Ein Index macht Messungen möglich
Indizes werden in der Finanzwelt gern verwendet, sind jedoch nicht darauf beschränkt. Von Haus aus ist jeder Index eine Mess- oder Kennziffer, mit der Veränderungen fassbar werden – der Index bündelt eine Gruppe von Werten, die zwar individuell unterschiedlich ausfallen, jedoch aufgrund bestimmter Gemeinsamkeiten zusammengefasst werden können.
Der praktische Nutzen liegt auf der Hand: Mit einem Index kann die durchschnittliche Entwicklung dieser Gruppe erfasst werden, ohne jedoch dabei allzu detailliert auf die einzelnen Bestandteile einzugehen. Besonders wertvoll sind Indizes natürlich bei der Betrachtung von Entwicklungen über verschiedene Zeiträume.
Zur besseren Messbarkeit werden Indizes oft ausgehend von einem Basiswert 100 betrachtet. Damit ist die Entwicklung prozentual messbar. Derartige Indizes kommen in der Volkswirtschaft nicht nur für die Wertmessung von Unternehmensgruppen oder Wertpapieren zur Anwendung, sondern auch bei der Betrachtung von Preisen, Löhnen oder Inflation. Auch die Messung der Entwicklung der Produktivität oder der Lebenshaltungskosten ist mithilfe von Indizes möglich.
Die Komponenten des Index
In der Finanzindustrie und an der Börse werden Indizes vor allem für die Gruppierung von Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen eingesetzt. Die gesamte Wertentwicklung des Index hängt dabei davon ab, wie sich die einzelnen Bestandteile entwickeln. Im Fall von Aktienindizes basiert die Kursentwicklung des Index auf der Performance der enthaltenen Unternehmensaktien.
Daneben ist auch die Gewichtung, also die Anteiligkeit aller Messzahlen, und die gewählte Berichtsperiode von Bedeutung. Auch besondere Faktoren wie die Ausschüttung von Dividenden können in die Berechnung der Index-Entwicklung einfließen. Die Art und Weise, wie Indizes Informationen ausdrücken, unterscheiden sich allerdings – die wichtigsten Arten von Indizes sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Die Arten von Indizes
Die Frage „Was ist ein Index?“ lässt sich nicht allgemein verbindlich beantworten, denn Indizes unterscheiden sich nicht nur anhand ihrer Informationen, sondern auch in der Struktur. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten von Indizes:
- Der Preisindex: Mit Preisindizes lässt sich die Entwicklung von Preisen messen – sie werden sowohl bei der Entwicklung von Inflationsraten als auch bei der Betrachtung von Verbraucherpreisen eingesetzt.
- Der Mengen- oder Volumenindex: Sogenannte Mengenindizes erfassen die Entwicklung von Durchschnittsmengen und eignen sich damit vor allem für die Betrachtung von Mengen und Volumina in der Produktion.
- Der Umsatzindex: Diese Art von Indizes stellt die Entwicklung von Indizes ohne Berücksichtigung der Besteuerung dar und kann daher gut für die Betrachtung konjunktureller Trends eingesetzt werden.
In der Finanzindustrie sind zwei weitere Arten von Indizes wichtig: die Kursindizes und die auf der Performance basierenden Indizes. Sie werden vor allem bei der Zusammenstellung von Aktienindizes genutzt.
Was ist ein Index? Kursindex und Performanceindex im Vergleich
Grundsätzlich ist Kurs- und Preisindizes gemeinsam, dass sie die Veränderung der Wertentwicklung, also der Kurse, über die gewünschten Berichtszeiträume erfassen. Dabei ergeben sich Unterschiede lediglich aus den Schwerpunkten oder zusätzlich betrachteten Faktoren.
Der Kursindex berücksichtigt ausschließlich die Entwicklung der Kurse. Weitere Zahlen, etwa anfallende Zinsen oder ausgeschüttete Dividenden, werden nicht mit eingerechnet.
Beim Performanceindex hingegen ist das der Fall. Hier werden neben der Kursentwicklung auch Boni, Dividenden und Bezugsrechte mit eingeschlossen – ausgehend von der Annahme, dass Dividenden beispielsweise wieder in Aktien des jeweiligen Unternehmens angelegt werden.
Praktische Unterschiede zwischen Kursindex und Performanceindex
Gerade was die Dividenden angeht, ist der Unterschied zwischen beiden Formen des Index sofort nachvollziehbar – denn Konzerne, die eine Dividende ausschütten, verbuchen entsprechende Kursrückgänge der Unternehmensanteile unmittelbar nach der Ausschüttung. Bei einem reinen Kursindex schlägt sich dies in einem Wertverlust nieder.
Der Performanceindex berücksichtigt den Wert der Dividende jedoch und rechnet die „Verluste“ wieder auf – die Folge ist, dass er weniger stark sinkt als ein Kursindex. Bei den bekannten internationalen Indizes handelt es sich in den meisten Fällen um Kursindizes – dazu gehören unter anderem
- der US-amerikanische Dow Jones
- der europäische EuroStoxx 50
- der französische CAC 40
- der japanische Nikkei 225
- der britische FTSE 100
Bei diesen Indizes wird die Wertentwicklung lediglich anhand der Kursverläufe der enthaltenen Unternehmensaktien berechnet, ohne dass Dividendenzahlungen oder andere Faktoren ins Gewicht fielen. Der deutsche Leitindex DAX 30 hingegen ist ein Performanceindex. In jedem Fall sollen Aktienindizes die Entwicklung bestimmter Märkte repräsentieren – dies können Regionen, Länder oder Branchen sein. Auch Indizes anhand bestimmter Kriteria wie Nachhaltigkeit gibt es bereits, ebenso einen Volatilitätsindex.
Alles eine Frage der Gewichtung – wie die Werte innerhalb des Index verteilt sind
Die Aktien, die in einem Index vertreten sind, stammen von zahlreichen verschiedenen Unternehmen. Nicht alle diese Konzerne sind von gleicher Größe, weisen einen ähnlichen Umsatz oder vergleichbare Bedeutung in ihrem Marktumfeld aus. Um diese Unterschiede auszugleichen und den Index so repräsentativ wie möglich zu gestalten, werden die Messzahlen gewichtet. Dabei gibt es verschiedene Methoden.
Ein rein preisgewichteter Index weist allen Unternehmensanteilen gleiche Gewichtungen zu. Daher haben in derartigen Indizes die Werte mit hohem Kurs einen besonders starken Einfluss auf den gesamten Index, wie es beispielsweise beim Dow Jones der Fall ist, aber auch beim japanischen Nikkei.
Erfolgt eine Gewichtung anhand der Marktkapitalisierung, haben vor allem Aktien, die sehr stark gehandelt werden einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Index. Berechnet wird die Gewichtung, indem man die Aktien jedes Unternehmens im Index mit dem Grad seiner Kapitalisierung multipliziert. Der deutsche DAX 30 wird auf diese Weise berechnet, aber auch der Weltindex MSCI und der Standard & Poor‘s 500.
Eine Sonderform ist der gleichgewichtete Index. Auch hier werden Faktoren wie die Marktkapitalisierung hinzugezogen, die maximale Gewichtung eines jeden Wertes ist jedoch begrenzt, wie es beim DivDAX oder ÖkoDAX der Fall ist.
Index-Rebalancing: Wie Indizes regelmäßig ausbalanciert werden
Die für die Gewichtung eines Index verantwortlichen Kriterien sind natürlich nicht statisch. Vor allem die Marktkapitalisierung von Unternehmen unterliegt ständigen Veränderungen, die die Gewichtung der Unternehmen im Index direkt beeinflussen.
Daher werden die einzelnen Bestandteile von Indizes regelmäßig hinsichtlich der Berechnungskriterien überprüft und ihre Gewichtung gegebenenfalls angepasst. Fachleute sprechen hier vom Rebalancing – der Index wird gewissermaßen kalibriert. Dabei können durchaus einzelne Unternehmen aus dem Index herausfallen und neue Konzerne Einzug halten. Die Intervalle des Rebalancing hängen vom jeweiligen Index ab. Der deutsche DAX wird in jedem Quartal überprüft, vor allem auf den unteren Plätzen kann es hier zu Veränderungen in der Zusammensetzung kommen.
Wer berechnet Indizes – und wer nutzt sie?
Ein Index ist also in Bezug auf Wertpapiere ein Korb, der Märkte oder Teilbereiche von Märkten wiedergibt und deren Wertentwicklung über bestimmte Zeiträume messbar macht. Zur Anwendung kommen Indizes, wenn Anleger oder Finanzexperten sich ein Bild von den Entwicklungen der Märkte machen wollen.
Die Berechnung von Indizes erfolgt durch die bekanntesten und größten Börsen, durch unabhängige Anbieter wie MSCI oder durch Ratingagenturen wie beispielsweise Standard & Poor‘s. Die Auswahl der Titel kann nach sehr unterschiedlichen und individuellen Kriterien erfolgen. Daher lassen sich auch spezialisierte Branchen und Sektoren anhand besonderer Indizes beobachten.
Was ist ein Index? Bitte keine Einzelheiten
Nach dem Überblick über die Funktion und Berechnung von Indizes ist schnell klar, dass man sich mithilfe der praktischen Gruppierungen einen guten Überblick über bestimmte Märkte oder Segmente verschaffen kann. Davon profitieren Fondsmanager ebenso wie Daytrader oder private Anleger. Das sollen Indizes leisten – mehr können sie nicht. Die Durchschnittswerte der Kursentwicklung schließen von vornherein aus, dass man bei den einzelnen Werten ins Detail gehen kann. Anleger, die sich für einen bestimmten Markt interessieren und sich dann den Einzelwerten zuwenden, müssen für die Betrachtung der Wertentwicklung in diesem Fall weiterführende Methoden einsetzen – etwa die Fundamentalanalyse oder die Technische Analyse.