Volatilität in der Praxis
Die Volatilität als Kursschwankungen von Werten macht die Finanzmärkte überhaupt erst möglich – denn komplett stabil verlaufende Entwicklungen würden Spekulationen und damit auch attraktive Renditen ausschließen. Das Vertrackte am Konzept der Volatilität ist, dass sie nur bedingt fassbar ist. Dennoch gibt es verschiedene Ansätze, mit denen nicht nur die historischen Preisveränderungen von Werten erfassen lassen, sondern auch Versuche, die Volatilität vorausschauend zu berechnen.
Denn eine erfolgreiche Investition reitet die Welle der Volatilität – im besten Fall wird ein Wert zu einem Tiefstand des Kurses erworben und zum Höchststand wieder verkauft, oder erweist sich dank langfristig positiver Tendenzen als wertvolle Ergänzung des Portfolios. Volatilität findet sich bei börsengehandelten Finanzprodukten wie Aktien oder ETFs, aber auch im außerbörslichen Handel mit Forex, CFDs und anderen Derivaten.
Historische und erwartete Volatilität
Unterschieden wird zwischen der vergangenen, historischen Volatilität und den erwarteten Kursschwankungen. Die historische Volatilität zu berechnen ist nicht schwierig, da Analysten und Anleger hier auf belegte Werte zurückgreifen können. Eine Aussage über die zu erwartende Volatilität zu treffen gestaltet sich schon deutlich anspruchsvoller. Das Thema interessiert Aktionäre ebenso wie Daytrader – sie alle wollen einen möglichst günstigen Einstiegszeitpunkt für den Kauf bestimmter Werte ermitteln, um so die erwartete Rendite zu maximieren. Die Berechnung der Volatilität trägt jedoch auch dazu bei, spätere riskante Kursverluste von Langzeitanlagen im Vorfeld so weit wie möglich auszugrenzen.
Die vergangene Volatilität berechnen
Um historische Kursschwankungen einer Anlage zu ermitteln, können die Höchst- und Tiefstwerte des Kurses berücksichtigt werde, die sich über einen vergangenen Zeitraum ergeben haben. Bei Aktien liegen derartigen Berechnungen Zeitspannen zwischen einem Monat und einem halben Jahr zugrunde. Die so erhaltenen Werte werden anschließend über einige Wochen oder Monate in die Zukunft projiziert – wobei diese implizierte, erwartete Volatilität natürlich immer ein Element des Hypothetischen birgt. Besonders volatile Werte entziehen sich der zuverlässigen Prognose. Dabei sind es genau die Märkte mit hoher Volatilität, die neben den höchsten Risiken auch die höchsten Renditeaussichten aufweisen.
- Historische Volatilität gibt Hinweise auf künftige Entwicklungen
- Indikatoren erlauben die Berechnung im Chart
- Mit einem ausgewogenen Portfolio können Anleger von Volatilität profitieren
Volatilität messen im Chart
Im Chartprogramm kann die Volatilität mithilfe von speziellen Indikatoren gemessen werden. Vor allem Daytrader, die innerhalb kurzer Zeitspannen starke Kursschwankungen ausnutzen, um bestmögliche Renditen zu erzielen, nutzen Volatilitätsindikatoren wie die Bollinger Bänder oder den Average True Range.
Volatilität messen mit Bollinger Bändern
Zu den bekannten Volatilitätskanälen gehören die Bollinger Bänder, benannt nach ihrem Entwickler. Die im Chartverlauf eingezeichneten Indikatoren in Form von Linien entlang der maximalen oberen und unteren Schwankungen nehmen die Form von Bändern an. Je volatiler eine Anlage, umso breiter fällt das Band aus. Auch der Mittelwert oder die Mittellinie der Bollinger Bänder ist für Trader aufschlussreich, denn sie besteht aus einem gleitenden Durchschnitt, in der Regel über 20 Tage berechnet. Die in der Volatilitätsberechnung geläufige Standardabweichung erlaubt die grafische Umsetzung des Indikators in Bandform.
ATR als Standardtool für Volatilität
Die Average True Range, abgekürzt ATR, begnügt sich nicht damit die Schwankungsbreite zwischen den Höchst- und Tiefstwerten von Kursen zu ermitteln, sondern will auch Kurslücken mit einbeziehen. Die Average True Range liefert daher eine differenziertere, bereinigte Volatilität.
Der Parabolische SAR
Eigentlich ein Indikator, der als parabolischer Stopp und Reverse bezeichnet wird, ist dieses Tool besonders bei Daytradern im Gebrauch, denn es soll die Bestimmung optimaler Zeitpunkte für den Einstieg oder Ausstieg deutlich erleichtern. Allerdings funktioniert der Parabolische SAR nur bei sehr ausgeprägten Trends, also bei deutlich aufwärts oder abwärts verlaufenden Kursen. Märkte, die in Seitwärtstrends gefangen sind, entziehen sich der Anwendung des Tools.
Volatilität = Risiko
Die Volatilität von Anlagen ist also ein Indikator zu Risiken und Renditeaussichten, zwei Ecken des „magischen Dreiecks“ der Investition. Wer als Anleger nicht nur stabile, dafür aber wenig ertragreiche Werte in sein Portfolio aufnehmen will, kommt um einige volatile Bestandteile nicht herum. Daher ist die Betrachtung der Volatilität bei der Zusammenstellung des eigenen Portfolios ein wichtiger Faktor, immer ausgehend von der persönlichen Risikoneigung und den Anlagezielen.
Auch Märkte mit hoher Volatilität wie etwa Aktien können sich als gute Anlage erweisen, hier braucht es jedoch einen langfristige Anlagehorizont, um die Kursschwankungen über Jahre hinweg zu glätten. Vor der Anlage sollte die Beschäftigung mit dem eigenen Risikoprofil stehen. Das entscheidet letztlich unter anderem über die Bereitschaft, Volatilität in Kauf zu nehmen.
Ebenso wichtig sind Überlegungen zur eigenen Anlagestrategie, die schon vor dem ersten Wertpapierkauf in den Grundzügen vorbereitet sein sollte. Hier kommen die Konzepte der Portfoliotheorie zur Anwendung – ausgehend von der Annahme, dass von den drei Kriterien Risiko, Rendite und Liquidität immer nur zwei zu vereinen sind, lässt sich für die eigene Anlage das geringste notwendige Risiko ermitteln, das die beste Rendite mit sich bringt.
Volatilität begrenzen – durch die Diversifikation des Portfolios
Wer sich noch nicht eingehend mit dem Wertpapierhandel und der Geldanlage beschäftigt hat, stellt sich gern vor, dass gute Renditen dann erzielt werden, wenn Anleger einen Wert mit Potenzial an einem Tiefpunkt identifizieren und kaufen – um später dann durch eine enorme Wertsteigerung Gewinn zu machen. Das mag im Einzelfall gelingen, die Mehrheit der erfolgreichen Investoren geht allerdings anders vor. Sie streuen das angelegte Kapital zielgerichtet.
Dank der sogenannten Diversifikation mit einer Kerninvestition aus relativ stabilen Werten mit geringeren Renditen und der zusätzlichen Anlage in einige volatilere, dafür aber profitable Werte lässt sich das Verhältnis von Rendite und Risiko sehr gut an die persönliche Erwartung und Risikoneigung anpassen. So lassen sich mögliche negative Auswirkungen von Volatilität weitgehend eingrenzen, der Anleger hat jedoch die Gelegenheit, von ihren Vorzügen zu profitieren.
Streuung von Einzelwerten
Die Volatilität ist für einzelne Werte, für sich betrachtet, grundsätzlich hoch. Daher sollten Anleger nie etwa in Aktien nur eines Unternehmens investieren. Je breiter die Anlage gestreut wird, umso geringer das Risiko durch die Volatilität einzelner Bestandteile.
Investition in verschiedene Anlageklassen
Bestimmte Phänomene können eine ganze Assetklasse ins Trudeln bringen, beispielsweise den Rohstoffmarkt oder die Aktienmärkte. Daher beinhaltet ein gut gemischtes Portfolio eine Zusammenstellung von Aktien und Anleihen, Rohstoffen, Fonds und möglicherweise weiteren interessanten Assets.
Diversifizierung nach Branchen, Regionen und Schwerpunkten
Erfasst eine Wirtschaftskrise eine Region oder ein Land, sind davon die meisten Unternehmen in diesem Bereich betroffen. Das gilt auch für Branchenkrisen. Darüber hinaus können Konflikte, Naturkatastrophen oder andere unvorhersehbare Ereignisse Regionen in Mitleidenschaft ziehen. Die Streuung der Anlage sollte daher über Industriezweige, Ländergrenzen und sogar Kontinente hinweg erfolgen.
Mithilfe von Fonds Volatilität in Grenzen halten
So weit – so gut. In der Theorie klingt die Idee, die Anlage so breit wie möglich zu verteilen, einleuchtend. In der Praxis stellt sich dann immer noch die Frage nach der Auswahl der besten möglichen Werte. Vor allem Einsteiger und Kleinanleger sind hier schnell überfordert, wenn es um die Berechnung von Volatilität und Risiko geht.
- Aktive Fonds oder ETFS sind bereits diversifiziert
- Sie nehmen dem Anleger eigene Recherche ab
- Passive Vermögensverwaltung durch ETFs ist besonders kostengünstig und einfach
Es gibt jedoch Finanzprodukte, die dem Anleger diese Arbeit abnehmen, nämlich Fonds. Ein Fonds gruppiert die in ihm enthaltenen Werte nach beliebig gewählten Kriterien. Er kann sich auf Blue Chips oder Tech-Innovatoren konzentrieren, grüne Energien beinhalten oder bestimmte Industrien in Schwellenländern. Eines ist allen Fonds gemeinsam – sie sind von vornherein diversifiziert.
Fonds gibt es als aktiv gemanagte Geldanlage, bei der ein Fondsmanager sich um die Zusammenstellung und Anpassung kümmert. Alternativ haben Anleger seit einigen Jahren die Möglichkeit, zu ETFs zu greifen. Die passive Geldanlage ist kostengünstig, transparent und hilft Volatilität zu reduzieren.
Fazit: Mit Investitionen in ETFs die Risiken der Volatilität senken
ETFs sind börsengehandelte Indexfonds. Sie beziehen sich auf einen zugrundeliegenden Index, bei dem es sich ebenso gut um einen bekannten Leitindex wie den DAX wie um den Index eines Schwellenlandes handeln kann. Auch internationale Indizes wie der weltumspannende MSCI World sind beliebte Basiswerte. Da ETFs die Wertentwicklung des Basis-Index durch Algorithmen exakt abbilden, sind sie nachvollziehbar strukturiert – und kostengünstig.
Die Einstiegsschwellen sind niedrig. Mit ETFs können auch Kleinanleger von den positiven Eigenschaften der Volatilität profitieren, genießen zugleich aber dank der breiten Streuung der Anlage schon mit nur einem Indexfonds einen guten Schutz vor Kursverluste. Wer in einen Korb von ETFs investiert, multipliziert diesen Effekt. Schon mit geringem Budget können erste Geldanlagen getätigt werden, ohne dass das Portfolio aufwändig und in Eigenarbeit zusammengestellt wird. Dabei stehen Werte zur Verfügung, die den meisten Kleinanlegern aufgrund ihrer hohen Kurse nicht zugänglich wären. Und neben der gezielten einmaligen Investition können Sparpläne auf ETFs zur langfristigen Vermögensbildung genutzt werden.