Welche Theorie steckt hinter der Pullback-Strategie?
Bei den meisten Trends kommt es früher oder später zu kleineren Korrekturen. Der Trend setzt sich in der Folge jedoch oft dennoch fort. Der Grund für die kleinen Einbrüche ist, dass es verschiedene Marktteilnehmer in unterschiedlichen Phasen gibt. Dementsprechend kann es sehr attraktiv sein, einen Wert zu verkaufen, bevor der Trend tatsächlich endet, bzw. kann es deutlich weniger wichtig sein, ihn auch bis zum Ende zu verfolgen. Mögliche Szenarien sind beispielsweise:
- Ein Investor hält die Position bereits vergleichsweis lang und sieht einen guten Verkaufszeitpunkt gekommen.
- Trader rechnen mit dem Ende des Trends und verkaufen.
- Trader waren short investiert und müssen ihre Position glattstellen, wenn sich der Trend festigt.
Ein Ausbruch eines Trends führt erst einmal dazu, dass die Nachfrage zunimmt. Dann merken Trader die short-Positionen halten und Investoren, die investiert sind, dass es für sie möglicherweise jetzt sinnvoll ist, zu verkaufen. Sie verkaufen und der Kurs sinkt daraufhin erst einmal ab, weil das Angebot steigt. Oft trifft der Kurs dabei schon die ersten Stop Loss-Grenzen von Tradern, die kurzfristig auf den Trend gesetzt haben. Auch sie sorgen dafür, dass der Angebotsdruck zunimmt und der Kurs weiter absackt.
Das bedeutet jedoch trotzdem nicht, dass die Marktmeinung nicht weiterhin positiv ist. Dementsprechend bleibt die Nachfrage vorhanden und die Kurse steigen wieder, sobald diese – oft recht kurze – Phase überwunden ist. Dies gilt umso mehr, weil jetzt auch die Trader und Investoren einsteigen, für die der Wert durch den niedrigeren Kurs jetzt wieder attraktiv ist.
Wie erkennen Trader Pullbacks?
Die meisten Trader setzen bei der Identifizierung von guten Einstiegssignalen darauf, dass sie die Pullbacks im Chart gut erkennen können. Dabei nutzen sei teilweise sehr verschiedene Muster und Theorien. Möglichkeiten sind unter anderem:
- Trendlinien und Kanäle nutzen
- Pullback aus Kursstäben
- Zweibeiniges Pullbackmuster
Für das Erstellen von Trendlinien oder Trendkanälen reichen die Zeichentools aus, die die meisten Handelsplattformen anbieten, denn der Trader muss die Linien hierfür selbst zeichnen. Eine Trendlinien und ein entgegengerichteter Trendkanal zeigen dann das mögliche Vorkommen eines Pullbacks an. Wird die Trendlinie des Gegen-Kanals zwar getestet, aber nicht unterschritten, ist dies ein Hinweis darauf, dass der Trend sich fortsetzen wird. Ohnehin kann eine Berührung mit einer Unterstützungslinie, die jedoch nicht nachgibt, Anzeichen für einen Pullback sein. Viele Trader sind hingegen vorsichtig, wenn die Linie überschritten wird, weil dies ein Zeichen für eine Trendwende sein kann.
Bei Pullbacks aus Kursstäben wird im Vorfeld eine notwendige Zahl an Kerzen definiert, die einen Rückgang anzeigen, beispielsweise drei oder vier. Treten sie auf, ist es wahrscheinlich, dass ein Pullback auftritt. Allerdings sollten Trader hier noch weitere Indikatoren nutzen, um sicherzugehen, dass der Trend weiterhin bestehen wird.
Ähnlich funktioniert auch ein zweibeiniges Pullback-Muster, das von Al Brooks entwickelt worden ist. Trader warten darauf, dass der Markt durch zwei unterschiedliche Beine anzeigt, dass er sich in Richtung eines Gleitenden Durchschnitts bewegt. Dabei ist jeder Kursstab, der den vorherigen überschreitet ein Bein nach oben und jeder, der den vorherigen unterschreitet, ein Bein nach unten.
Pullback-Strategie: Reversals ausschließen
Die wohl größte Herausforderung bei der Pullback-Strategie ist die Tatsache, dass Trader zwischen Reversals und Pullbacks unterscheiden können müssen. Ein Pullback ist eine leichte Korrektur, die für diese Strategie entscheidend ist. Ein Reversal beschreibt hingegen die Umkehrung des Trends. Während ein Pullback nur kurz andauert, beschreibt ein Reversal eine dauerhafte Richtungsänderung. Der Kurs steigt dann nicht weiter.
Einen Reversal anstelle eines Pullbacks zu erwischen, kann dementsprechend eine kleine Katastrophe bedeuten. Eine Trendumkehrung kann mit einem großen Momentum starten und entsprechend schnell zu vergleichsweise hohen Verlusten führen.
Diese Herausforderung lösen viele Trader auf recht unterschiedliche Arten. Eine der einfachsten und naheliegendsten Möglichkeiten ist natürlich, dass Trader sich darüber versichern, dass der Trend nach wie vor besteht. Allerdings reichen dafür einfache Indikatoren wie der MACD dafür nicht aus. Entscheidend ist hingegen, in welchen der beiden gegenläufigen Entwicklungen mehr Volumen gehandelt wird. Ist das Volumen in Trendrichtung größer, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich um einen Pullback handelt und nicht um eine Trendumkehrung.
Andere Trader beobachten vor allem die Muster im Chart und versuchen dabei, typische Trendumkehrmuster zu erkennen. Zeigen sich diese, ist es wahrscheinlicher, dass es sich nicht um einen Pullback handelt.
Auch Erfahrung spielt dabei eine wichtige Rolle. Weil absolute Daten wie Volumen oder Volatilität auf diese Weise fehlen, verlassen sich Trader hier oft auf ihre Erfahrung und ihr Bauchgefühl. Oftmals handeln sie zudem Pullbacks nur dann, wenn noch andere Merkmale auftreten, wie beispielsweise ein Pullback von der Trendlinie oder wichtigen Markt Leveln.
Das Problem der technischen Indikatoren beim Pullback
Eine der größten Herausforderungen bei Pullback-Strategien ist der Umstand, dass sie sich kaum mit objektiven Einstiegssignalen handeln lässt. Während beispielsweise Trendfolgeindikatoren vergleichsweise klare Einstiegssignale liefern können und dementsprechend auch für das automatisierte Trading genutzt werden können, ist dies beim Pullback nicht der Fall.
Stattdessen werden Pullbacks vor allem durch die Chartbeobachtung und das Identifizieren von Mustern entdeckt. Das sorgt jedoch auch dafür, dass sie deutlich subjektiver sein können als andere Indikatoren, die heutzutage modern sind. Schon leichte Änderungen bei Zeiträumen oder anderen Darstellungsmöglichkeiten können dazu führen, dass sich die entsprechenden Signale nicht mehr identifizieren lassen.
Dementsprechend identifizieren die meisten Trader Pullbacks vor allem bei der Betrachtung der Charts, wobei vor allem Candlesticks hier sehr gerne zum Einsatz kommen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, Pullbacks zu identifizieren. Oftmals ist nicht nur ein Muster entscheidend, sondern auch die bisherigen Widerstände oder Unterstützungslinien. Sie sollen dabei helfen, Pullbacks zuverlässig zu identifizieren.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Pullback-Strategie völlig ohne technische Indikatoren auskommt. Viele Trader, die diese Strategie nutzen, wollen die Einstiegssignale absichern und nutzen dafür auch durchaus Moving-Averages. So ist es beispielsweise üblich, erst dann in einen Trade einzusteigen, wenn gleitende Durchschnitte wieder berührt werden, nachdem sie eigentlich schon überschritten wären. Welche sinnvoll sind, hängt dabei natürlich vom getradeten Zeitraum ab. Viele Trader beobachten zeitgleich auch Indikatoren, die das Vorhandensein von Trends anzeigen können.
Erst Trendfolge, dann Pullback-Strategie?
Viele Einsteiger, die nach einer geeigneten Strategie suchen, können noch nicht einschätzen, welche für sie am besten geeignet ist. Oftmals ist es kein Problem, wenn Anfänger unterschiedliche Strategien ausprobieren, ohne dabei einen festen Plan zu verfolgen. Im Rahmen der Pullback-Strategie ist es allerdings tatsächlich sinnvoll, wenn Trader zuerst die Trendfolge-Strategie näher kennenlernen.
Die Pullback-Strategie baut schließlich darauf auf, dass der Trader einen Trend erkennen kann. Der Vorteil, wenn er bereits Erfahrungen damit gemacht hat, ist natürlich, dass er nicht nur in der Lage ist, einen Trend deutlich leichter zu identifizieren. Im Optimalfall kann er zudem besser einschätzen, welche Entwicklung ein Trend nehmen wird. Außerdem ist er mit den Indikatoren besser vertraut, die ihm dabei helfen können, einen Trend vorherzusehen. Mögliche Indikatoren wären:
- MACD
- ADXR
- TBI
In jedem Fall ist eine Beschäftigung mit Moving Averages in beiden Fällen unvermeidlich. Es ist leichter, sich mit ihnen erst im Zusammenhang mit der Trendfolge-Strategie auseinanderzusetzen und diese Erkenntnisse erst später auf Pullbacks zu beziehen.
Diese Kenntnis ist zudem nicht nur relevant für einen sinnvollen Einstieg im Rahmen des Pullback: Auch als Ausstiegssignal können die Indikatoren gute Dienste leisten. Trader, die die Pullback-Strategie nutzen, müssen wie Trendfolge-Strategen auch den besten Zeitpunkt für einen Ausstieg voraussagen können. Schließlich sind sie im Optimalfall bis zum Ende des Trends investiert und schließen die Position, wenn dieser sich umkehrt. Dafür ist es jedoch unvermeidlich, dass Trader ein Ende des Trends erkennen und dies ist mit den gängigen Trendfolge-Indikatoren oftmals am einfachsten möglich.
Fazit: Pullback-Strategie ist einer der Klassiker
Pullback-Strategien gehören zu den beliebtesten Strategien für Privatkunden. Das liegt an verschiedenen Eigenschaften: Zum einen ist die Pullback-Strategie vergleichsweise alt. Außerdem kann sie mit geringen Mitteln durchgeführt werden. Nicht zuletzt ist sie sehr flexibel auf verschiedene Gegebenheiten anpassbar: Verschiedene Zeitebenen lassen sich genauso traden wie verschiedene Basiswerte. Je nach Strategie eignet sie sich für starke oder für schwache Trends, für geringe oder hohe Volumen oder für starke oder geringe Volatilität.
Viele Einsteiger werden deswegen früher oder später auf die Pullback-Strategie aufmerksam. Oftmals suchen sie dabei nach Alternativen oder Verbesserungsmöglichkeiten für ihre Trendfolge-Strategie. Diese stellt auch für das Trading mit der Pullback-Strategie eine sehr gute Grundlage dar, da es hier ebenso notwendig ist, Trends und ihr Ende zu erkennen.
Ein Manko kann der Umstand sein, dass die meisten Strategien mit optischen Mustern arbeiten und sich deswegen nicht immer eindeutige Einstiegssignale erzeugen lassen, die beispielsweise für den automatisierten Handel genutzt werden könnten.
Eine große Herausforderung ist es zudem, Pullbacks von einer längerfristigen Trendumkehrung zu unterscheiden. Auch hier kommen oft Trendfolge-Indikatoren zum Einsatz, um die Trades abzusichern und die Erfolgsquote zu erhöhen. Dementsprechend sinnvoll ist es, sich zuvor mit der Trendfolge-Strategie auseinandergesetzt zu haben.