Was ist die Theorie hinter der Trendfolge?
Die Trendfolge basiert auf einer sehr leicht zu verstehenden Theorie, die für Trader auch unkompliziert zu überprüfen ist: Wenn sich ein Wert positiv entwickelt, passiert dies nach und nach. Oft springt ein Kurs nicht plötzlich sehr stark, wenn sich die Marktmeinung positiv verändert.
Zumindest bei sehr liquiden Werten und ohne herausragende Nachrichten oder Ereignisse sind starke Sprünge üblicherweise nicht der Fall. Stattdessen wächst der Wert nach und nach, weil immer mehr Marktteilnehmer bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen: Es bildet sich ein Trend heraus, der erst dann endet, wenn Kurs und Marktmeinung übereinstimmen. Oft schwächst sich der Trend erst ab, bevor er ins Gegenteil umschlägt.
Analog gilt dies auch für Negativ-Trends, die im Rahmen des Tradings natürlich auch gewinnbringend genutzt werden können. Allerdings ist hier oft etwas mehr Vorsicht vonnöten, da gerade wichtige Nachrichten häufiger plötzliche Kursrückgänge zur Folge haben.
Jeder, der den Trend entdeckt, bevor er umschlägt, investiert also fast automatisch in einen gewinnbringenden Wert. Wichtig ist allerdings, möglichst viel von dem Trend mitzunehmen, um die Rendite zu optimieren und das Risiko für Verluste zu begrenzen. Wenn ein Trader also gewinnbringend investieren möchte, ist es sinnvoll, wenn er solche Trends möglichst zeitnah an ihrem Ursprung entdeckt, in den Wert investiert und ihn solange hält, bis der Trend wieder vorbei ist. Nichts anderes ist die Trendfolgestrategie.
Trader, die diese Strategie nutzen, haben also zwei große Herausforderungen:
- Einen Trend möglichst früh identifizieren
- Zu erkennen, wann er zu Ende sein wird.
Welche Chancen und Risiken bietet die Trendfolge?
Eine Trendfolge-Strategie kann natürlich erhebliche Gewinne erzielen, wenn sie funktioniert und die Trends schon früh und vor allem zuverlässig erkannt werden. Sie ist vergleichsweise leicht zu verstehen und dementsprechend für viele Einsteiger auch sehr leicht zugänglich.
Grundsätzlich ist das Prinzip dahinter auch sehr sinnvoll: Wenn viele Trader investieren, können dieselben Trader auch davon profitieren, dass der Kurs steigt. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass sich viele Analysten mit Trends beschäftigen und es entsprechend leicht ist, Informationen über mögliche Trends zu erhalten.
Auf der anderen Seite müssen gerade Anfänger jedoch auch die Risiken kennen: Wer keine Möglichkeit findet, Trends tatsächlich erfolgreich zu identifizieren, muss mit einer hohen Anzahl an Fehltrades und entsprechend hohen Verlusten rechnen. Der Erfolg stellt sich also nicht von allein ein, sondern es ist sehr wichtig, dass Trader in der Lage sind, möglichst zuverlässig vorherzusagen, wann ein Trend eintritt. Oft ist die übliche Volatilität dabei eine der größten Herausforderungen.
Ein Problem ist zudem, dass ein Stop eines Trends in der Regel nicht dazu führt, dass sich der Kurs nicht weiterentwickelt. Stattdessen findet meist eine sogenannte Korrektur des Kurses statt, er sinkt also wieder. Wer den Ausstieg verpasst, verliert also seinen Buchgewinn mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest bis zu einem gewissen Grad wieder.
Einige Trader sind zudem der Meinung, dass es nicht ausreicht, in einen Trend einzusteigen. Besser sei es hingegen, wenn sich Trends schon bei ihrer Entstehung identifizieren lassen. Sie nutzen dann Trendumkehr-Strategien, um die Gegenentwicklung mitgehen zu können.
Was ist der MACD?
Der MACD ist für viele Trader, die die Trendfolgestrategie nutzen, der wohl wichtigste Indikator. MACD ist die Abkürzung für „Moving Average Convergence/Divergence“. Er gilt als eines der besten Hilfsmittel für viele unterschiedliche Strategien und wird auf folgende Weise berechnet:
- 2 unterschiedliche exponentiell gleitende Durchschnitte als Grundlage
- Die Werte des kürzeren werden vom längeren subtrahiert
- Das Ergebnis ist der MACD.
Grundlage der Berechnung sind üblicherweise die Schlussdaten der letzten Tage, wobei Trader diese vielfach auch flexibel wählen können. Klassische Werte wären allerdings 12 und 26 Tage.
Die Interpretation ist entsprechend einfach möglich: Ist der MACD negativ, so ist dies ein Anzeichen für einen Abwärtstrend. Dann sind die vergangenen Tagesschlusskurse kleiner als die davor. Umgekehrt symbolisiert ein positiver MACD einen Aufwärtstrend.
Um Kauf- oder Verkaufssignale zu generieren, arbeiten die meisten Trader mit einer Signallinie, die einen noch kürzeren Zeitraum abdeckt. Wird diese von unten nach oben durchkreuzt, wird ein Kaufsignal generiert.
Auch die Stärke des Trends soll sich mit dem MACD herausfinden lassen: Je weiter er von der Signallinie entfernt ist, umso größer ist der Trend. Wenn er sich wieder der Linie annähert, flacht er ab und kehrt sich beim Durchkreuzen in den gegenteiligen Trend um.
Der MACD zählt zu den früheren Indikatoren und wurde schon 1979 von Gerald Appel vorgestellt. Heute findet er nicht nur in vielen Strategien Anwendung und es gibt einige komplexere Indikatoren, die auf ihm aufbauen. Ein Beispiel wäre der Alligator-Indikator.
Welche Trendfolgeindikatoren gibt es außerdem?
Der MACD ist mit Abstand der Trendfolgeindikator, der von vielen Tradern genutzt wird, um Trends zu identifizieren. Darüber hinaus gibt es jedoch noch einige andere Möglichkeiten, Trends bei der Chartanalyse zu finden. Hierunter fallen:
- Bollinger Bänder
- TBI
- ADXR
Dabei fällt auf: Auch hier sind gleitende Durchschnitte sehr stark vertreten. Die einzige Ausnahme sind Bollinger Bänder. Sie treten heute immer noch in jeder Übersicht über die wichtigsten Indikatoren auf, allerdings betrachten die meisten Trader sie als von moderneren Indikatoren abgelöst. Ihre Aussagekraft gilt als sehr eingeschränkt, weil die Grundüberlegungen zur Erstellung von Bollinger Bändern, nämlich dass 95 % der Kurse innerhalb von ihnen liegen, nicht statistisch gestützt werden kann.
Der Trendfolgeindikator TBI nutzt ebenfalls zwei unterschiedliche gleitende Durchschnitte als Grundlage für die Berechnung. Der große Unterschied zum MACD ist, dass der Quotient gebildet und durch 100 geteilt wird. Auf diese Weise wird die Signallinie des MACD überflüssig und er kann mit etwas Übung deutlich schneller interpretiert werden.
Der ADXR ist ein häufiger Begleiter des MACD. Er stellt eine doppelte Glättung des Directional Movements Indikator (DMI) dar und soll die Stärke eines Trends angeben können. Auch er macht erst im Zusammenhang mit einer Signallinie Sinn und wird dann genauso wie der MACD gelesen (überschreiten der Linie ist ein Kaufsignal), sodass beide Indikatoren sehr leicht gemeinsam genutzt werden können, ohne dass es zu Verwirrungen kommen muss.
Signale immer absichern!
Die große Herausforderung bei einer Trendfolgestrategie ist die übliche Volatilität eines Wertes. Statistisch kaum relevante Änderungen können unter bestimmten Bedingungen dazu führen, dass die Indikatoren ein Kaufsignal generieren, obwohl sich überhaupt kein Trend andeutet. Dies ist ein gängiges Problem, das schon durch die Volatilität eines jeden Wertes immer und dauerhaft existiert.
Damit falsche Signale nicht zu stark ins Gewicht fallen, gibt es unterschiedliche Taktiken. Zum einen ist es oftmals möglich, die Indikatoren so einzustellen, dass sie weniger schnell reagieren, sodass die Anzahl an Fehlsignalen reduziert wird – zugleich jedoch auch mehr Einstiegssignale verpasst werden. Dies ist bei den hier aufgeführten Signalen allerdings nicht der Fall.
Deswegen ist es sehr sinnvoll, wenn Trader weitere Indikatoren hinzunehmen, um zuverlässigere Signale zu erzeugen. Ein sehr beliebtes Beispiel bei Trendfolge-Tradern ist die bereits erwähnte Kombination von MACD und ADXR. Sie können gemeinsam häufig zuverlässigere Signale erzielen als allein.
Andere Trader wollen hingegen nicht nur gleitende Durchschnitte nutzen, sondern ergänzen ihr Indikatoren-Set um Indikatoren aus anderen Sparten. Möglich wären beispielsweise Indikatoren, die das Handelsvolumen abbilden, da gerade zu Beginn eines Trends das Handelsvolumen stark ansteigen kann. Eine andere Möglichkeit wären Volatilitätsindikatoren, wie der Average True Range, der verhindern soll, dass das Signal durch die übliche Volatilität ausgelöst werden kann.
Durch die Kombination von Indikatoren, die jeweils unterschiedliche Werte nutzen, ist es oft leichter möglich, zuverlässigere Voraussagen über Trends zu machen.
Fazit: Trendfolge-Strategie sehr beliebt
Trendfolge-Strategien haben zum Ziel, Trends möglichst frühzeitig zu entdecken und so ausnutzen zu können. Weil Kurse unter normalen Bedingungen oftmals nicht sprunghart steigen, sondern langsam anwachsen, können sie so nahezu optimal von einer geänderten Marktstimmung profitieren.
Der Trader investiert dafür einfach so früh wie möglich in einen Basiswert, der sich gerade dazu anschickt, längere Zeit zu steigen und kann so an der positiven Entwicklung partizipieren. Dafür ist nicht notwendig, zu verstehen, warum diese Entwicklung eingesetzt hat.
Dabei bleibt jedoch immer das Risiko, dass Trader den Trend zu spät entdecken, dass der Trend sich nicht fortsetzt oder dass sie ihm zulange folgen und die Korrektur den Gewinn zunichtemacht. Auch wenn die Theorie hinter der Trendfolge-Strategie auf den ersten Blick also sehr leicht verständlich scheint, ist es nicht leicht, sie in der Praxis auch erfolgreich einzusetzen.
Die meisten Einsteiger stoßen schon sehr früh auf Trendfolge-Strategien und es handelt sich durchaus um eine gute Möglichkeit, mit dem systematischen Trading zu beginnen. Trader sollten allerdings verschiedene Indikatoren-Sets ausprobieren und nicht vergessen, dass sie nicht nur Einstiegssignale, sondern auch Ausstiegssignale generieren müssen. Das macht die Anwendung dieser Strategie vergleichsweise zeitaufwändig und auch fehleranfällig. Für die ersten Versuche mit der Trendfolgestrategie empfiehlt sich – wie bei jeder anderen Strategie – ein Test im Demokonto.