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Welche Trading Systeme gibt es?

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich trader
Updated 31 Jan 2023

Jeder Trader findet im Laufe der Zeit seinen individuellen Tradingstil und sollte auch eine persönliche Strategie für den Handel entwickeln. Trader haben dabei die Wahl zwischen manuellen und automatischen Tradingstrategien. Hinsichtlich des Tradingstils spielt vor allem der Anlagehorizont eine große Rolle. Einige Trader halten eine Position nur wenige Minuten, andere dagegen Monate. Je nach Tradingstil und Handelsstrategie lassen sich somit mehrere Trading Systeme erkennen. Während viele Trader Trends ausfindig machen und in Richtung der Trendrichtung handeln, orientieren sich andere Trader an aktuellen Nachrichten oder gar an selbst aufgestellten Regeln.


Demokonto eröffnen
Aktienanalyse

Tradingstile je nach Anlagedauer

Grundsätzlich lassen sich Tradingstile mit Blick auf die Anlagedauer unterscheiden. Die bekanntesten sind wohl

  • das Daytrading
  • das Positionstrading bzw. Swingtrading und
  • das Scalping.

Beim Daytrading eröffnen und schließen Trader eine Position innerhalb nur eines Handelstages. Noch kürzer ist die Anlagedauer beim Scalping. Oft wird eine Position dabei schon nach wenigen Sekunden oder Minuten wieder geschlossen. Trader versuchen dabei, auch kleinste Kursbewegungen für sich zu nutzen. Hier geht es oftmals vor allem darum, sehr kurzfristige Trends zu erkennen. Oftmals reagieren Trader vor allem im Daytrading auch auf Marktbewegungen infolge von aktuellen Nachrichten oder rund um wichtige Termine, beispielsweise nach Veröffentlichung aktueller Daten von Unternehmen oder aus der Wirtschaft.

Beim Swingtrading versuchen Trader, Trends zu erkennen und für sich zu nutzen. Daher werden hier Positionen auch über einen mittelfristigen Zeitraum gehalten. Daher ist hier auch der Begriff Positionstrading geläufig, der Anlagezeiträume von einigen Tagen oder Wochen oder sogar Monaten umfasst. Trader versuchen, Trends oder eine Trendumkehr möglichst frühzeitig zu erkennen und in die Richtung eines lang- oder mittelfristigen Trends zu handeln.

Welche Trading Systeme gibt es

Manuelle und automatische Trading Systeme

Trader entscheiden sich in der Regel frühzeitig, ob sie manuell nach einer selbst festgelegten oder von Experten übernommenen Strategie handeln möchten, oder technische Hilfsmittel nutzen wollen. Ein grundlegender Unterschied ist daher, ob Trader mit einem manuellen Trading System oder einer automatischen Strategie handeln. Handeln Trader mit einer bestimmten Software, so spricht man vom automatisierten Handel. Die bekannte Handelssoftware MetaTrader stellt hierfür den Expert Advisor zur Verfügung. Die Software übernimmt automatisch das Eröffnen und Schließen von Positionen, ohne dass der Trader eingreifen muss. Zudem stehen einige Indikatoren für automatisierte Handelsstrategien zur Verfügung.

Trader legen dafür bestimmte Parameter fest, wann eine Position eröffnet oder geschlossen werden soll. Auch Positionsgrößen oder Stopps zum Begrenzen von Verlusten können angegeben werden. Programmierkenntnisse werden in der Regel für die gängigen Software-Varianten nicht benötigt. Automatisierte Handelsstrategien funktionieren allerdings nur in Verbindung mit der technischen Analyse. Ein Vorteil bei automatisierten Tradingstrategien ist sicher, dass Trader nicht den gesamten Tag vor dem PC sitzen und passende Marktbewegungen abwarten müssen.

Persönliche Ziele festlegen

Der erste Schritt hin zu einem funktionierenden Trading System ist es, die eigenen Ziele, die ein Trader mit dem Handel verbindet, realistisch festzulegen. Trader sollten diese so klar wie möglich definieren und messbare Zielsetzungen auswählen. Diese lassen sich später auch überprüfen und anpassen. Beispielsweise können sie überlegen, wie hoch die Gewinne im ersten halben Jahr ausfallen sollten. Der Weg, um diese Ziele zu erreichen, wird dann in der Tradingstrategie festgelegt. Diese umfasst alle Maßnahmen, mit denen die Ziele erreicht werden sollen. Die Ziele wirken sich auch auf auch den Anlagehorizont aus. Trader erkennen, ob sie eher kurz- oder langfristig handeln möchten und können sich so beispielsweise auf das Daytrading oder das Swingtrading spezialisieren.

Im Rahmen der Strategie legen Trader unter anderem fest, unter welchen Voraussetzungen eine Position eröffnet werden soll. Auch Maßnahmen zur Risikoabsicherung sind Teil der Strategie. Hier legen Trader beispielsweise fest, unter welchen Bedingungen eine Position geschlossen werden soll, um weitere Verluste zu vermeiden. Um dies gut einschätzen zu können, sollten Trader frühzeitig wissen, welcher Risikotyp sie sind. Einige Trader agieren besonders vorsichtig, während andere durchaus bereit sind, höhere Risiken einzugehen.

Tradingplan und Tradingtagebuch zur Unterstützung

Viele Trader legen zudem einen Tradingplan an, in dem sie beispielsweise Termine aus dem Wirtschaftskalender übernehmen und überlegen, wann sich ein Trade besonders lohnen könnte. Oftmals entsteht rund um wichtige Termine Bewegung am Markt, was Trader für sich nutzen wollen. Auch in einem Tradingplan können sie definieren, welche Bedingungen zur Eröffnung eines Trades erfüllt sein müssen.

Außerdem ist in vielen Fällen ein Tradingtagebuch sinnvoll – insbesondere für Tradinganfänger. Darin werden alle wichtigen Ereignisse beim Trading notiert, beispielsweise warum genau eine Position eröffnet wurde. Entstehen Verluste, so können Trader ihre Motivation für die Eröffnung eines Trades nochmals nachlesen und erkennen womöglich, an welcher Stelle sie einen Fehler gemacht haben und wie sie diesen in Zukunft vermeiden können. Beispielsweise könnte die Analyse vor dem Eröffnen der Position nicht gründlich genug gewesen sein oder es fehlt an der einen oder anderen Stelle noch Wissen zum Handel oder den Märkten. Ein solches Tagebuch ist daher ideal, um das eigene Trading System stetig zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Trading Systeme Übersicht

Wahl der geeigneten Analysemethode

Eine wichtige Entscheidung vor der Wahl eines Trading Systems ist es auch, sich für die Fundamentalanalyse oder die technische Analyse zu entscheiden. Einige Trader wählen auch eine Kombination. Hier spielt sicher auch eine Rolle, mit welchem Ansatz Trader besser zurechtkommen und was bei dem gewählten Trading System effektiver erscheint.

Während sich die Fundamentalanalyse auf Zahlen aus der Wirtschaft, einer Branche oder von Unternehmen selbst bezieht, basiert die technische Analyse auf historischen Daten. Diese werden in Charts dargestellt. Trader versuchen, auf diesem Weg Trends und Trendwenden zu erkennen. Wichtig ist hier vor allem, sich Wissen rund um die einzelnen Analysemethoden anzueignen und die passenden Indikatoren und Oszillatoren auszuwählen. Im Chart sehen Trader auch Trendlinien sowie Widerstände und Unterstützungen.

Nur auf der Basis einer guten und umfangreichen Analyse finden Trader interessante Kaufzeitpunkte. Sie erkennen zudem, wann sie eine Anlage verkaufen sollten, beispielsweise wenn eine Trendumkehr bevorsteht. Auch Widerstände und Unterstützungen können interessante Kaufzeitpunkte darstellen.

Eine große Rolle spielen bei der Wahl des passenden Tradingsystems auch der Umgang mit Trends. Trader haben die Wahl zwischen zwei Handelsansätzen:

  • einem zyklischen Handelsansatz oder
  • einem antizyklischen Handelsansatz.

Bei einem zyklischen Handelsansatz handeln Trader mit dem Trend; bei einem antizyklischen Ansatz gegen den Trend. Trader, die einen zyklischen Handelsansatz verfolgten, versuchen Trends beim Aktienkurs so früh wie möglich korrekt vorherzusagen. Die Trendrichtung gibt dann vor, in welche Richtung der Trader handelt. Trader sollten versuchen, frühzeitig in einen Trend einzusteigen. Ist der Trend schon weit fortgeschritten, so kann es rasch zu einer Trendumkehr kommen, denn kein Kurs bewegt sich kontinuierlich nur in eine Richtung. Nach steigenden Kursen folgen früher oder später wieder fallende Kurse. Der genaue Zeitpunkt zum Eröffnen der Transaktion ist hier jedoch nicht unbedingt entscheidend.

Die ist bei einer antizyklischen Strategie anderes. Trader versuchen hier, eine Trendwende zu erkennen, um von Beginn an von dieser zu profitieren. Hier ist der Zeitpunkt, an dem Trader in den Handel einsteigen, in den meisten Fällen entscheidend.

Trading System testen

Haben sich Trader für eine Vorgehensweise entschieden, die zu ihren persönlichen Zielen und Anforderungen passt, so sollte diese zunächst über ein Demokonto getestet werden. Trader arbeiten oftmals kontinuierlich daran, ihre Strategie zu verbessern. Einige Broker stellen hierfür auch Tools zum Back- und Forward-Testing einer Strategie zur Verfügung. Beim Backtesting wird das System auf der Basis von Daten aus der Vergangenheit getestet. Fielen die Ergebnisse gut aus, könnten Trader beim Forwardtesting ihre Strategie auf der Basis von Echtzeit-Daten testen. Dies sollte im Idealfall über ein Demokonto erfolgen.

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt auf dem Weg zum besten Trading System ist das Risikomanagement. Trader sollten hier unter anderem festlegen, welchen Betrag sie maximal verlieren können, ohne dass sie in finanzielle Schwierigkeiten kommen. Auch die Wahl der passenden Positionsgröße  sowie die Anwendung von Orderarten wie Stop Loss sind von großer Bedeutung.

Verluste gehören aber in jedem Fall zum Trading dazu. Kein Trader schafft es, immer nur Gewinne einzufahren. Wichtig ist es daher, nicht nur Verluste zu begrenzen, sondern auch Gewinne mitzunehmen. Allzu sind Trader nicht rechtzeitig aus einem Trade ausgestiegen und so wurden aus sicher geglaubten Gewinnen doch noch Verluste, weil sich der Aktienkurs in die entgegengesetzte Richtung entwickelt hat.

Backtesting Trading Systeme

Fazit: Trend Systeme sehr individuell

Grundsätzlich lassen sich verschiedene Trading Systeme wie das Daytrading oder das Swingtrading ausmachen. Diese werden in der Regel anhand des Anlagehorizonts unterschieden. Während Daytrader ihre Positionen innerhalb nur eines Handelstages eröffnen und schließen, warten Swingtrader mittel- und langfristige Trends ab und legen ihr Kapital längerfristig an.

Trader können sich zudem zwischen manuellen und automatischen Trading Systemen entscheiden. Bei letzteren übernimmt eine Software das Eröffnen und Schließen von Positionen. Wichtig ist es für Trader zunächst aber, ihre Ziele, die sie mit dem Handel erreichen wollen, realistisch festzulegen. Mit diesen Zielen ist auch die Wahl der passenden Anlagedauer verbunden.

Danach gilt eine weitere Frage der passenden Analysemethode. Insbesondere bei der technischen Analyse ist es das Ziel, Trends bei der Entwicklung eines Aktienkurses korrekt zu erkennen. Je nach Handelsansatz versuchen Trader nun, zyklisch oder antizyklisch zu handeln. Bei zyklischen Handelsansätzen gehen Trader den Trend mit; bei antizyklischen Ansätzen handeln sie gegen den Trend. Während bei zyklischen Ansätzen der Einstiegszeitpunkt eine untergeordnete Rolle spielt, ist dieser bei antizyklischen Ansätzen entscheidend. Hier versuchen Trader frühzeitig Trendwenden auszumachen und von Beginn von diesen zu profitieren.

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich ist Finanzjournalist und zertifizierter Technischer Analyst mit mehr als 15 Jahren Erfahrung auf den Kapitalmärkten. Auf AskTraders ist er als leitender Redakteur für die deutschsprachige Redaktion verantwortlich.