
Wertberechnung und Konstruktion von ETCs
Die Wertentwicklung wird ein wenig anders veranschlagt als bei einem ETF. Bei ETCs kann die Grundlage der Kassapreis der zugrunde liegenden Rohstoffe sein, aber auch der Futures-Preis, also entweder der aktuelle Wert bei sofortiger Lieferung oder ein Preis bei Lieferung zu einem bestimmten Termin in der Zukunft.
Anleger, die in einzelne Rohstoffe investieren möchten, ohne Futures-Geschäfte zu tätigen oder den Rohstoff physisch zu erwerben, können also mit dem ETC an der Börse handeln. Was Anleger jedoch wissen müssen: Während ETFs als Sondervermögen gelten und daher selbst von einer Insolvenz des Emittenten nicht betroffen sind, sind ETCs Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Ähnlich wie Zertifikate ist ihre „Qualität“ bzw. Sicherheit von der Solvenz des Anbieters abhängig. Dieses sogenannte Emittentenrisiko wird durch verschiedene Methoden der Besicherung abgemildert.
- physisch hinterlegte ETCs
- vollständig besicherte ETCs
- ETCs mit Drittdeckung
Was sind physisch hinterlegte ETCs?
Wird der Rohstoff, der als Basiswert des ETCs gilt, in der Tat hinterlegt, gilt das ETC als physisch besichert. Diese Form der Reduzierung des Emittentenrisikos kommt besonders bei ETCs auf Edelmetalle zur Anwendung. Ein Gold- oder Palladium-ETC ist also durch Barren des jeweiligen Edelmetalles besichert, die treuhändisch verwahrt werden.
Durch Kredite oder Bareinlagen vollständig besicherte ETCs
Auch die sogenannten vollständig besicherten ETCs sind mit entsprechenden Werten hinterlegt, jedoch nicht in Form des tatsächlichen Rohstoffs. Statt dessen dient bares Kapital, Wertpapiere oder Kreditsicherheiten der Besicherung der Exchange Traded Commodity.
ETCs mit Besicherung durch Drittdeckung
Eine weitere Methode, ETCs zu besichern, ist die Drittdecung – in diesem Fall „verbürgt“ sich ein Dritter für die Sicherheit des ETC, allerdings besteht dann auch für diesen Bürgen ein Kreditrisiko. Die Haftung übernehmen in diesem Fall Finanzdienstleister oder relevante Konzerne. Bei zahlreichen ETCs auf Rohöl besichern Multinationals aus diesem Sektor die ETCs mit ihrem Kapital.
Eingrenzung der möglichen Verluste bei ETCs
Zu den Vorteilen, die Anleger bei ETCs genießen, gehört die Tatsache, dass man bei diesen Finanzprodukten nicht mehr verlieren kann, als man ursprünglich investiert hat. Es gibt keine sogenannte Nachschusspflicht, auch wenn der Kurs der ETCs drastisch fällt. Außerdem können bestimmte ETCs auf Edelmetalle tatsächlich gegen physische Barren getauscht werden, was Anlegern eine gewisse Flexibilität ermöglicht.
Doch da es kein Finanzprodukt gibt, das absolut vollkommen ist, müssen Anleger auch bei ETCs bestimmte Risiken kennen – dazu gehört das Rollen bei ETCs auf Rohstoff-Futures, das nicht nur Gewinne, sondern auch Verluste verursachen kann.
Das Rollen von Futures bei ETCs
Bei bestimmten Rohstoff-Kategorien bildet das ETC die Wertentwicklung eines Futures-Kontrakts ab, beispielsweise bei Energien oder Agrarrohstoffen. Futures-Kontrakte sind allerdings in ihrer Laufzeit begrenzt. Vor Ablauf der Laufzeit des Terminkontrakts muss dieser verkauft und durch einen neuen, ähnlichen Future ersetzt werden. Diesen fliegenden Wechsel bezeichnet man als „Rollen“.
Dabei kann der Preis des nächsten Futures-Kontrakts höher oder günstiger ausfallen. Abhängig von der Preisentwicklung machen Investoren also beim Rollen entweder einen Verlust oder einen Gewinn. Beides kann die Entwicklung des ETC erheblich beeinflussen, ist jedoch nicht zuverlässig vorhersehbar. Wer in ETCs insbesondere aus dem Agrar- und Energiesektor investiert, muss also die Tendenzen an den Terminmärkten gut im Blick behalten.
Wie können Anleger ETCs kaufen oder handeln?
Da es sich bei den Exchange Traded Commodities um börsengehandelte Finanzprodukte handelt, können sie über ein Wertpapierdepotkonto gehandelt und verwaltet werden. Mittlerweile sind ETCs über die XETRA, die Börsen München und Stuttgart und die spezielle Handelsplattform für Zertifkate, Scoach, handelbar
Einer der größten Anbieter ist die ETF Securities Ltd., die rund 100 ETCs auflegt, hinzu kommt die Deutsche Bank und Lyxor, aber auch die Deutsche Börse Commodities GmbH. Bekannt sind bei Anlegern das physisch besicherte Xetra-Gold und das vergleichbare EUWAX Gold der Börse Stuttgart. Besonders gefragt sind insgesamt die Edelmetalle, aber auch Rohöl und andere Energien, Industriemetalle und Agrarrohstoffe.
Sparpläne auf ETCs
Auch auf ETCs können Sparpläne eingerichtet werden, ähnlich wie es auch bei ETFs möglich ist. Derartige ETC-Sparpläne sind besonders mit Edelmetallen wie Gold oder Silber beliebt, aber auch auf andere Rohstoffkategorien möglich. Bespart werden können einzelne Rohstoffe oder, für eine größere Diversifizierung, ganze Rohstoffkörbe.
Ebenso wie es für ETFs zutrifft, sind auch mit ETC-Sparplänen attraktive Renditen bei flexibler Handhabung möglich. Die Risiken sind ungefähr ähnlich, bei ETCs kommt in jedem Fall hinzu, dass es sich bei diesen Produkten um Schuldverschreibungen des Emittenten handelt, so dass die eigene Investition im Fall einer Insolvenz des Anbieters nicht als Sondervermögen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt ist.
Mit ETCs von den Wertentwicklungen an Rohstoffmärkten profitieren
ETCs sind für private Anleger eine attraktive Option, um von den Preisentwicklungen gefragter Rohstoffe zu profitieren. Wer seinen Investitionen neben ETFs auch Rohstoffe hinzufügen möchte, kann dies mit ETCs tun. Ähnlich wie ETFs sind auch ETCs prinzipiell unbefristete Produkte, die zu den gängigen Börsenzeiten handelbar sind und dank der Angebote verschiedener großer Market Maker auch die entsprechende Liquidität mitbringen. Das Interesse ist groß, besonders ETCs auf Rohöl oder Edelmetalle bringen inzwischen ein hohes Handelsvolumen auf.
Neben dem Erwerb von ETCs sind auch ETC-Sparpläne mit dem Ziel der langfristigen Vermögensbildung möglich. Bei manchen Edelmetall-ETCs haben Anleger außerdem die Möglichkeit, den Basiswert physisch einzufordern. Wichtig bei ETCs: da die Produkte keine Fonds sind, sondern Schuldverschreibungen, tragen Investoren dieselben Risiken wie bei Zertifikaten – im Fall einer Insolvenz des Anbieters gelten ETCs nicht wie ETFs als Sondervermögen und genießen keinen entsprechenden Schutz vor den Ansprüchen möglicher Gläubiger.