Zertifikate: Darum geht es beim Handel
Bevor es darum geht, wie Anleger Zertifikate kaufen können, schauen wir uns zunächst die rechtliche Grundlage an. Zertifikate sind Schuldverschreibungen, sodass die Anleger immer ein Risiko tragen. In Umlauf gebracht werden die Zertifikate von Emittenten. Je weniger Bonität der Emittent besitzt, desto risikoreicher ist das Investment; denn der Auswahl des Zertifikates wird damit wahrscheinlicher. Es gibt in Deutschland und weltweit unzählige Zertifikate, in die Trader investieren können. Ausgegeben werden sie von Banken, die sie zur Refinanzierung nutzen.
Zertifikate hatten schlechten Ruf
Die Zertifikate hatten vor allem durch die Bankenpleite von Lehman Brothers einen schlechten Ruf. Damals verloren Millionen Anleger ihr eingesetztes Kapital, als das Kreditinstitut Insolvenz anmelden musste. Die Folgen waren global spürbar und rissen viele andere Kreditinstitut und Unternehmen mit sich. Allerdings wird es für viele Anleger jetzt wieder interessanter, in Zertifikate zu investieren, da die Niedrigzinsphase anhält und nicht für jeden das Investment in andere Finanzinstrumente (beispielsweise Wertpapiere) infrage kommt. Grundsätzlich gilt: Das Investment in Zertifikate ist risikoreich, birgt aber zugleich große Gewinnchancen. Trader, die sich vor dem Kauf von Zertifikaten umfassend informieren und Tipps beherzigen, können das Risiko senken und sich bis zu einem gewissen Maß absichern. Wir zeigen, was für einen besseren Handel von Zertifikaten nötig ist.
Tipp: Für die Auswahl geeigneter Zertifikate sollten neben dem Preis die Gebühren einbezogen werden. Sie unterscheiden sich maßgeblich von Anbieter zu Anbieter. Investoren, die einen hohen Wert auf Sicherheit legen und konservativ investieren möchten, sollten die Garantie-Zertifikate fokussieren.
Zertifikate kaufen: Genau auf Emittenten achten
Mit der Vertrauenswürdigkeit eines Emittenten steht und fällt das Investment in die Zertifikate. Die Papiere werden durch den Emittenten herausgegeben, um damit eine Refinanzierung zu erreichen. Ist der Emittent wenig vertrauenswürdig und hat eine geringe Bonität, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust für die Anleger deutlich erhöht. Deshalb sollten die Trader vor dem Kaufen der Zertifikate auf die Auswahl der Emittenten achten.
Zertifikat an Basiswert geknüpft
Jedes Zertifikat bezieht sich auf einen spezifischen Basiswert. Deshalb geht die Kursentwicklung der Zertifikate mit dem des Basiswertes einher. Bevor die Anleger sich dazu entschließen, Zertifikate zu kaufen, sollten sie deshalb genau auf die Performance des Basiswertes achten. Bei den Zertifikaten gibt es verschiedene Basiswerte, wie Wertpapiere, Aktien Indizes oder Rohstoffe. Es gibt zudem Zertifikate, die nach spezifischen Anlagestrategien aufgelegt wurden. Dazu gehören:
- Zertifikat auf den QIX Deutschland der UBS
- CROCI-Zertifikate von db-X markets
- sysShares-Zertifikate
Weiterhin besteht die Möglichkeit, sich für aktive gemanagte Zertifikate zu entscheiden. Ein Beispiel dafür ist der Value-Stars-Deutschland-Index. Es gibt weiterhin Zertifikate auf Devisen, die etwa das Euro-Dollar-Verhältnis oder den Wechselkurs von EUR-GBP abbilden. Zu den beliebten Zertifikaten gehören auch Papiere auf Orangensaft, Öl, Kaffee, Gold oder Silber. Gegenwärtig gibt es laut Statistik des Deutschen Derivate-Verbandes mehr als 1 Million handelbare Zertifikate auf über 3000 Basiswerte.
Hinweis: Viele Broker bieten für die schnellere Zertifikatssuche eine Suchmaske, bei der die Anleger nach verschiedenen Kriterien wählen können. Dazu gehören Fälligkeit, Hauptart, Emittent sowie Basiswert.
Zertifikate kaufen: Unterschied zwischen Einsatzmöglichkeiten
Unterschieden werden die Zertifikate nicht nur hinsichtlich der Basiswerte, sondern auch bei ihren Einsatzmöglichkeiten:
- Hebelzertifikat
- Bonuszertifikat
- Discount-Zertifikat
- Garantiezertifikat
Die Anleger sollten die Unterschiede der einzelnen Zertifikate kennen, um sie für ihre Handelsentscheidung nutzen zu können. Garantiezertifikate ermöglichen den Investoren zeitlich unbegrenzt die Gewinnbeteiligung. Umgangssprachlich werden sie als Kapitalschutzzertifikate bezeichnet, weil es für die Trader kein Verlustrisiko gibt. Die Discount-Zertifikate ermöglichen den Investoren den Wertpapierkauf mit Rabatt. Er gilt als eine Art Puffer und gewährt eine gleichbleibende Renditerechnung, selbst wenn die Aktie nachgibt. Die Bonuszertifikate bringen den Investoren ebenfalls Gewinne, wenn der Basiswert leicht nachgibt oder sich nur seitwärts gerichtet bewegt. Beliebt sind auch die Hebelzertifikate (Faktorzertifikate oder Knock-out-Zertifikate). Die Investoren haben hier einen Hebel, der die Gewinne vervielfachen, aber ebenso höhere Verluste einbringen kann (Prinzip wie CFDs).
Welche Zertifikate sind für die Marktlage geeignet?
Schauen wir uns an, bei welcher Marktlage die Trader welche Zertifikate wählen sollten. Die Garantiezertifikate sind faktisch in jeder Marktlage außer bei stark steigenden Kursen geeignet. Discount-Zertifikate sind bei leicht fallenden, stagnierenden oder leicht steigenden Kursen von Vorteil. Bonuszertifikate können bei allen Kurserwartungen bis auf stark fallende Kurse eingesetzt werden. Die Knock-out-Zertifikate sind für stagnierende Kurse nicht geeignet, sonst aber einsetzbar. Faktorzertifikate eignen sich vor allem für stark fallende oder stark steigende Kurse.
Kosten beim Zertifikatshandel beachten
Wie bei allen Finanzprodukten variieren auch beim Handel mit Zertifikaten die Kosten von Anbieter zu Anbieter. Die Emittenten bestimmen die Konditionen für den Zertifikatshandel ganz individuell, sodass es erfahrungsgemäß große Unterschiede gibt. Allerdings werden nicht immer sämtliche Kosten transparent ausgewiesen, was zu einem fehlenden Informationsgehalt der Trader führt. Häufig sind die Gebühren so kompliziert aufgebaut, dass die Kostenstruktur wenig transparent ist. Vor allem unerfahrene Anleger sollten von derartigen Zertifikaten zunächst Abstand nehmen, bis sie mehr Einblick in die Materie und Handelserfahrung sammeln konnten.
Ausgabeaufschlag bei Zertifikaten
Möchten die Anleger Zertifikat kaufen, finden sie häufig Angebote mit und ohne Ausgabeaufschlag. Meist wird dieser Aufschlag bei frisch aufgesetzten Zertifikaten verlangt. Erfahrungsgemäß liegt er zwischen 1 und 3 Prozent, wobei es auch unzählige Zertifikate ohne Aufschlag gibt. Um Handelskosten zu sparen, empfehlen wir das Investment in Zertifikate ohne Ausgabeaufschlag.
Brief- und Geldspanne
Auch bei den Zertifikaten gibt es zwei Kurse: Geld und Brief. Wer Zertifikate kauft, sollte wissen, was diese beiden Kurse bedeuten. Der Briefkurs zeigt, zu welchen Konditionen die Anleger Zertifikate kaufen können. Beim Geldkurs wird der erzielbare Verkaufspreis widergespiegelt. Er liegt immer unter dem Briefkurs. Wird das Zertifikat besonders agil gehandelt, ist die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs äußerst gering. Wie die Erfahrungen zeigen, haben wir bei vielen Zertifikaten einen Spread von 0,5 Prozent.
Zertifikate managen lassen: ja oder nein?
Wie bei den Fonds gibt es gemanagte Zertifikate. Strategie-Zertifikate erfordern eine ständige Anpassung des Emittenten. Dafür zahlen die Investoren Managementgebühren. Diese werden jedoch nicht pauschal erhoben, sondern börsentäglich über den Kurs des Zertifikates abgerechnet. Durchschnittlich müssen Anleger hierfür mit Kosten von bis zu 1,5 Prozent jährlich rechnen. Zertifikate, die schwer handelbare oder exotische Basiswerte haben, werden erfahrungsgemäß mit höheren Managementgebühren berechnet. Wer etwa in das Index-Zertifikat DAX investiert, muss weniger zahlen als für das Index-Zertifikat regionaler Rohstoffe in Kanada.
Rücknahmegebühren möglich
Bei einzelnen Zertifikaten kommen Rücknahmegebühren hinzu. Möchten die Investoren ihr Zertifikat vor Laufzeitende zurückgeben, werden manchmal Gebühren berechnet. Rein rechtlich ist dies nicht verboten, aber umstritten. Ob und in welcher Höhe der Emittent derartige Rücknahmegebühren verlangt, finden die Trader in den Informationen zum Zertifikat.
Kosten für das Depot
Nicht zu vergessen sind die Depotkosten. Möchten die Anleger Zertifikate kaufen, benötigen sie dafür ein Depot. Allerdings können die Kosten hierfür vernachlässigt werden, da die meisten Anbieter ein kostenfreies Depot zur Verfügung stellen. Wer aber bei seiner Hausbank handelt, wird feststellen, dass Gebühren für Depots erhoben werden können. Gerade bei den Depotkosten gibt es viel Sparpotenzial, sodass die Anleger im Zertifikate Broker Vergleich genau prüfen sollten.
Welche Zertifikate kaufen? – Angebote für konservative und risikobereite Anleger
Häufig sind die Anleger mit der Frage überfordert, welche Zertifikate zu ihnen passen. Eine pauschale Antwort gibt es darauf auch von uns nicht. Aber wir können zeigen, was die einzelnen Zertifikate unterscheidet und für welche Anlegertypen sie geeignet sind. Konservativer Anleger können in Index-Zertifikate investieren. Hier werden zum Beispiel beim Zertifikat DAX 30 die 30 größten Unternehmen deutschlandweit zusammengefasst. Diese sind verlässliche Größen an der Börse und bieten eine höhere Sicherheit als beispielsweise Startups. Wer in ein Index-Zertifikat investiert, streut sein Risiko und kann dennoch an den börslichen Entwicklungen partizipieren.
Kapitalschutz mit Zertifikaten
Jeder Anleger möchte natürlich eine Absicherung bei seinem Investment. Rechnen die Trader mit sinkenden Kursen, sind Kapitalschutz-Zertifikate geeignet. Sie haben eine begrenzte Laufzeit, sodass Trader genau wissen, wann sie ihr Geld wiedererhalten. Allerdings hat diese Sicherheit ihren Preis: Anleger verzichten dafür auf einen Teil der Gewinnchance. Die Partizipationsrate liegt unter 100 Prozent. Wer sich dazu entschließt, Kapitalschutz-Zertifikate vor dem Laufzeitende zu veräußern, kann dies natürlich. Allerdings ist der Kapitalschutz nur am Ende der Laufzeit gültig.
Zertifikate für offensive Anleger
Trader, die offensiver investieren möchten, können die sogenannten Airbag-Zertifikate nutzen. Das Prinzip ist vergleichbar mit denen der Garantiezertifikate, aber die Airbag-Zertifikate haben eine definierte Barriere. Sie liegt unterhalb des Basiswertkurs, auf den sich das Zertifikat bezieht. Wurde die Barriere nicht berührt, erhalten die Anleger bei Laufzeitende ihr Kapital zurück. Fällt der Kurs jedoch unter die Barriere, werden Abschläge geltend gemacht.
Zertifikate für selbstbewusste Trader
Anleger, die ambitioniert mit Zertifikaten handeln möchten, finden in Bonuszertifikaten eine Möglichkeit. Wer sich mit den Marktbewegungen auskennt und analysiert hat, dass es beispielsweise eine Seitwärtsbewegung gibt, kann sich diesem Verlauf mit Bonuszertifikaten zunutze machen. Sie haben ebenfalls eine feste Laufzeit und zwei Kursmarken: untere Barriere und obere Barriere. Die obere Barriere bildet das Bonuslevel. Bleibt das Zertifikat während der Laufzeit oberhalb des Sicherheitslevels (untere Barriere), gibt es am Laufzeitende den Bonus. Da mit längeren Laufzeiten das Risiko des Barriere-Einbruchs steigt, sind solche Zertifikate nur für ambitionierte Trader gedacht, die sie Marktlage gut einschätzen können.
Hebelzertifikate für risikofreudige Trader
Neben den Bonuszertifikaten gehören die Hebelzertifikate zu den Finanzinstrumenten für risikofreudige Anleger. Wer Knock-out-Zertifikate kaufen möchte, sollte bereits über ausreichend Handelserfahrung verfügen. Wer solche Zertifikate für beispielsweise 1 Euro erwirbt, muss nur anteilig zahlen, kann aber sofort von der Kursentwicklung profitieren. Steigt unser Kurs um 20 Prozent, erhöht sich ebenso der Kurs des Knock-out-Zertifikates; in dem Fall um 2 Euro. Damit haben wir bezogen auf den Kaufpreis einen Gewinn von 200 Prozent. Allerdings kann der Hebel natürlich gleichsam in umgekehrter Richtung funktionieren, sodass das Knock-out-Zertifikat wertlos wird, wenn der Kurs des Basiswertes die Knock-out-Schwelle erreicht.
Faktorzertifikate kaufen: nichts für schwache Nerven
Faktor-Zertifikate bieten enorme Gewinnchancen, haben aber das höchste Risiko. Dabei werden tägliche Kursänderungen des Basiswertes mit einem definierten Faktor multipliziert. Bei Long-Faktor-Zertifikaten verdienen die Anleger an steigenden Börsenkursen, bei Short-Faktor-Zertifikaten an fallenden. Allerdings kann sich hier nicht nur der Gewinn multiplizieren, sondern auch der Verlust.
Zertifikate kaufen als interessante Alternative zu Wertpapieren und Co.
Trader können Zertifikate vielfältig nutzen. Einige verwenden sie für die Ertragsoptimierung, andere zur Depotabsicherung. Wer risikoreich in Zertifikate investiert und Hebelzertifikate nutzt, kann damit auf einfache Weise seine Renditen multiplizieren. Allerdings sind diese Hebelzertifikate besonders risikoreich und damit nicht für alle Anleger geeignet. Grundsätzlich besteht bei den Zertifikaten immer das Risiko, dass die Anleger Verluste erleiden, da es sich um Schuldverschreibungen handelt. Deshalb ist die Auswahl des Emittenten besonders wichtig. Um in Zertifikate investieren zu können, benötigen die Anleger ein Depot beim Broker ihrer Wahl. Wie die Erfahrungen zeigen, sind die Kosten bei Online-Brokern häufig um ein Vielfaches geringer. Anleger, die in Zertifikate investieren, aber weniger Risiko eingehen möchten, können auf die sogenannten Kapitalschutz-Zertifikate setzen. Wer in renommierte Unternehmen vergleichsweise sicher investieren möchte, nutzt dafür die Indexzertifikate (beispielsweise DAX 30). Wie beim Investment mit allen Finanzinstrumenten ist beim Handel mit Zertifikaten ausreichend Erfahrung und Information erforderlich. Deshalb sollten Trader zunächst mit einem Demokonto beginnen, um sich mit dem Handel von Zertifikaten vertraut zu machen. Möchten Sie an den Entwicklungen an der Börse partizipieren und Zertifikate kaufen? Beginnen Sie beim Broker Ihrer Wahl gratis.